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Kochen liegt im Trend, keine Frage - Amateurköche träumen vom Stress der Profiküche, von der großen Messerkunst, die die Profiköche so spielerisch beherrschen. Bill Buford hatte keine Lust mehr, nur zu träumen, er reduzierte seine Arbeit als Journalist so weit wie möglich und wurde Küchensklave. Aus dieser Erfahrung hat er ein Buch gemacht, das jetzt auch als Hörbuch, gelesen von Schriftsteller und Sänger Wiglaf Droste, vorliegt.
Als Bill Buford einen berühmten italienischen Küchenchef in New York kennen lernt, wittert er seine Chance: Er bietet Mario Batali an, sich für ihn zu versklaven, also ohne Bezahlung in seiner Küche zu arbeiten - Batali nimmt an. Und so wird Buford Hilfskoch im Babbo, schneidet Zwiebeln und Möhren, wird in eine harte Schule genommen, wird herumgeschubst und niedergemacht - und ist dankbar dafür, denn was er lernt, wie er sich ändert, was für absonderliche Fertigkeiten er entwickelt, dafür nimmt er das Martyrium gerne in Kauf.
Er lernt den Zeitpunkt zu erriechen, wenn Lammkeulen gewendet werden müssen, er schafft feine Würfel aus Möhren, er darf auch mal etwas kochen - bis dahin hat er nur in der Vorbereitungsküche geschnitten und gehackt. Und mit der Zeit, Buford arbeitet insgesamt über ein Jahr im Babbo, schafft er es sogar bis zum Postenkoch, und was er vom Grill erzählt, klingt wie eine fröhliche Folter, gerne ertragene Verbrennungen inklusive.
Aber letztlich reicht ihm das noch nicht; zwar hat Buford auch am Pasta-Posten gestanden, aber er will mehr. Und so geht er nach Italien, lernt das Pastamachen von einer italienischen Köchin, und als er weiß, wie Pasta geht, heuert er bei Dario Cecchini an, dem berühmtesten Metzger nicht nur der Toskana, sondern mindestens ganz Italiens. Hier fängt er noch mal ganz von vorne an, schaut zu, macht die Hilfsarbeit und hat gleich zwei hervorragende Metzger als Lehrer, die ihm mit mehr oder weniger Geduld das beibringen, was er über Fleisch wissen will. Als er aus Italien nach New York zurückkommt, kauft er sich ein ganzes Schwein und bereitet es zu Hause zu - er errechnet etwa 450 Portionen ...
Bill Buford gehört zu den Journalisten, die wirklich schreiben können; sehr dicht und atmosphärisch schildert er die diversen Seiten der Küche, die Kollegen mit ihren oft sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten, sehr drastisch ist die Sprache hier und da, aber immer lebhaft, immer interessant. Die Idee, als renommierter Journalist einfach seinen Job aufzugeben und als Praktikant in die Küche zu gehen, mag verrückt scheinen, ist auf jeden Fall aber konsequent, und wie konsequent er dabei ist, wenn er nach Italien geht, das ist schon außergewöhnlich - so außergewöhnlich, wie letztlich auch das Buch ist.
Mit Wiglaf Droste hat das Buch auch noch einen außergewöhnlichen Vorleser gefunden, der das Buch mit viel Verve liest, nicht wie es ein Schauspieler tun würde, sondern mit der erzählerischen Pose des Autors. Das ist bei einer solch biographischen Geschichte auch wirklich von Nutzen.
So ist das Hörbuch wirklich eine runde Sache, vielleicht ein bisschen zu kurz, denn hier und da merkt man die Kürzungen, und Kürzungen sind eine schlechte Angewohnheit. Ansonsten ein tolles Buch für Hobbyköche, aber eine Warnung muss noch sein: Vegetarier könnten mit einigen Inhalten eher unglücklich sein.