Die Kluft zwischen Annabels Leben vor und nach den Ferien könnte nicht größer sein: Vor den Ferien spielte sie in einem Werbespot mit, als "das Mädchen, das alles hat". Und dieses war sie auch wirklich: Sie modelte, war beliebt, ging auf Parties, kam mit allen gut zurecht. Und nach den Ferien? Ihre ehemals beste Freundin beschuldigt sie, mit ihrem Freund geschlafen zu haben, und zieht die gesamte Schule auf ihre Seite. Der Modeljob macht Annabel auch kaum noch Spaß, doch das kann sie ihrer Mutter nicht beichten. Und so schweigt Annabel über alles, über die Nacht, die eigentlich ganz anders war, über ihre Abneigung gegen das Modeln, über ihre Wünsche und Hoffnungen. So, wie in ihrer Familie immer geschwiegen wird, auch wenn eine Tochter extrem magersüchtig wird und um das Überleben kämpft und die andere fernab der Heimat in New York versucht, zu sich selbst zu finden. Annabel, die jüngste der drei, möchte die zerbrechliche Mutter nicht auch noch mit ihren Problemen belasten - also schweigt sie.

Erst Owen, der Außenseiter der Schule, der Schläger, der Unnahbare, schafft es, ihre Mauern langsam einzureißen. Er ist ganz anders, sagt immer die Wahrheit, handelt meist sehr besonnen und ist absolut musikbesessen.

Durch ihn lernt Annabel langsam, sich selbst zu akzeptieren und nicht zu lügen, um anderen zu gefallen. Doch manche Wahrheiten sind so schmerzhaft, dass sie sie sich nicht einmal selbst eingestehen will. Dieses neuerliche Schweigen droht, alles bisher Erreichte zu zerstören.

Über die Musik findet Owen einen Draht zu Annabel, sehr passend hierzu wurde der Titel "Just listen" gewählt. Doch auch ihre Familie muss Annabel endlich zuhören, und vor allem sie selbst muss lernen, auf ihre eigene innere Stimme zu hören und zu machen, wonach ihr der Sinn steht.
Dies ist eine wichtige Lektion, die durch das Buch vielleicht auch die Leser lernen. Es fordert zudem dazu auf, hinter die Fassaden der Menschen zu blicken. So mancher ist wohl in Wirklichkeit ganz anders, wird aber von seiner Umwelt sofort abgestempelt.

Sarah Dessen schreibt mitreißend, bewegend und immer spannend. Sie zieht den Leser in ihren Bann und löst diesen erst am Ende langsam auf. Auch wenn der Leser schon früher ahnt, was Annabel so verstört hat, die Aufdeckung und ihr Eingeständnis sich selbst gegenüber verlieren dadurch keineswegs an Spannung.