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 Juan Solo, Band 1: Sohn einer Hündin

Juan Solo, Band 1

Serie: Juan Solo, Band 1
Autoren: Alejandro Jodorowsky
Illustratoren: Georges Bess
Übersetzer: Resel Rebiersch
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In Huatalco City, einer südamerikanischen Stadt, in der Korruption und Gewalt herrschen, wird ein Kind mit einem Hundeschwanz geboren. Seine Eltern setzen ihn wegen dieses Makels auf einer Mülldeponie aus, wo er von einem zwergwüchsigen Transvestiten gefunden wird. Der Transvestit namens Halbliter ist drauf und dran, den Säugling an die Hunde zu verfüttern, als er den Schwanz des Kindes bemerkt. Durch diese Missbildung fühlt er sich dem kleinen Jungen verbunden und beschließt, ihn aufzuziehen. Juan, wie Halbliter ihn nennt, muss einige Jahre später mit ansehen, wie sein Ziehvater brutal zusammengeschlagen und ausgeraubt wird. Bevor Halbliter auf dramatische Weise ums Leben kommt, vertraut er Juan noch eine Waffe an und gibt ihm den Rat, sich damit Respekt zu schaffen.
Diesen Rat beherzigt Juan und schon bald ist er der Anführer einer kleinen Gaunerbande. Sie rauben, vergewaltigen und schrecken vor brutaler Gewalt nicht zurück. Doch Juan ist ehrgeizig und verfolgt größere Pläne als seine Kameraden, die er skrupellos ermordet, um sich eine Anstellung bei einem korrupten Politiker zu verdienen. Schon bald hat er sich durch sein Können und seine Kompromisslosigkeit einen Namen gemacht.

Die Episoden aus Juans Kindheit und sein Aufstieg im Verbrechermilieu sind eigentlich nur Rückblenden. Auf den ersten Seiten von "Juan Solo" wird dieser als "Jesus von Tlacahuepan" bezeichnet und zu seiner Kreuzigung gebracht, die er selbst veranlasst hat. Juan will für die Sünden der gesamten Menschheit büßen. Wie er vom amoralischen Mörder zum Heiligen wird, bleibt vorerst ein Rätsel, dass den Leser gespannt auf die Fortsetzung warten lässt.

Alexandro Jodorowsky und Georges Bess sind renommierte Comiczeichner beziehungsweise -autoren, die auch schon vor "Juan Solo" zusammengearbeitet haben. Während Jodorowsky einen mitreissenden, rasanten Plot liefert, steuert Georges Bess das passende Artwork bei. Dabei weiß Bess genau, welche Charaktere er realistisch darstellen muss und welche er stark überzeichnen und karikieren kann, sodass das Gesamtbild stets stimmig bleibt.
Die vorherrschende Farbe in dem Comic ist eindeutig rot, die zum einen die Intensität der sehr actionlastigen Szenen steigert, zum anderen auch die Hitze Südamerikas gut transportiert.
Die Geschichte an sich, der Aufstieg eines Waisen oder eines Verbrechers, ist keine neue und auch der Hundeschwanz Juans könnte ihr nicht die nötige Innovation verleihen. Dass der Verbrecher jedoch zu einer Art zweitem Jesus ikonisiert wird, ist eine interessante Idee und erhöht den Spannungsfaktor immens.
Jodorowsky füllt jede einzelne Seite dieses Comics mit Action und Handlung, nie kommt Langeweile auf. Der Autor hält sich kaum mit langen oder gar tiefsinnigen Dialogen auf, auch den Charakteren gewährt er kaum Raum, um sich zu entwickeln oder Tiefe zu gewinnen. Ob dies ein Manko ist, liegt im Auge des Betrachters, wird doch so oft darüber geklagt, dass in modernen Comics zu wenig auf zu vielen Seiten, passiert. Dies kann man Jodorowskys Werk nicht vorwerfen, doch gerade Juan hätte ein wenig plastischer und nicht ganz so unnahbar gestaltet werden können. Nie versagt dieser "Antiheld", bei allem, was er tut, bewahrt er Würde und Coolness. Kaum einmal zeigt er Emotionen, egal was ihm widerfährt oder welche abstoßenden Gewalttaten er selbst begeht. Das macht es dem Leser schwer, mit ihm zu fühlen und sich dafür zu interessieren, welches Schicksal die Hauptfigur ereilt.

Bess und Jodorowsky sparen in "Juan Solo" nicht mit expliziten Darstellungen von Sex und Gewalt. Wer an solchen Szenen Anstoß nimmt, dem wird der Comic nicht viel bieten, denn auch Humor und emotionale Szenen fehlen fast gänzlich. Für Fans des Duos und für Freunde von actionlastigen Thrillern, die zudem mit einem Hauch von Mystik ausgestattet sind, ist das Werk jedoch empfehlenswert. Nicht zuletzt, weil der Splitter Verlag ein Garant für qualitativ sehr hochwertige und ansprechend aufgemachte Comics ist.

Linda Dannenberg



Hardcover | Erschienen: 01. Juli 2008 | ISBN: 9783940864147 | Originaltitel: Juan Solo: Fils de Flingue | Preis: 22,80 Euro | 112 Seiten | Sprache: Deutsch

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