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"Blut und Stahl", ein etwas gewagter Titel für ein deutsches Produkt, mag doch so mancher Leser an "Blut und Ehre" denken und an "hart wie Kruppstahl". Aber die LodlanD-Redaktion ließ sich davon nicht abschrecken und betitelte so den neuesten LodlanD-Länderband. Dieser hat aber nichts mit Nazis zu tun, denn die gibt es ja in LodlanD nicht, sondern mit der Allianz von Stawa und UNL. Diese Allianz ist in den beiden Ländern selbst wie bei den Nachbarn nicht unumstritten und führt zu so manchem Bauchgrimmen.
Der Völkerband beinhaltet nicht die Informationen aus dem Grundregelwerk, sondern baut auf diesem Grundwissen auf, vertieft wichtige Aspekte. Bei der UNL erfährt man unter anderem mehr über GenKom und die Blutbarone, bei Stawa viel zu den beiden Kirchen. Praktischerweise sind beide Beschreibungen gleich aufgebaut, sodass sich der Leser nicht umgewöhnen muss. Auf die speziellen Informationen folgt ein offizieller Reiseführer aus Sicht von drei Einwohnern der jeweiligen Nation. Abgründige Informationen liefert dann der inoffizielle Reiseführer, dessen drei Autoren sich weder einig noch unbedingt grün sind. Den Abschluss bildet jeweils ein Abenteuer.
Leider unterscheiden sich beide Kapitel grafisch nicht, obwohl schon ein unterschiedlicher Zierrahmen dem eiligen Leserauge einen guten Hinweis hätte liefern können, in welchem Teil er ist. Überhaupt gibt es kleine Abzüge in der B-Note; auch wenn das Layout inklusive Zeichnungen akzeptabel ist, so gibt es doch kleine Fehler. Zum Beispiel kann es sein, dass keine neue fettgeschriebene Überschrift kommt, obwohl das Thema gewechselt wurde, oder eine weiße Stelle einfach zu stark danach ausschaut, dass keine weitere Zeichnung zur Hand war. Zu loben sind hingegen die beiden Abenteuer, die gut in den Hintergrund eingebaut worden sind. Beide beziehen sich inhaltlich aufeinander und können eine kleine Kampagne bilden.
Die Union Nordischer Länder, kurz UNL genannt, hat damit zu kämpfen, dass seit einem schrecklichen Unfall im Jahre 13sE das Genmaterial der Bevölkerung schwer geschädigt ist, was dazu führt, dass immer wieder Kinder mit Defekten geboren werden. Um die Volksreinheit zu gewährleisten, ist die Fortpflanzung in der UNL streng reguliert und überwacht, Menschen mit starken genetischen Schäden dürfen sich gar nicht vermehren und Föten mit Schädigung müssen abgetrieben werden. Auch hat sich eine Art Kastensystem entwickelt, an dessen Spitze die sogenannten Blutbarone stehen, Familien mit genetisch unbelasteter DNA. Diese Familien achten streng darauf, dass ihr Blut nicht geschädigt wird, und überwachen, wer in die Familie einheiratet. Überhaupt ist die UNL geprägt von stetiger Kontrolle der Bevölkerung, auch Ausländer entkommen dem dichten Netz der Sicherheitsbehörden nicht. Die UNL ist also ein Überwachungs- und Polizeistaat mit Euthanasie und genetischem Reinheitswahn, nun ja, da schließt sich der Bogen zu den Nazis dann doch wieder.
Ohne Zweifel ein interessantes Setting, das durch den Länderband noch plastischer wird. Besonders gelungen sind hier die offiziellen wie inoffiziellen Fremdenführer. Da ist auch einiger Spielraum für den Spielleiter offen, denn es werden einige wirklich dunkle Geheimnisse angedeutet, wer weiß, was davon alles stimmt ...
Die Stawaner sind sehr religiös und so verwundert es nicht, dass der Länderband die Kirchen genauer vorstellt. Es gibt zwei Hauptkirchen, die untereinander ebenso um Macht rangeln wie mit den großen Unternehmen und dem Staat. Die Kirchen ähneln dem Katholizismus inklusive Papst, besonders die Danielisten, diese haben sogar in einem Teil von Stawa eine Art Gottesstaat errichtet. Beide Kirchen haben Abteilungen gebildet, deren Tun man nicht unbedingt bei einer solchen Einrichtung vermutet ...
Aber auch der normale Stawaner wird vorgestellt, genauer gesagt dessen Lieblingssport, die Benzinspiele, irdische Formel 1-Fans werden da sicherlich einiges wieder erkennen - obwohl Hooligans dann doch eher nach Fußballstadion klingen. Ein wenig Zerstreuung braucht auch der Stawaner, denn die großen Firmen haben das Leben ihrer Mitarbeiter recht gut unter Kontrolle, der Werkschutz hat im Wirkungsbereich der Firma Polizeiaufgaben übernommen und die Mitarbeiter zahlen in der Regel ihr Erspartes auf die firmeneigene Bank. Eine Besonderheit der Stawa darf nicht fehlen, die mobilen Städte. Diese verbleiben so lange an einer Stelle, bis dort keine Bodenschätze mehr abgebaut werden können, und ziehen dann weiter. Die verbleibenden Anlagen bieten Platz für allerlei Gruppierungen, werden aber mittlerweile oft gesprengt. Eine dieser Gruppen sind die Gondromer: Einerseits als Terroristen verschrien, übernehmen sie auch karitative Aufgaben. Mit dieser vielfältigen Gruppe hat der Spielleiter diverse Möglichkeiten zum Einsatz, obwohl das auch für Werkschützer oder Agenten der Konzerne zutrifft. Überhaupt gibt es löblich viele Abenteueransätze und Tipps für den Spielleiter, wie er die Informationen aus dem Buch im Spiel umsetzt.
Insgesamt gesehen ein gelungener Länderband mit leichten Schwächen. Für LodlanD-Spielleiter birgt er eine Fülle wichtiger Informationen, mit denen er die beiden Länder mit Leben füllen sowie eigene Abenteuer entwerfen kann. Schön ist, dass sich beide Länder stark voneinander unterscheiden, sodass weiterhin genug Abwechslung innerhalb der RDL gegeben ist. Da sich die Völker in LodlanD ja aus heutigen Völkern entwickelt haben, kann man sich auch gut hineindenken. Das Grundregelwerk wird zwar unbedingt benötigt, aber beim speziellen Setting von LodlanD im Allgemeinen ist eh kaum damit zu rechnen, dass ein Spielleiter nur ein bestimmtes Land übernehmen will, ohne sich für das Grundregelwerk von LodlanD zu interessieren. Wer sich für die Nationen UNL und Stawa interessiert, kommt an "Blut und Stahl" nicht vorbei.