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Ist das nicht eigentlich die Essenz des Pokers - der Bluff an sich? Dann muss er auch und gerade bei der momentan populärsten Pokervariante Texas Holdem ziemlich wichtig sein - und natürlich kann man nirgends so bluffen wie in Varianten, bei denen ohne Limit gespielt wird, und dieses Spiel ist heute ganz klar die Nummer Eins im Poker. Alex Lauzon, deutscher Profispieler, hat deswegen ein ganzes Buch über den Bluff geschrieben.
Alex Lauzon beginnt mit der Unmöglichkeit des Pokers ohne Bluff - und auch damit, wie uninteressant das Spiel ohne Bluff wäre. So zeigt Lauzon, wie wichtig Bluffs im ganz normalen Spiel sind, damit man nicht völlig ausrechenbar wird. Von Kapitel zu Kapitel dringt er dann tiefer in die Materie ein, streift Wahrscheinlichkeitsrechnung und Spieltheorie, erklärt aber natürlich auch die Psychologie, die hinter Bluffs steht. Hier geht es wenig um Systeme, um durchschnittliche Gewinnwahrscheinlichkeiten, ja, noch nicht einmal um die eigenen Karten, denn im Bluff spielt man nie die Karten, sondern immer die Gegner.
Lauzon erklärt auch, wie der Bluff, ja sogar das Erwischtwerden, das man ja eigentlich tunlichst vermeiden sollte, dem eigenen Tischimage zugute kommen kann. Wer schließlich das eine oder andere Mal beim Bluff seine schwachen Karten zeigen musste, der wird bei seinen guten Karten nur genauso forsch spielen müssen, damit seine Gegner an einen Bluff glauben und alles bezahlen, weil sie einen Bluff schlagen können.
Den Schluss des Buches - ein sehr umfangreicher Schluss - bilden eine Menge Beispiele für typische Bluffs, die Lauzon genau analysiert - er sagt auch, wann sie gut anzuwenden sind und wann man sie lieber sein lässt.
Auf 206 Seiten gibt es bei Alex Lauzon viel Wissenswertes über Poker. Er beschränkt sich dabei auf Texas Holdem, was keine schlechte Idee ist, denn die meisten deutschsprachigen Pokeramateure werden die anderen Varianten nur oberflächlich kennen. Bei Lauzon geht es nicht um Systeme, und dazu passt auch das Buch, das ein bisschen unsystematisch bleibt, aber dabei durchaus lesbar und spannend. Lauzon schreibt manchmal etwas vereinfachend, und natürlich erfindet er weder Bluff noch Rad neu; alles, was er da schreibt, hat man schon bei Harrington, Sklansky und den anderen Pokergurus lesen können. Nur sind die Bücher der Gurus meistens etwas schwerer durchzuarbeiten als dieses nette Bändchen.
Lauzons Buch ist gelungen, nichts für die Mathematiker des Poker, sondern etwas für die Psychologen, die risikofreudigen Bluffer, die die Schwäche ihrer Gegner sofort bemerken und trotz eigener "Rags" gnadenlos raisen und ihre Mitspieler vom Tisch blasen - und dank Lauzon hoffentlich merken, wann es sinnvoller ist, einen Bluff abzubrechen, die Karten in den Muck zu schmeißen und mit einem süffisanten Lächeln dem Gegner dazu zu gratulieren, dass er sie erwischt hat.
Ein bisschen Pokererfahrung sollte man haben, sonst wird auch das leicht zu lesende Lauzon-Büchlein eher unverständlich bleiben. Wer die Klassiker schon durch hat, wird hier allerdings nicht so viel Neues erfahren. Ein Buch für Pokeramateure zwischen diesen beiden Extremen.