Eigentlich gefällt dem jungen David Jones die Schule an seinem neuen Wohnort. Doch leider haben seine Mitschüler ein Problem mit ihm; scheinbar zieht er das Unglück magisch an. Keiner seiner Mitschüler möchte allzu viel mit ihm zu tun haben und eine fiese Gang ist auch schon auf den Unlücksraben aufmerksam geworden. Seit dem Verschwinden seines Vaters hat sich das Leben von David ohnehin stark geändert. Sein einziger Bezugspunkt ist sein Großvater und ihr gemeinsames Hobby: Modellbau. Eines Nachts macht er jedoch eine wundersame Entdeckung, die sein weiteres Leben maßgeblich beeinflussen wird. Das Schiff, das er am Nachmittag in einer großen Flasche deponiert hat, steht mitten im Garten der Familie. Zu allem Überfluss wird der völlig eingeschüchterte Junge auch noch von sehr unheimlich ausschauenden Kreaturen entführt.
Nachdem David sich sicher ist, dass er nicht träumt, erkennt er, welche Chance sich ihm bietet. Er kann sich an Bord der "Goldenen Nadel" bewähren, Abenteuer auf hoher See erleben und sich auf die Suche nach seinem Vater machen. Doch überdies stellt er fest, dass das Leben an Bord eines Piratenschiffes auch sehr gefährliche Abenteuer bereithält und nicht zuletzt muss die Erde vor dem Inferno-Rand gerettet werden ...

Diese Geschichte um die klassische Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, gepaart mit einigen fantastischen Elementen, stellt eine gelungene Abwechslung im Bereich der Jugendfantasy dar. Der jugendliche, aber auch der erwachsene Leser kann sich gut in die Situation des Schülers David Jones hineinversetzen und es macht Spaß, an seinen Abenteuern auf den Zwischenmeeren teilzuhaben. Zum Ende der Geschichte verliert die Autorin jedoch den Blick für das Wesentliche und schweift mehrmals von ihrer sonst sehr spannenden und abwechslungsreichen Handlung ab.
Allerdings muss man der Autorin zugutehalten, dass ihre Schöpfung, die Zwischenmeere und die dort auftretenden Probleme, eine interessante Abwechslung zu den sonst üblichen Welten bietet. Weiterführend gelingt es der Autorin, neben wichtigen Werten wie Freundschaft, Treue und Mut auch andere Motive, zum Beispiel Umweltschutz, behutsam in die Handlung einzubetten.

Sprachlich bleibt Julia Golding immer in einem sehr gut lesbaren Bereich, wobei man des Öfteren merkt, dass die Wortwahl der Zielgruppe angepasst wurde. Schachtelsätze, tiefschürfende Dialoge oder ein Übermaß an Fremdwörtern findet der Leser nicht vor. Die Dialoge bilden zugleich auch einen weiteren Knackpunkt: Für einen zwölfjährigen Jungen redet David bisweilen sehr altklug und besserwisserisch. So verspielt der Charakter im Lauf der Handlung viele Sympathiepunkte. Es bleibt abzuwarten, ob die Autorin diese Entwicklung bewusst herbeiführen wollte oder ob im Nachfolgeband in diesem Bereich nachgebessert wird.

Mit dem ersten Band dieser neuen Reihe rund um die Abenteuer auf den Zwischenmeeren erhält der Leser ansprechende Jugendfantasy in einem außergewöhnlich schön gestalteten Hardcover. Hier fallen besonders die "goldenen Taue" auf dem Cover auf, die dem Buch einen sehr edlen und zur Geschichte passenden Look geben. Fans von leicht erzählten, klassischen Abenteuergeschichten sollten unbedingt einen Blick riskieren - es wartet eine spannende Geschichte mit einigen frischen und unverbrauchten Ideen in einem außergewöhnlichen Setting.