Jacob Grimm hat sich nicht nur mit Märchen befasst, sondern mit der deutschen Mythologie ganz allgemein. Eigentlich war er Sprachwissenschaftler. So schrieb er denn auch eine dicke Abhandlung über die Mythologie. Diese wurde nun im Marix Verlag wieder aufgelegt.

Es handelt sich dabei um die beiden kompletten Bände, die von Grimm selbst geschrieben wurden, sowie einem dritten Band, der von Elard Hugo Meyer zusammengestellt wurde, welcher sich damals um den Nachlass Grimms kümmerte und fand, dass die zahlreichen Notizen Grimms auch veröffentlicht werden müssten.

Die Grimmschen Bände umfassen 38 Kapitel, der dritte jeweils die Anmerkungen zu jedem einzelnen Kapitel. Nach der Einleitung geht es direkt um "Gott", es folgt ein Kapitel über Gottesdienst und Feste. Später werden die "alten Götter" wie Wotan und Donar im Detail besprochen und natürlich gibt es auch ein Kapitel über Göttinnen, Helden und weise Frauen. Ebenso finden sich Wichte und Elben, Riesen und die ganze Schöpfung überhaupt in Kapiteln wieder. Tag und Nacht, Sommer und Winter, der Tod, Teufel, Zauber, Aberglaube - es wird wirklich alles besprochen, was man mit Mythologie irgendwie in Verbindung bringen kann.

Das könnte interessant sein, ist durch die Art und Weise, wie es niedergeschrieben wurde, jedoch sehr ermüdend. Grimm kann als Begründer der Germanistik angesehen werden und gemäß der Tradition der Philologen finden sich allerlei Textverweise. Da gibt es lateinische Texte, althochdeutsche, mittelhochdeutsche, etwas Griechisch ist auch hineingestreut. Zudem findet man dann schon mal Fußnoten, die die Hälfte der Seite einnehmen.
Auch das Deutsch, das Grimm verwendet, ist schwierig. Bis auf Eigennamen wird alles kleingeschrieben (das war noch vor dem Duden). Laut Anmerkung des Verlages wurde "vorsichtig revidiert" und "leichte Modernisierungen wurden vorgenommen". Trotzdem bleibt es schwere Kost.

Hinzu kommt, dass dieses Werk nicht als Unterhaltung dienen sollte, sondern eine wissenschaftliche Arbeit darstellte. Dementsprechend spannend liest es sich denn auch. Es steckt zwar viel Wissen darin, aber oft sehr komprimiert. Manche Erklärungen bleiben unklar, weil man den Kontext nicht versteht, den Verweisen nicht folgen kann oder schlicht und ergreifend kein Griechisch versteht.

Das Buch eignet sich kaum für Laien. Für den interessierten Germanisten wird es jedoch ansprechend sein, allein aufgrund der zahlreichen Textbeispiele. Wer jedoch eine Sammlung deutscher Mythen erwartet, wird enttäuscht werden. Darum geht es hier nur im Entferntesten.