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Peter Nauten ist ein ungewöhnlich stiller und in sich gekehrter Junge. Seine Ernsthaftigkeit macht ihn bei seinen Schulkameraden nicht sonderlich beliebt und lässt die Lehrer manches Mal verwundern. Aber er ist noch nicht einmal so interessant, dass es sich lohnt, ihn zu hänseln. Deswegen dreht Peter meist seine Runden alleine über den Schulhof und liest seine Bücher, die er in handliche Seitenpakete eingeteilt hat.
Seine Eltern lieben ihn, sind aber beides ebenfalls eher ruhige Menschen. Der Vater arbeitet Tag und Nacht in seiner Praxis und hat sehr selten Zeit für seinen Sohn. Die Mutter hingegen vertieft sich in ihre Hausarbeit, so dass das ganze Haus blitzblank ist und kein unnötiger Schmutz liegen bleibt. So ist auch zuhause Peter sich selbst überlassen und versinkt beim Spiel im Garten in seiner eigenen kleinen Welt.
Selbst als er Student wird und in die Innenstadt Münchens zieht, kommt er nicht leicht aus sich heraus. Das Studium alter Sprachen nimmt er lediglich auf, weil ihm nichts Besseres einfällt. Und als sein Vater stirbt, ist er gezwungen, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, in einer Anstellung bei einer Versicherung, die ihm sein Onkel besorgt hat. Er heiratet eine kleine hübsche und etwas naive Frau, verdient gutes Geld und bezieht eine schmucke Wohnung. Doch bald schon stellt sich heraus, dass er nicht für das normale Leben geschaffen ist. Nach einer Kündigung und einer Scheidung findet er eine Anstellung als Kellner und entdeckt die geheimen Schriftzeichen der Tierwelt. Hier, so denkt er, ist er an dem Punkt angelangt, der ihm Unsterblichkeit verleihen wird.
"Die Entzifferung der Schmetterlinge" ist ein Roman über einen ganz normalen, intelligenten und vollkommen unauffälligen jungen Mann. Verwoben in seiner eigenen Welt, ohne große Beziehungen zu anderen, versucht er sein eigenes Leben zu meistern. Der Versuch, ein normal bürgerliches Leben zu führen, scheitert und auch seine Hoffnung auf Ruhm zeigt sich bald als Fehlschlag. Der Leser begleitet ihn dabei stets und fühlt sich bald ebenfalls in Peters eigener Welt gefangen, da es außer ihn keine persönlichen Bezugspunkte gibt, weil andere Personen für Peter nicht weiter wichtig sind.
Dieser Roman wäre, ginge es alleine nur um den Hauptcharakter, recht langweilig, da dessen Leben eine erfolgslose und etwas verzweifelte Suche nach einem Stückchen Glück ist. Doch glücklicherweise gelingt es dem Autor, seine Handlung in eine solch poetische und zarte Sprache zu übertragen, dass es ein Vergnügen ist, seinen Ausführungen zu folgen.
Wer etwas erleben möchte, greift sicher nicht nach diesem Buch. Aber wer mitbekommen will, wie ein Autor allein durch seine Sprache den Leser zu binden vermag, der wird hier genau das Richtige finden.