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Temeraire ist für Großbritannien zur unersätzlichen Waffe im Kampf gegen Napoleon geworden. Doch die Chinesen sehen es gar nicht gerne, dass eins ihrer wertvollsten Tiere zu Kriegszwecken missbraucht werden soll. Sie schicken Yongxing, den Bruder des Kaisers, nach England, um Temeraire wieder in sein Heimatland zurückzubringen, womit weder der Drache noch sein Kapitän Laurence einverstanden sind. Doch der Widerstand von britischer Seite gegen die Chinesen ist sehr gering - schließlich will man es sich mit dem mächtigen Kaiserreich nicht verderben. Laurence und Temeraire müssen sich wohl oder übel auf einen Transport nach China begeben, wo dann entschieden werden soll, wie mit den beiden zu verfahren ist.
Eine monatelange, höchst gefährliche Reise steht ihnen bevor, auf der die Franzosen bei weitem nicht das größte Problem sind. Wird die Freundschaft zwischen Drache und Reiter dieser Belastungsprobe standhalten?
Fortsetzungen von Büchern wie "Drachenbrut" sind etwas sehr Schönes, weil sie die Welt, in denen die Geschichten spielen, bereits etabliert haben und sich dadurch uneingeschränkt auf die Handlung oder - noch besser - auf eine Vertiefung dieser Welt konzentrieren können. Schlechte Fortsetzungen verstehen das nicht und wiederholen nur - "Drachenprinz" schafft es jedoch, den Vorgänger noch zu übertreffen.
Die einige Zeit nach den Geschehnissen des letzten Bandes spielende Geschichte fängt ohne große Umschweife sofort an, man sieht sich unmittelbar wieder in die parallele Realität der napoleonischen Kriege versetzt und muss um die Zukunft von Laurence und Temeraire bangen. Novik lässt die Handlung jedoch nicht erneut auf den britischen Inseln oder gar dem europäischen Kontinent stattfinden, sondern auf einem riesigen Schiff, auf der Reise um die halbe Welt nach China. Die Ausweitung der Welt ist also rein geographisch bereits enorm. Viel bedeutender - und viel besser - sind jedoch die kulturellen Ergänzungen dieser Realität, in der gigantische Drachen schließlich Normalität sind. Einmal in China angekommen, eröffnet sich dort ein völlig anderes Bild der Drachen als das, was man als Leser bisher in Großbritannien kennen gelernt hat. Ein Bild, das in Temeraire enorme Zweifel betreffs der Behandlung seiner Spezies in Europa auslöst. Und während der junge Drache immer weiter revolutionären Gedanken nachgeht, verzweifelt sein immer noch felsenfest von der Tradition überzeugter Captain und Gentleman Laurence so langsam, findet er doch auch keine Antworten, die Temeraire zufrieden stellen könnten. Schließlich muss man sich auch als Leser fragen, ob der von Temeraire gezogene Vergleich zwischen Drachen und Sklaven nicht allzu weit hergeholt ist und was eigentlich passieren würde, wenn man Drachen ein Mitspracherecht in Regierungsfragen zugestehen würde. Viele Fantasybücher geben sich mit der Welt, in der sie spielen, klaglos zufrieden. Die eigenen Strukturen jedoch zu hinterfragen, ist ein genialer Schritt.
Actionfreunde werden mit "Drachenprinz" wieder nicht so richtig glücklich werden, jedoch passiert eine ganze Menge mehr also noch in "Drachenbrut". Die von Novik beschriebenen Scharmützel sind zwar meist recht kurz, aber dafür mit ihrem immer noch exzellenten Stil äußerst lebhaft beschrieben - genauso wie eigentlich auch alles andere in ihrer Welt. Aber, wie schon beim Vorgänger, kommt das Ende auf den allerletzten Seiten extrem plötzlich und wirkt erneut wie abgehackt. Irgendwie wünscht man sich schon einen Ausklang von mehr als nur ein paar Sätzen. Nichtsdestotrotz, die Weichen für eine interessante Zukunft der Serie sind hiermit gelegt.