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Kriminalromane gehören zu den beliebtesten Literatursparten, und Krimisendungen im Fernsehen haben ebenfalls eine beträchtliche Anhängerschaft. Es sind aber sicherlich nicht so sehr die Verbrechen selbst, die Leser und Zuschauer faszinieren, sondern vor allem die scheinbar unüberwindlichen Hindernisse, die sich den Ermittlern entgegenstellen und schließlich dank ausgefeilter Methoden und etwas Intuition überwunden werden.
In der Realität sieht es ein wenig anders aus, doch auch hier spielen etliche sorgfältig entwickelte Verfahren eine wichtige Rolle, und die meisten von ihnen haben mit komplizierter Physik zu tun.
Die hinter den bedeutendsten Methoden der Verbrechensaufklärung stehenden physikalischen Hintergründe sind Gegenstand des vorliegenden Buchs. Eingeleitet wird es durch ein Kapitel mit Historie, denn Ermittlungsarbeit hatte keineswegs immer mit Wissenschaft zu tun. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Fingerabdruck und den Möglichkeiten, die dieser eröffnet. Aber auch viele andere Sachbeweise und ihre Bedeutung für die kriminalistische Arbeit werden aufgeführt, erläutert und bewertet.
In den anderen Kapiteln geht es grundsätzlich um das Sichtbarmachen von scheinbar Unsichtbarem, vor allem um Möglichkeiten, allzu kleine Spuren effektiv zu vergrößern, wobei natürlich nicht nur die Lupe à la Sherlock Holmes und das Mikroskop zum Einsatz kommen, sondern auch komplizierte Verfahren wie die Rasterelektronenmikroskopie.
Das Buch wendet sich ausdrücklich an Laien. Zwar benötigt der Leser keine Vorkenntnisse über die übliche Schulphysik hinaus, er sollte sich jedoch darauf einstellen, dass bei der Lektüre Mitdenken gefragt ist, denn das erreichte Niveau ist für ein populärwissenschaftliches Werk nicht gerade gering. Der Autor taucht recht tief in die Materie ein und vermittelt gründlich, allerdings keineswegs pedantisch oder trocken, zum Verständnis notwendige Details und Grundlagen.
Da immer wieder berühmte oder knifflige Fälle aus der Kriminalgeschichte, teilweise noch gar nicht so alt, eingeflochten werden, deren Auflösung mit dem Kapitelthema zu tun hat, und auch die Überleitungen von einem Thema zum nächsten gut gelungen sind, wird das Buch trotz der geistigen Beanspruchung des Lesers nicht langweilig.
Zahlreiche Skizzen, teils auch Schwarzweißfotos veranschaulichen die im Text beschriebenen Vorgänge, Naturgesetze und kriminologischen Methoden. Dank dieser Illustrationen fällt es beispielsweise nicht schwer, zu begreifen, wie sich eine zuvor sorgsam von einem gestohlenen Fahrzeug abgefeilte Fahrgestellnummer wieder sichtbar machen lässt.
Spannend zu lesen ist unter anderem auch die Historie des Einsatzes physikalischer Beweise vor Gericht, denn es dauerte verblüffend lange, bis diese heute ganz selbstverständliche und unersetzliche Art der Ermittlungsarbeit akzeptiert und schließlich auch befürwortet wurde.
Ein wenig einseitig wirkt die Fixierung auf die Vergrößerung von Spuren: Gebräuchliche Verfahren wie Chromatographie oder Spektroskopie, die mittels physikalischer Gegebenheiten die chemische Zusammensetzung von Proben aufklären, fehlen.
Insgesamt aber handelt es sich um ein bei aller Sachlichkeit und inhaltlichen Tiefe spannend geschriebenes, abwechslungsreiches Buch, zwar populärwissenschaftlich ausgerichtet, doch mit Betonung der wissenschaftlichen Seite, auch wenn es praktisch ohne die den unbedarften Leser abschreckenden Formeln auskommt. Spannende Lektüre - nicht nur für Krimi-Fans!