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Vermutlich seit Beginn ihrer Existenz sucht die Menschheit nach der Antwort auf die Frage, was "die Welt im Innersten zusammenhält", wobei sich die Weise, in der Denker an diese Aufgabe herangehen, im Laufe der Jahrtausende merklich geändert hat. Vor allem lässt sich beobachten, dass sich die Naturwissenschaften, einst untrennbar mit der Philosophie verbunden, seit der Aufklärung emanzipiert haben, jedoch nicht völlig: Immer werfen neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse auch philosophische Fragen auf und vermögen nicht selten der Philosophie starke Impulse zu geben.
Um diese intensive Verbundenheit zweier im "Hortus academicus" heute voneinander eher unabhängiger Wissenschaftszweige und ihrer Sicht auf die kleinsten Dinge in unserer Welt, die Elemente und das, woraus sich ihre Partikel zusammensetzen, geht es im vorliegenden Hörbuch. Der Elementbegriff wird hierbei vorwiegend im klassischen Sinne gebraucht: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Im ersten Abschnitt des Hörbuchs, "Was ist die Welt?", geht es jedoch außerdem um Demokrits Idee des Atoms, dessen Existenz sogar in der Neuzeit lange heftig bestritten wurde. Natürlich erwähnt Lesch auch die heute bekannten subatomaren Teilchen, vor allem Quarks und Leptonen.
Der Abschnitt "Am Anfang war die Kraft" vollzieht die frühe Geschichte des Universums mit den in ihm herrschenden Bedingungen und Kräften nach: Je nach Zustand des frühen, überhitzten Universums gehen mehrere der vier Grundkräfte Schwerkraft, starke und schwache Kernkraft sowie Elektromagnetismus ineinander über und schaffen uns zutiefst fremde Welten; ihr Zusammenspiel, wie wir es aus unserem heutigen Universum kennen, kennzeichnet das vorläufige Ende einer spannenden Entwicklung.
Im abschließenden Abschnitt "Der große Zusammenhang" wagt Lesch einen Blick über den Tellerrand und betrachtet das Miteinander der Elemente aus unterschiedlichen Blickwinkeln, um eine Fächer übergreifende Sicht auf die moderne Wissenschaft zu vermitteln.
Harald Lesch ist bekannt für seine sehr gut allgemeinverständlichen Vorträge, die gleichwohl tiefe Einblicke in die Physik ermöglichen. Das vorliegende Hörbuch bildet hierbei keine Ausnahme. Der Professor für Astrophysik und Naturphilosophie Lesch erläutert die Grundlagen moderner Naturwissenschaft, ihre Wurzeln in der Philosophie der griechischen Antike und die nach wie vor enge Verflechtung zwischen Physik und der "Liebe zur Weisheit", was Philosophie ja eigentlich bedeutet. Es zeigt sich, dass Griechen wie Demokrit trotz ihrer begrenzten Möglichkeiten zu verfeinerten Naturbeobachtungen, die sie offensichtlich mit einem brillanten Vorstellungsvermögen ausglichen, durchaus realistische Weltbilder zu entwerfen wussten.
Und auch die klassischen Elemente sind mehr als nur veraltete Ideen zur Veranschaulichung damals nicht verstandener Phänomene oder eine Basis für Esoterik und Astrologie, wie Lesch aufzeigt; ihre Interaktionen haben viel mit den Wechselwirkungen realer Materie und der vier Kräfte zu tun - so, wie Physik und Philosophie sich nie wirklich voneinander abgespalten haben.
Lesch ist nicht nur ein ausgezeichneter Naturwissenschaftler und Philosoph, sondern auch ein begnadeter Erzähler: Er bezieht den Hörer unmittelbar in den Vortrag ein, korrigiert einen Ausdruck bereitwillig noch einmal hin zu einer vereinfachten Fassung, kann sich in den wissbegierigen Laien "eindenken" und nimmt ihn ernst. Wenn das Hörbuch auch ein gewisses - freilich leicht zu erbringendes - Maß an aktivem Mitdenken einfordert, so bietet es doch zugleich gute, kurzweilige Unterhaltung und vor allem natürlich einen spannenden Ausflug in die Geschichte der Naturwissenschaft und der menschlichen Vorstellungen von ihrer Welt.
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