Klippenland ist ein absurder, unmöglicher Landstrich voller ungezählter Gefahren und geographischen Eigenheiten. Folgt man dem Klippenfluss, der sich unaufhaltsam über den Felsvorsprung in die unendliche Tiefe gießt, bis zur Quelle, muss man zu allererst die steinernen Gärten durchqueren. Kurz darauf kommt man nach Unterstadt, einem bunten Gemisch aus Händlern, Schmugglern, armen und schlauen Leuten aus allen möglichen Rassen. Dort kommt man auch an einer riesigen Kette vorbei, an der fest verankert Sanktaphrax auf einem immens großen Felsen schwebt. Lässt man den Lärm der Stadt hinter sich, gelangt man in die tückischen Modersümpfe. Hier landen die Abfallhaufen der Stadt, was man der tristen stinkenden Umgebung auch direkt anmerkt. Doch die Modersümpfe sind die einzige Verbindung in den Dämmerwald und nicht wenige, die von dort kommen, wollen in Unterstadt ihr Glück versuchen. Denn der Dämmerwald ist ein tückischer Ort, dessen Luft dazu führt, dass man vergisst, weswegen man hier unterwegs ist. Am buntesten ist das Leben im Dunkelwald, der direkt dahinter liegt. Hier wohnen unzählige der verschiedenartigsten Lebewesen. In all seiner Fülle ist er bezaubernd und berauschend. Doch auch eben diese Fülle beweist er, wenn es um giftige Pflanzen und gefährliche Tiere geht. Nur ein Kundiger kann hier längere Zeit überleben.

Genau hier, im Dunkelwald, wohnt auch Twig. Er wird von seinen Eltern geliebt auch wenn er ein recht missratener Waldtroll ist. Seine Beine sind viel zu lang, seine Gestalt viel zu schlaksig und er lernte viel zu spät sprechen. Gerade die Kinder haben ihn deswegen lange und viel zu oft gehänselt. Gerne wäre er wie alle anderen. Doch er fällt leider viel zu oft auf, nicht nur wegen seiner Erscheinung, sondern auch, weil er sich nicht immer wie ein echter Waldtroll verhält.

Deswegen ist er fast erleichtert, als ihm seine Mutter eines Tages eröffnet, dass er gar nicht ihr leibliches Kind ist. Sie fanden ihn eines Tages eingewickelt in sein Schmusetuch, von dem er sich nie getrennt hat und zogen ihn auf, als wäre er ihr eigener Sohn. Damit wäre seine seltsame Erscheinung geklärt, doch nun hat er ein anderes Problem, denn er weiß nicht mehr recht wohin er gehört. Damit er auf andere Gedanken kommt, schicken ihn seine Eltern zu Verwandten. Doch leider kommt Twig nie da an. Verzaubert von der Schönheit des Dunkelwaldes weicht er vom Weg ab und ist auf einmal in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt, denn der Dunkelwald verzeiht keine Fehler.

Auf seiner Reise begegnet Twig vielen unterschiedlichen Gestalten, Furien, Faulsaugern, Schleimschmeichlern oder anderen sonderbaren Wesen. Er findet Freunde, Feinde und Wesen, die ihm vollkommen gleichgültig gegenüber stehen. Immer, wenn er der Meinung ist, sich endlich irgendwo wohl zu fühlen, ist er gezwungen weiter zu ziehen. Dabei trifft er auf verschiedenartigste Kulturen und muss vorgefasste Ansichten über ein Volk revidieren.

Doch während seiner Abenteuer findet Twig nicht nur endlich einen Weg aus dem Dunkelwald heraus, sondern endlich auch einen Weg, den er selbst in seinem Leben begehen will. Hat er sich anfangs unter den Waldtrollen so fremd gefühlt, spürt er, dass auch kein anderes Volk seinen Hunger nach Heimat und Geborgenheit befriedigen kann. Erst, wenn er mit sich selbst im Klaren ist, kann er auch einen Ort finden, an dem er sich zu Hause fühlen kann.

Dieses Jugendbuch besticht mit einer Fülle der unterschiedlichsten Wesen und Kulturen, die den Dunkelwald bewohnen. Hier gibt es wahre Freundschaften, erbitterte Feinde, falsche Vorurteile und unzählige Gefahren. Gerade die abenteuerlichen Wesen sind durch treffende Zeichnungen zum Leben erweckt worden. Die wunderbaren Bilder machen durch ihren Detailreichtum die Geschichte lebendig. Auch wenn die Geschichte um Twig, der sich selbst sucht, an manchen Stellen etwas düster wirkt, ist es dennoch ein sehr spannendes und mitreißendes Leseabenteuer sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene.