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 Ehrbare Händler

Historischer Kriminalroman

Autoren: Frank Domeier
Verlag: KBV

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Minden, im Frühjahr 1385: Der angesehene Händler Johannes Bode wird in seinem Speicher erhängt aufgefunden. Alles sieht nach einem Selbstmord aus, doch die Witwe und der Stadtrat, dem der Verstorbene angehörte, möchten das nicht glauben; Selbstmord wäre eine entsetzliche Schande.
Wie schon einmal schaltet der Bischof von Minden zwei seiner Schützlinge ein, die junge Nonne Agnes von Ecksten und den Sohn des Verwalters ihres Stifts, Ludolf vom Domhof. Den beiden präsentiert sich ein zunächst schier undurchdringlich erscheinendes Gespinst aus Behauptungen, Verleumdungen, klugen Beobachtungen, zweifelhaften Aussagen und glatten Lügen.
Nachdem Ludolf und Agnes sich zerstritten haben, ermitteln sie getrennt und in unterschiedliche Richtungen, denn während Agnes Indizien für einen Mord gefunden zu haben glaubt, meint Ludolf, Beweise für einen Selbstmord in der Hand zu haben. Agnes wird begleitet vom Hauptmann der Stadtwache, der ihr schöne Augen macht, doch ein grober Klotz ist und so manche Befragung durch sein brutales Auftreten verdirbt.
Als Agnes und Ludolf wieder zusammenfinden, haben sie eine Menge Puzzleteilchen zusammengetragen, die aber nicht zueinander passen. Hatte der ehrbare Händler Bode nun ein Verhältnis mit einer ehemaligen Magd - und deren Ehemann folglich ein Mordmotiv - oder nicht? Welche Rolle spielt Bodes Schwager, der vordergründig ebenso frömmelt wie seine Schwester, Bodes Frau, offensichtlich aber regelmäßig Prostituierte aufsuchte? Beide, Ehefrau und Schwager, haben dem Kaufmann das Leben zur Hölle gemacht. Dann ist da noch der Händler und Ratsherr Schäfermann, der Bodes Gegenkandidat zum Bürgermeister war. Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, warum Bodes Kontorsgehilfe das Vermögen des hingeschiedenen Händlers so viel geringer schätzt als alle anderen, die ein wenig Einblick haben.
Ermittlungen im "Rotlichtmilieu" führen dazu, dass sich die Puzzleteilchen plötzlich schlagartig zusammenfügen.

Der Autor des vorliegenden historischen Kriminalromans versteht sich darauf, eine mittelalterliche Atmosphäre zu schaffen, ohne sich in allzu vielen Details zu verzetteln; im Mittelpunkt steht die Aufklärung des Mordes oder Selbstmordes.
Die Geschichte selbst ist schlüssig konzipiert. Trotz vieler Aussagen kommt es nie zu Brüchen in der Logik. Auch die Spannungsbögen sind sorgfältig angelegt, vor allem wechseln spannende Befragungsszenen mit Routineerkundigungen und emotionalen Irrungen und Wirrungen der eigentlich ineinander verliebten beiden Protagonisten ab, die einander ständig in die Haare geraten.
Was die Charaktere angeht, so wirken vor allem die beiden Hauptakteure - und insbesondere Agnes - nicht immer ganz glaubwürdig: Ganz so launisch kann sich eine gut erzogene mittelalterliche Frau, dazu eine Nonne, nicht gebärden, und, klug wie sie ist, kann sie, die Ludolfs Begehren doch klar erkennt und aufgrund ihres Gelübdes ablehnt, eigentlich nicht so naiv sein, zu glauben, der derbe, völlig ungebildete Hauptmann sei mit seinen ständigen Avancen lediglich auf Freundschaft aus. Zudem irritiert das stereotype "Sie funkelte ihn wütend/zornig an", das in sehr vielen Szenen mit Agnes und Ludolf oder dem Hauptmann auftaucht.
Wie Agnes wirkt auch Ludolf emotional ziemlich unreif für sein Alter. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Umstand, dass im Grunde ein ständiges Hin- und Hergerenne zwischen allerlei Häusern und Einrichtungen stattfindet, das man hätte straffen können: So erinnert es an ein Computer-Adventure, in dem der spielende Anfänger immer wieder an verschiedene bereits aufgesuchte Orte zurückeilt, weil er bemerkt, dass er eine Auskunft oder einen Gegenstand übersehen hat.
Insgesamt macht das "Setting" einen authentischen Eindruck, und die Vielzahl an Personen aus allen Schichten einer mittelalterlichen Stadt gibt dem Roman einigen Pep. Als am Ende ein Mord geschieht, kommt es zu einem sehr spannenden Showdown.
"Ehrbare Händler" ist somit ein gut gemachter, spannender historischer Kriminalroman - trotz einiger Schwächen.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 01. Mai 2008 | ISBN: 9783940077318 | Preis: 9,90 Euro | 311 Seiten | Sprache: Deutsch

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