In dieser Geschichte geht es um einen namenlosen Ritter, der bereits viele Schlachten geschlagen, Drachen besiegt und Burgfräuleins gerettet hat. Er ist ein Edelmann wie er im Buche steht und kein Hindernis scheint groß genug für ihn zu sein - ist er doch hochherzig, tapfer und im Besitz seiner funkelnden wunderbaren Rüstung, die er über alles liebt. Über alles?
Er schätzt seinen Eisenpanzer so sehr, dass er ihn nicht mehr ablegen mag: Nicht bei Tisch, nicht beim Beisammensein mit seiner lieben Familie, ja selbst wenn er zu Bett geht, behält er seinen vollen Harnisch an. Es geschieht, dass seine Familie allmählich vergisst, wie denn der Burgherr unter dem schweren Helm aussieht. Sogar seine Nahrung muss inzwischen püriert werden, damit sie durch die Schlitze passt und er speisen kann.
So kommt es, dass seine Frau ihn eines Tages vor die Wahl stellt: Entweder legt er den Panzer ab und Sohn Christopher und Frau Juliet bekommen ihren Altbekannten zu Gesicht, so wie sie ihn kennen. Oder aber es werden ihn seine geliebten Familienangehörigen verlassen, sofern er seine Rüstung nicht ablegt.
Mit allen Mitteln versucht der verzweifelte Ritter nun sich von dem eisernen Gefängnis zu befreien, da er seine Frau und sein Kind behalten will, doch schlagen alle Versuche fehl. Es scheint, als könne nur noch der allbesungene Magier Merlin ihm weiterhelfen. Die Reise zum weisen Zauberkünstler wird angetreten und, als er endlich auf ihn zutrifft, erwartet ihm eine schwere Prüfung. Der Ritter muss verstehen, dass ihm seine Waffen und anderes Kriegsgerät für diese Schlacht nicht dienlich sein werden.
Zusammen mit Hörnchen, dem Eichhörnchen, und der Taube Rebecca begibt er sich auf den Pfad der Wahrheit, auf dem drei Burgen liegen, die er allesamt durchqueren muss: "Schweigen", "Erkenntnis" und "Wille & Wagemut". Die Schlösser stellen ebenfalls verschiedene Prüfungen dar, die der Ritter allesamt bewältigen muss, wenn er erfolgreich seinen Weg bestreiten will. Außerdem findet er einen neuen Gefährten im Laufe seines Abenteuers - sein wahres Ich, genannt Sam.
Am Ende erwartet ihn der Gipfel der Wahrheit und somit das Ende seiner beschwerlichen Reise. Doch wird sich die Reise gelohnt haben? Und: Was wird ihn dort erwarten?

Dieses Buch ist für Leser gedacht, die einem märchenhaften Erzählstil etwas abgewinnen können. Somit werden Personen angesprochen, die sich auch dazu hinreißen können, mal ganz in diese wunderbare Erzählung einzutauchen und das Geschriebene auf sich einwirken zu lassen.
Zum Einen ist das Buch sehr kurz und einfach gehalten, sodass man es als schneller Leser binnen eines Abends durch hat. Andererseits mag man an manchen Beschreibungen innehalten, das Buch für eine kurze Zeit zuklappen und über die Begebenheiten nachdenken. Und das ist ein ganz wichtiges Element in diesem Werk. Auch wenn es eine simpel erscheinende Struktur und Erzählweise aufweist, so verbirgt sich hinter dieser Fassade eine philosophische Sichtweise des Lebens.
Unwiderruflich kommen dem einen oder anderen geneigten Leser die Probleme, die sich der Ritter stellen muss, sehr bekannt vor und man denkt sich "Wie würde ich reagieren"? beziehungsweise "Trage ich nicht selbst eine Rüstung, die mich mehr behindert, als schützt?" Denn des Ritters Queste sind selbstverständlich allegorisch zu betrachten. Dennoch ist diese "Verpackung" wunderschön beschrieben.

Wer sich überraschen und über Tugenden und Selbstreflektion nachsinnen möchte, dem kann dieses Buch wärmstens empfohlen werden.
Und da dieses Buch nicht nur zum Nachdenken anregt und die Umsetzung mit dem Ritter und der Rüstung gelungen ist, sondern überdies noch an bestimmten Passagen auch oftmals geschmunzelt werden kann, ist eine Vergabe von 5 Sternen mehr als berechtigt.
Einziges Manko sind die 9,50 Euro für solch ein kleines Textstück. Bedenkt man aber, dass es sich hierbei nicht um eine 08/15 Unterhaltungslektüre handelt und das Buch zudem mit passenden Illustrationen versehen und die Schriftfarbe in dunkelrot gehalten ist, so kann man davon absehen.