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Endlich können Fans der Serie "Lost" die mysteriöse Insel in einer neu inszenierten Story auf eigene Faust erkunden und die Geheimnisse des seltsamen Eilands lüften. Aber wird der Spieler bei "Lost" selbst zum Teil der Geschichte, oder ist der Titel für echte "Lost"-Kenner eher uninteressant und vorhersehbar?
Der Plot, in Kürze und ohne zu viel zu verraten: Man schlüpft in die Rolle eines neuen Protagonisten, der nach dem Absturz von Oceanic Flug 815 sein Gedächtnis verloren hat. Anfangs etwas hilflos wirkend, stolpert man durch den Dschungel, bekommt bald den eigenen Namen und seine Herkunft heraus und muss sich mit den gefährlichen Lebewesen der Insel, kniffligen Aufgaben sowie "den Anderen" herumschlagen - ganz wie in der Serie, nur eben mit eigener Storyline.
Während des Abenteuers, das zeitlich zwischen der ersten und zweiten Staffel einzuordnen ist, begegnet man allen liebgewonnenen (oder auch verhassten) Hauptcharakteren, die einem mehr oder weniger hilfreich zur Seite stehen. Die Charaktere gewinnen durch die schöne Umsetzung markanter Gesichtsmerkmale an Authentizität, zudem wurden sie sehr gut von den deutschen Original-Synchronsprechern vertont.
Aufgaben gibt es auf der Insel genug, und nachdem "Lost" ein Adventure ist, wechseln sich gruselige Höhlenwanderungen mit vielen dialoglastigen Szenen und Rätseleien ab.
Wie in diesem Genre üblich, darf ein Rucksack samt Inventar nicht fehlen, und weil die anderen Überlebenden dringend benötigte Gegenstände nicht einfach rausrücken, sondern tauschen, gilt es, alles, was auf der Insel lose herumliegt, aufzusammeln: Von Kokosnüssen bis zu Relais, irgendwie kann man alles irgendwo benutzen oder damit handeln.
Durch die ständig wechselnden Aufgabenstellungen, die sich nach einiger Zeit zwar wiederholen, aber nett und manchmal recht anspruchsvoll gemacht sind, kommt keine Langeweile auf. Da müssen Relais in Stromschaltkreise eingebaut werden, was ziemlich fordernd sein kann. Man flüchtet vor dem schwarzen Rauch durch den Dschungel. Weicht schießwütigen Kollegen aus, während man eine Ladung Dynamit mit sich trägt. Schlägt sich mit allzu schnell wegbrennender Fackel durch fledermausverseuchte, dunkle Höhlen. Knipst Fotos in der eigenen Erinnerung, um Flashbacks freizuschalten. Muss innerhalb einer herunter tickenden Zeit kleine Rätsel lösen. Irrt mit Kompass durch den Urwald oder orientiert sich an verstreuten Trümmern des Flugzeugs.
Dabei verrennt man sich nur selten, meist ergibt sich aus Gesprächen oder Hinweisen, wie und wo es weitergehen soll. Das ist zwar einerseits gut, weil durch den linearen Verlauf der Geschichte keine großen Hänger entstehen, andererseits vermisst man manchmal die Interaktivität: A muss vor B erledigt werden, um schließlich C tun zu können. Die eingeschränkte Handlungsfreiheit stört jedoch nicht allzu sehr, da die gebotene Geschichte spannend erzählt wird.
Grafisch befindet sich Lost auf hohem Niveau. Vor allem die Gesichter und Gesten von Jack, Sawyer, Kate & Co. sind den Serienfiguren gut nachempfunden, wenn sie bisweilen auch an etwas ausdrucksarmer Mimik leiden.
Strand, Wasser und Orte wie der Bunker oder Wrackteile des Flugzeugs wurden realistisch und detailreich dargestellt. Besonders der Dschungel besticht durch eine mystische Atmosphäre: Sonnenlicht fällt gebrochen durchs Blattwerk, alles ist in Bewegung und überall raschelt etwas. Wenn dann noch der schwarze Rauch grollend um die nächste Ecke kommt, schlägt das Herz jedes "Lost"-Fans höher.
Die musikalische Untermalung ist stimmungsvoll und passend zur jeweiligen Situation, die Geräuschkulisse breit gefächert - und obendrein gibt?s auch noch den Originalsoundtrack der Serie.
Fazit: Audiovisuell bleiben bei Lost wirklich fast keine Wünsche offen. Das Spiel ist so nah an der Serie, dass "Lost - Via Domus" für Fans mit Sicherheit einiges zu bieten hat. Authentische Charaktere, stimmige Musik, eine teils beeindruckende Landschaft - die Zutaten jedenfalls wurden gut gewählt und gekonnt verrührt. Schade nur, dass die Hauptspeise dennoch ein bisschen fad schmeckt, da die Rätsel und Aufgabenstellungen sich oft wiederholen, dabei lediglich immer schwieriger werden.
Mit rund acht Stunden Spielzeit fällt das Vergnügen denn auch recht kurz aus, und da der Wiederspielwert nicht allzu hoch ist, wenn man die Story einmal kennt, liegt mit "Lost" ein Titel vor, der im Gesamtkonzept nicht ganz ausgewogen scheint.
Spieler, die mit der Serie nicht viel am Hut haben, werden sicher schnell gelangweilt sein, denn wie die Serie setzt "Lost" eher auf Dialog und Atmosphäre als auf Action und Spannung. Bei einem Preis von knapp 30 Euro kann der durchschnittliche "Lost"-Fan allerdings guten Gewissens zugreifen.