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Mit "Tom Clancy?s: Rainbow Six Vegas 2" bekommen Freunde des taktischen Shooters vermeintlich neue Kost - aber in Wahrheit nichts weiter als einen Aufguss des ersten Teils, eine Fortsetzung, die keine ist, kurzum: einen überflüssigen Appendix.
Die Story des Spiels kann durch und durch nicht überzeugen. Es geht um Terroristen. Es geht um eine Anti-Terror-Einheit, die darauf aus ist, die Terroristen zu töten und ihre Pläne zu vereiteln. Viel detaillierter wird es nicht, und nach ein bis zwei Levels versumpft die Geschichte so tief im einfallslosen Einheitsbrei, dass man sich nur noch vage bis gar nicht erinnert, warum man überhaupt hier ist und was genau in der Jobbeschreibung stand. Auf jeden Fall verstecken sich hinter jeder Ecke ein paar Terroristen, und es kann ja nicht falsch sein, die mal aufs Korn zu nehmen. Mehr gibt die Story nicht her, mehr brennt sich nicht ein.
Ebenso einfallslos (aber handwerklich nicht schlecht gemacht) kommt das Gameplay daher: Man duckt sich oder kauert hinter einer Ecke, lugt kurz hervor, schießt. Wirft allenthalben eine Granate. Lässt das Team vorrücken. Schießt. Dieses Konzept zieht sich durch alle Level, Auflockerungen gibt es nicht.
Um dem Schlagwort "Taktik" gerecht zu werden, der ja irgendwie mit allen "Tom Clancy"-gebrandmarkten Produkten einhergeht, bewegt man sich im Kampagnenmodus nicht völlig auf eigene Faust durch die Bürokomplexe und Hotels von Las Vegas, sondern befehligt (meist) ein kleines Team. Die Kameraden dürfen per Knopfdruck in jeden neuen Raum stürmen, dienen als dankbare Kugelfänger und schießen auch mal den einen oder anderen Gegner über den Haufen. Richtig taktisch wird das Spiel dadurch jedoch nicht, woran auch die Snake-Cam nichts mehr ändern kann: Mit ihrer Hilfe lässt sich unter Türspalten durchspitzeln, um so Position und Anzahl der Gegner im anderen Raum in Erfahrung zu bringen. Das ist vor allem nützlich, wenn man zu zweit gegen die Terroristen vorgeht, denn der eine öffnet geschwind die Tür, während der andere direkt die dahinter befindlichen Feinde ausschaltet.
So wenig innovativ wie die Story kommen auch die Levels samt Design daher: Irgendwie sieht alles gleich aus, alles besteht aus relativ texturlosen Wänden, Schreibtischen, Computern, Treppen und Hallen. Die Grafik ist alles andere als NextGen-würdig, und nur in den letzten beiden Levels gibt es auch mal etwas weitläufigere Gebiete. Ansonsten befindet man sich immer im Innern von Gebäuden (oder auf Dächern), und egal, ob das nun eine Turnhalle, eine Bibliothek oder ein Nachtclub ist: Es sieht doch immer alles irgendwie gleich aus, wirkt lieblos dahingeklatscht und ist wenig detailliert.
Einen Pluspunkt kann das Spiel durch seinen Zwei-Spieler-Modus einheimsen, bei dem die komplette Kampagne gemeinsam mit einem Freund in Angriff genommen werden darf. Im Gegensatz zu anderen Titeln dieses Kalibers schneidet "Rainbow Six Vegas 2" aber auch hier deutlich schlechter ab, da ganz einfach der Einzelspielermodus durch Splitscreen verdoppelt wird: Auch wenn man theoretisch kooperiert und dem Gegner zu zweit die Hölle heiß macht, fühlt sich jeder Spieler trotzdem allein, denn schöne Einfälle wie Rücken-an-Rücken oder Tandem-Gleitfliegen wie bei "Army of Two" gibt es hier nicht.
Bei all den harten Worten darf man aber nicht vergessen, dass "Rainbow Six" auch seine guten Seiten hat: Die Steuerung ist eingängig und schnell erlernt, und das langsame Vorrücken, Terroristen jagen und Team befehligen kann durchaus Spielspaß erzeugen. Es wirkt eben nur etwas altbacken und mehrfach aufgewärmt, doch wie so oft im Leben machen bekanntlich gerade die Dinge Spaß, die man kennt und kann. Wer also genau diese Art von Shooter liebt und auch den ersten Teil mit Freude gezockt hat, wird bestimmt nicht enttäuscht werden.
Tatsächlich richtig gut gelungen ist der Online-Modus, bei dem man aus vielen verschiedenen Spielmodi und Karten wählen kann. Wer gern online spielt, kommt hier - erwähnenswerter Weise völlig ruckelfrei - voll auf seine Kosten und wird den Controller so schnell nicht aus der Hand legen wollen.
Fazit: Durchwachsen, durchwachsen. Der gewöhnliche Shooterfan, der allein oder zusammen mit einem Freund ein paar Bösewichte niederschießen will, ist bei anderen Vertretern des Genres deutlich besser aufgehoben. Wer gern viel hinter Büromöbeln hockt und es nicht leid wird, Szene für Szene gleich aussehender Räume zu durchqueren und gleich aussehende Feinde zu erschießen, der wird an diesem Titel dennoch Spaß haben, auch wenn der Preis mit gut fünfzig Euro recht heftig zu Buche schlägt.