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Die Tanukis fühlen sich wohl in Tama. Nur wenige Bauern leben in dem Gebiet unweit von Tokyo und die Marderhunde gehen ihren Lieblingsbeschäftigungen nach. Sie feiern, essen, balgen und paaren sich, wann immer sie können. Doch die Idylle ist von einem Tag zum anderen bedroht. Die Menschen haben beschlossen, aus dem ländlichen Gebiet "Tama New Town" zu machen, eine Vorortsiedlung von Tokyo. Ihr Plan sieht ein Abtragen des Berges und die völlige Planierung und Bebauung vor.
Schnell wird den Tanukis klar, dass der schwindende Lebensraum ihre Existenz bedroht. Einem Instinkt folgend bekämpfen sie sich zunächst gegenseitig und machen sich die besten Fress- und Lagerplätze streitig. Doch den Anführern des Clans wird die Ausweglosigkeit dieser Kämpfe drastisch vor Augen geführt. Niemand wird überleben, wenn sie sich nicht gegen die Menschen und ihr Bauprojekt stellen. Die Tanukis beschließen einen Fünfjahresplan. Zunächst wollen sie die Verhaltensweisen der Menschen beobachten, dann ihre Verwandlungskünste ausbauen. Denn seit ewigen Zeiten sind neben den Füchsen und einigen Katzen nur die Marderhunde in der Lage, jeden beliebigen Gegenstand oder jedes andere Lebewesen durch Reorganisation ihrer Zellen zu imitieren. Auch ein Verzicht auf Nachwuchs ist in dem Plan vorgesehen. Denn nur, wenn sich alle auf die Aufgabe konzentrieren, die vor ihnen liegt, können sie siegen.
Bald aber spaltet sich die Gruppe der Tanukis in zwei unversöhnliche Lager. Die einen wollen dem Plan folgen und mit Hilfe ihrer Verwandlungskünste die Menschen erschrecken und ihnen weismachen, die Geister der Berge wären erzürnt ob des frevelhaften Tuns der Menschen. Die anderen wollen mit Gewalt und ohne Rücksicht auf das Leben der Menschen die Bauarbeiten sabotieren.
Ein Film von Studio Ghibli? Niedliche Marder, die feiern, faulenzen und balgen? Gezeichnete Bilder, die schöner nicht sein könnten und sehnsüchtige Blicke auf ein untergegangenes Japan werfen? Das muss ein Miyazaki sein, oder zumindest ein Kinderfilm der allerersten Güte!
Doch weit gefehlt. Nicht nur, dass sich der Mitbegründer der Ghibli-Studios, Isao Takahata, ausdrücklich von seinem Kompagnon Miyazaki distanziert und jede Einflussnahme desselben weit von sich weist, auch die ersten Filmminuten machen klar, dass es hier um einen Kampf geht. Einen gnadenlosen, teils brutalen Kampf, der Opfer fordert und mitnichten in schönen Bildern schwelgt.
Kein Kinderfilm also. Denn neben der harten Story, die fernab jeglicher Klischees von niedlichen Marderhunden die Vernichtung ihres Lebensraums zum Thema hat, sind es auch die oft sehr anzüglichen, mindestens aber frivolen Verhaltensweisen der Tanukis, die eher an eine Zuschauerschaft ab zwölf gerichtet scheint.
Für westliche Sehgewohnheiten werden die Hoden der männlichen Tanukis etwas zu deutlich gezeigt. Und dass sie damit zuschlagen, es zu Zelten, gar zu einem Segel zu dehnen in der Lage sind, mutet zunächst seltsam an. Doch diese Tiere stehen in Japan nun mal für sexuelle Lust, spielerisches Verhalten und listige wie versierte Kämpfe. Dies nutzend, versucht Regisseur Takahata, einen regelrechten Sozialkrimi zu inszenieren. Es geht ihm zunächst darum zu zeigen, was der Mensch mit seiner Bauwut in der ihn umgebenden Natur anrichtet. Dies gelingt ihm vorzüglich. Der Mensch ist in diesem Film wirklich nicht der nette Tierliebhaber und freundliche Geselle, sondern eher der gedankenlose, tumbe Weltenzerstörer.
Weiterhin versucht Takahata, die Sehnsucht der Japaner nach dem untergegangenen Japan zu thematisieren. Einem ländlichen Japan, einem Japan der unberührten Natur, dem Miteinander von Tier und Mensch. Einem mythischen Japan, in dem Geisterglauben und Ahnenkult eine wichtige Bedeutung haben.
Sein Fazit aber - und das bekommt dem Film nicht immer - ist absolut vernichtend. Japan ist nur noch Industrienation mit ein bisschen Folklorebeiwerk. Ohne Bedeutung, ohne Tiefgang, zur Jahrmarktsveranstaltung verkommen.
Am Ende ist der Film denn auch wenig tröstlich und ohne Happy End. Aber er macht unbändigen Spaß. Wer diese cleveren, sympathischen, rauflustigen Tiere, die immer für eine spontane Feier gut sind, nicht auf Anhieb mag, sollte zum Lachen in den Keller gehen. Denn neben allen Kämpfen, der ernsten Situation und dem traurigen Schicksal der Tiere ist der Haupttenor des Films ein lustiger. Es wird gefeiert, gelacht, gespielt und immer wieder sich verwandelt. Und dieses Verwandeln ist so komisch, so fantastisch gezeichnet, so herrlich irrwitzig und fantasievoll, dass man diesen Film einfach gesehen haben muss. Nur ein "typischer Miyazaki" ist es nicht, darauf sollte man sich einstellen.
Von den Extras erwähnenswert ist das komplette Storyboard auf der zweiten DVD, die Trailer sind verzichtbar.