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Jack ist glücklich. Der Barde "Drachenzunge" hat ihn als Schüler erwählt und hält große Stücke auf ihn. Die erste Bewährungsprobe besteht Jack, als er sich in einem Streit um die Sklavin Pega auf die Seite des Mädchens stellt. Das überaus hässliche Kind sollte für Jacks kleine Schwester Lucy sein. Doch Jack hält die Sklaverei für Sünde und nutzt das von ihm vor langer Zeit vergrabene Geld, um Pega freizukaufen. Sein erboster Vater verstößt Jack daraufhin. Der völlig verstörte Junge zieht zum Barden, begleitet von Pega, die sich aus Dankbarkeit, dass Jack ihr die Freiheit geschenkt hat, an ihn gebunden fühlt. Doch wider Erwarten ist Jack ausgerechnet auf Pega eifersüchtig. Das entstellte, dümmliche und von allen verspottete Mädchen hat nämlich eine so schöne Stimme, dass der Barde sie immer wieder auffordert, für ihn zu singen. Als es Jack zum ersten Mal glückt, die Gabe des zweiten Gesichts zu erlangen, stört ihn Pega in seiner Konzentration. Als der aufgeschreckte Junge ihr daraufhin hart ins Gesicht schlägt, scheint der Barde ihn verstoßen zu wollen. Nur Pega hält ihn davon ab.
Doch die wahre Bewährungsprobe wartet noch auf Jack. Denn als seine Mutter ihn unvermutet zu sich ruft und ihm offenbart, dass Lucy verrückt geworden zu sein scheint, kommt eine Wahrheit ans Licht, die das Leben des Barden, Jacks und Pegas für immer verändern wird. Lucy ist nicht Jacks Schwester und wurde kurz nach ihrer Geburt von Pukas vertauscht. Um herauszufinden, wo Jacks wahre Schwester ist und wer Lucy ist, brechen der Barde, Jack, Jacks Vater, Bruder Aiden und Lucy auf. Sie ahnen nicht, dass die Mächte der Hölle sich gegen die kleine Gruppe verschworen haben.
Vierhundertsechsundneunzig Seiten umfasst der Roman Elfenfluch. Daraus macht "Jumbo Neue Medien" ein Hörbuch, das auf vier CDs passt. Entsprechend heftig sind die Kürzungen. Wies der Roman noch viele Längen auf, schreitet das Geschehen im Hörbuch nun allzu hastig, oft gar lückenhaft voran. Und die feine Charakterzeichnung, die aus Jack, dem Barden, Pega und Bruder Aiden fast lebensechte Personen macht, wird im Hörbuch zu einem flachen, gelegentlich gar klischeehaften groben Etwas, das echtes Mitgefühl für deren Schicksal kaum aufkommen lässt.
Also eine völlig missratene Umsetzung? Mitnichten. Denn trotz aller Kritik und der holprigen Handlung nimmt einen die Welt der Nancy Farmer gefangen. Wie sie die uralten Mächte beschreibt, wie sie die Wirkung des Bösen auf die Menschen darstellt und wie sie in wenigen Worten die verschiedensten Wesen und ihre faszinierenden Eigenarten erschafft und vor den Augen des Hörers wirklich werden lässt, ist einfach wunderschön anzuhören.
Nicht zuletzt dank Sprecher Wanja Mues wird die Welt in "Elfenfluch" lebendig und facettenreich. Seine zunächst ob ihrer Eigenarten seltsam klingende Stimme scheint mit der Handlung zu verwachsen und wird - ein Teil von ihr geworden - zu einem idealen Führer durch die Absonderlichkeiten der Farmerschen Welt. Ihre Elfen, Pukas und Menschen werden unverwechselbar. Zudem baut Mues mit Hilfe seiner zögerlichen Art, die Dinge zu beschreiben, mit seiner krächzenden, aufbrausenden, wütenden, sanften Stimme eine Spannung auf, die den Hörer fesselt.
Ist "Elfenfluch" in der vorliegenden Hörbuchfassung auch kein Meilenstein, macht es doch unheimlich viel Spaß, der Geschichte zu folgen. Inhaltlich kaum an den ersten Band "Drachenmeer" angelehnt - sogar Jack, die Hauptfigur beider Bücher, scheint charakterlich ein gänzlich anderer zu sein - kann man dieses Hörbuch auch ohne dessen Kenntnis genießen. Wenn man auch gelegentlich verzweifeln könnte an der abrupten Art, in der die Geschichte erzählt, oder besser gesagt, verkürzt wurde.