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Hirus Halem schimmert golden inmitten der Wüste. Tausende Fackeln sind entzündet worden und noch tief in der Nacht ist die gesamte Bevölkerung auf den Beinen. Sie feiern die Ankunft Abdul Rasims. Der mächtige Fürst will höchstselbst dem Christenheer gegenübertreten, das unweit der mächtigen Festungsmauern der heiligen Stadt auf den rechten Zeitpunkt für einen Angriff wartet. Denn obwohl Gregor von Arkos bei Jaffa vernichtend geschlagen wurde, ist er mit neuen Verbündeten und einem gewaltigen Heer von fünfzehntausend Mann vor die Stadttore von Hirus Halem gezogen. Er wird von Robert, Herzog von Tarent, und dem Primas von Venedig begleitet.
Entgegen dem Wunsch Gregors wollen seine Verbündeten sofort angreifen und die heilige Stadt für die Christen zurückerobern. Nur Gunther von Flandern will mit seinen Truppen nicht in den seiner Meinung nach aussichtslosen Kampf ziehen. Obwohl er der Feigheit bezichtigt wird, bleibt er bei seiner Entscheidung.
Der Kampf steht unmittelbar bevor. Doch Sultan Abdul Rasim fürchtet mehr als seine Feinde die Unberechenbarkeit des "Simoun Dja". Er erbittet die Hilfe des Mufti von Alkar. Der Heilige, Stimme des Propheten Mamudi, gewährt ihm Schutz vor dem alles vernichtenden Wüstensturm. Nur ahnen weder der grausame Herzog von Tarent noch Sultan Abdul Rasim, wer ihnen seine Unterstützung in dem bevorstehenden Kampf versprochen hat und welchen Preis sie dafür zu zahlen haben. Es ist der "Qadj", der Teufel persönlich, der sich ihrer Seelen versichern will.
Was für ein Szenario. Jean Dufaux entführt den Leser in die Zeit der Kreuzzüge, die grausam und menschenverachtend zehntausende Tote in Kauf nahmen, einzig mit dem Ziel, die heilige Stadt Jerusalem zu erobern. Zwischen realen Ereignissen und Legenden siedelt Dufaux seine Geschichte an. Doch er fügt Mächte hinzu, die es dem Leser schwer machen. Es sind Dämonen, Menschen, die tausend Tode sterben und doch leben, es ist der Teufel höchstpersönlich, der eine wichtige Rolle bei dem unheiligen Kampf spielt. Auch der Titel gebende "Simoun Dja", ein das Fleisch von den Kämpfern reißender Wüstensturm, der mit den Dämonen der Hölle und dem Propheten Mamudi im Bunde zu stehen scheint, ist eine Zutat, die aus dem Historienspektakel endgültig einen Fantasy- und Horrorcomic entstehen lässt.
Dabei versicherte sich Texter Dufaux des Zeichners Philippe Xavier. Und der gibt sowohl der Landschaft als auch den Dämonen ein sehr eigenständiges Gesicht. Seine Hintergründe, seine mörderischen Kampfszenen sind brillant und detailreich. Manche Bilder betrachtet man minutenlang und mag kaum weiter blättern, so nehmen die wunderschönen wie die schrecklichen Szenarien den Betrachter gefangen. Vor allem die düsteren Passagen der Geschichte vermag er glänzend zu illustrieren. Seine Toten, seine rollenden Köpfe, seine Dämonen und Untoten sind schaurig schön. Leider gelingen ihm die Gesichter der Menschen - und hier besonders die der Frauen - weniger. Sie sind holzschnittartig und leicht verwechselbar. Der wütende Ausdruck ist immer der gleiche und kaum schön zu nennen. Auch die Körper der Frauen bietet keine Überraschungen, ihr Schattenriss ist identisch und stereotyp. Von Mienenspiel kann leider nicht die Rede sein. So verliert die Geschichte ein wenig an Wucht und Kraft, können doch die Menschen wenig dazu beitragen. Dies gilt allerdings vor allem für die drei wichtigen Frauenrollen dieser Geschichte. Sie können nicht überzeugen und gehören zum Schwächsten dieses Albums.
"Simoun Dja" ist komplex, überladen mit Andeutungen und Handlungselementen, düsteren Gefahren und drohenden Schatten. Auflösung verspricht allenfalls der nächste Band, denn hier wird nur die Saat gelegt, die eigentliche Geschichte des Kampfes nur vorbereitet und angebahnt.
Und auch wenn einige zeichnerische Elemente nicht ganz überzeugen, ist "Simoun Dja" doch ein beeindruckender Fantasy-Comic, der neugierig macht auf den zweiten Teil.
Grandioser Höhepunkt dieses Albums ist ein vierseitiges Panel in der Mitte. Hier wird durch Ausklappen zweier Seiten ein grandios konzipierter Blick auf die Schlacht und den "Simoun Dja" gewährt, der auch für den Splitter-Verlag einmalig ist. Diese Illustration muss man einfach gesehen haben!