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Manch einer mag sich nach Abgabe der Diplomarbeit schon gefragt haben, ob das Thema nicht für andere Kollegen oder sogar für ein breiteres Publikum interessant sein könnte. Die Qualifikationsschriften, die im Verlauf der akademischen Ausbildung zu schreiben sind, vor allem Master- und Diplomarbeiten, aber auch Dissertationen, landen allzu oft in der Schublade. Erfüllen ihre Aufgabe als Qualifikationsschrift, haben aber vielleicht auch das Zeug von mehr Menschen, als nur den Gutachtern, gelesen zu werden. Mut machend schreibt Klaus Reinhardt im ersten Kapitel seines Buches: "Sie müssen nicht die weltgrößte Koryphäe zu dem Thema sein. Alles, was Sie tun müssen, ist ein verdammt gutes Buch zu schreiben." (S.12) So einfach, wie das klingt, ist das natürlich nicht, aber selbstverständlich belässt es Reinhardt nicht bei dieser lapidaren Äußerung, sondern gibt dem potenziellen Sach- beziehungsweise Fachbuchautor allgemeine Überlegungen und ganz konkrete Hinweise mit auf den Weg.
Im ersten Kapitel finden sich Überlegungen zur Planung des Buches: Warum jemand ein Buch schreiben will oder auch für wen, sind hier die zentralen Fragen. Publikationsstrategien für die wissenschaftliche Laufbahn werden angesprochen, aber auch Praktiker, die vielleicht einen Leitfaden oder Ähnliches schreiben wollen, oder Autoren, die hauptberuflich Sachbücher schreiben wollen, sind Adressaten dieses Buches und natürlich dieses Kapitels. Hat man die Entscheidung, ein Buch zu schreiben, getroffen, kennt das Thema und die Zielgruppe, sollte man sich, will man Reinhardts Rat befolgen, bereits frühzeitig einen Verlag suchen. Für die Suche, die Kontaktaufnahme als auch die Verhandlungen hält der Autor, der selbst Lektor im Hans Huber Verlag ist, viele gute Hinweise parat. Im Anhang findet man dazu den Autorenfragebogen des Hans Huber Verlags als auch ein Vorschlag für ein Exposé. Im zweiten Kapitel schließlich geht es um die erste Fassung. Es geht darum, den richtigen Ton zu finden, um Motivation und Schreibblockaden und darum, herauszufinden, was genau das Thema des Buches ist, wo seine Grenzen sind. Auch Herausgeber von Mehrautorenbüchern werden hier nicht vergessen und bekommen einige Hinweise an die Hand. Kapitel Drei befasst sich dann eingehender mit der Struktur und Gliederung des Buches und mit der Überarbeitung der ersten, schnell heruntergeschriebenen Fassung. Die zweite Fassung ist bei Sach- und Fachbüchern, im Gegensatz zur Belletristik, erst die eigentliche "Lesefassung" und Reinhardt empfiehlt die Überarbeitung der ersten Fassung sogleich nach ihrer Beendigung zu beginnen. Einige Textteile werden gestrichen, andere neu hinzugefügt, das Grundgerüst unter Umständen völlig um- und neu aufgebaut. Hat man die zweite Fassung schließlich fertiggestellt, fehlt noch der Feinschliff. Doch zunächst muss das Manuskript erst einmal "abhängen". Derweil kann man, wie in Kapitel Vier vorgeschlagen, die Konkurrenz noch mal genauer unter die Lupe nehmen, sein nächstes Buch planen und vor allem Testleser suchen, die das Manuskript unter ganz bestimmten Fragestellungen lesen. Natürlich geht es hier auch darum, wie man gut und verständlich schreibt. Kapitel Fünf begleitet den Leser vom letztmaligen Lesen über das fertige Manuskript, das an den Verlag geschickt wird, bis zum Verkauf des Buches.
Im Anhang finden sich neben dem Autorenfragebogen und dem Beispiel für das Exposé auch Grundlagen des Urheberrechts, Informationen zur Gestaltung druckfertiger Vorlagen und ein Glossar mit Begriffen aus der Verlagssprache.
Der Aufbau des Buches orientiert sich an einem realen Buchprojekt, sodass man sich an die Textstellen halten kann, die im eigenen Projekt gerade anstehen. Sie haben eine Buchidee, das notwendige Wissen um es zu realisieren und die Entscheidung getroffen, diese Idee zu verwirklichen? Dann starten Sie im ersten Kapitel und lesen dort nach, was es bei der Verlagssuche und Kontaktaufnahme zu beachten gibt. Das Buch in einem Zuge durchzulesen, hilft, einen Überblick über die verschiedenen Planungs- und Realisierungsschritte zu bekommen, die den Verlauf eines Buchprojekts strukturieren. Der Leser bekommt einen grundlegenden Einblick in das Schreiben von Sach- und Fachbüchern und erfährt beispielsweise, dass die Überarbeitung am meisten Zeit benötigt, während das eigentliche Schreiben der ersten Fassung meistens relativ zügig vorangeht. Natürlich gibt Reinhardt nur Hinweise, die er als hilfreich empfindet. Das Buch bietet keinen obligatorischen Leitfaden, wie ein Sachbuch zu schreiben ist, und an den man sich sklavisch halten muss. Es will eher einige grundsätzliche Überlegungen anstellen, die beim Schreiben und Strukturieren des gesamten Projekts helfen können. Gleichzeitig werden aber auch ganz konkrete Hinweise und Hilfestellungen gegeben, beispielsweise wie ein Exposé aussehen sollte, damit es bei einem Verlag Aussicht auf Erfolg hat.
Das Buchprojekt, das Reinhardt hier für den potenziellen Autor vorstrukturiert hat, beginnt an dem Punkt, an dem der Autor bereits entsprechendes Wissen zum Thema hat und dieses nur noch in die Buchform bringen will. Themen wie Recherche oder Sammeln von Informationen werden in diesem Buch deshalb komplett ausgelassen.
Klaus Reinhardt hat ein verständliches, flüssig zu lesendes, informatives und vor allem auch motivierendes Buch über das Schreiben von Fach- und Sachbüchern geschrieben. Drei Interviews mit Autoren lockern die Lektüre auf und geben einen zusätzlichen Einblick in die Praxis der Schreibenden. Reinhardt selbst plaudert hin und wieder aus der Lektorenperspektive, sodass ein rundes und rundum gelungenes Buch entstanden ist.