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Einhundert Jahre lang können deutsche Fans der Fußballnationalmannschaft nunmehr zujubeln. Nachdem der Deutsche Fußball-Bund, kurz DFB, 1900 gegründet worden war, erfolgte am fünften April 1908 das erste Länderspiel, das gegen die Schweiz bestritten wurde. Und welches Ereignis böte sich mehr für ein Buch über die Nationalmannschaft an als die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz, einhundert Jahre nach dem ersten Auftritt?
Der vom DFB herausgegebene Hardcoverband beleuchtet diese hundert Jahre aus verschiedenen Blickwinkeln. Nach einem Vorwort des aktuellen DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger widmet sich das Buch zunächst den besonderen Momenten der Länderspielhistorie. Angeführt werden diese von dem legendären Spiel 1954 in Bern gegen Ungarn, das später das "Wunder von Bern" genannt werden sollte, und enden mit dem Sommermärchen der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Diese ersten Seiten beinhalten nur wenig Text; doppelseitige Bilder von entscheidenden Spielszenen erfreuen das Auge des Lesers.
Anschließend werden die Jahre seit Entstehung der Nationalmannschaft in Epochen zusammengefasst dargestellt. Ob der mehr als holprige Start der hundertjährigen Tradition, bei dem es noch nicht einmal einen Trainer gab, die schwierige Zeit während des Nationalsozialismus und nach dem Zweiten Weltkrieg oder die "Lichtjahre", als der Kaiser Franz Beckenbauer die deutsche Elf zu großen Erfolgen führte, die mit dem dritten Weltmeistertitel 1990 gekrönt wurden, hier lässt sich diese Zeit in gebündelter Form nachlesen. Auch einen Ausblick auf kommende Jahre mit dem aktuellen Bundestrainer Joachim Löw gibt es.
Es folgt ein Exkurs über die Geschichte des DFV, des Deutschen Fußball-Verbandes, in der DDR, bis die Wiedervereinigung Deutschlands anstand und der DFV aufgelöst wurde.
Ein eigenes Kapitel wird den Trainern der deutschen Nationalelf gewidmet. Den Anfang macht dabei Prof. Dr. Otto Nerz, der von 1926 bis 1936 die Geschicke des Teams leitete. Über Herberger und Schön verfolgt das Buch die Laufbahnen jedes Trainers bis hin zu Löw und stellt zuletzt auch den bedeutendsten Nationaltrainer der DDR, Georg Buschner, vor.
Über die Jahre traten immer wieder Spieler aus den Reihen der Nationalmannschaft hervor, die sich durch besondere Fähigkeiten auszeichneten; sie werden im nächsten Kapitel vorgestellt. Fritz Walter, Gerd Müller, Lothar Matthäus und Michael Ballack sind nur einige der Spielerpersönlichkeiten, die hier ausführlich mit all ihren Stärken, Schwächen, Erfolgen und Niederlagen vorgestellt werden.
Als letztes großes Kapitel lässt das Buch noch einmal die unvergessenen Spiele Revue passieren. Das Wunder von Bern und das Wembley-Tor sind nur zwei Schlagworte; besondere Fußballmomente gab es derer wesentlich mehr. Dieses Kapitel endet mit der schmerzlichen Halbfinalniederlage bei der WM 2006 gegen Italien.
Abschließend folgt ein weiterer Exkurs, der große Namen wie Pelé, Platini oder Buffon zu Wort kommen lässt. Spielbilanzen von DFB und DFV sowie ein Bild- und Quellennachweis vervollständigen die Informationen.
Wer sich für Fußball und insbesondere die deutsche Nationalmannschaft interessiert, kommt um "Unsere Jungs - 100 Jahre deutsche Länderspiele - Tore, Titel, Triumphe" nicht herum. Umfassend wird die Geschichte der Nationalelf dargestellt, alle wichtigen Namen werden genannt, alle prägnanten Momente dieser hundert Jahre geschildert. Zahlreiche Fotos, Spielszenen und Zeitschriftencover, Zitate, Daten und Fakten vervollständigen die gut zusammenfassenden Texte und lassen keine Wünsche offen.
Ein kleiner Kritikpunkt muss in Anbetracht des zweiten Exkurses eingeräumt werden. Die Idee, einen Blick von außen auf die Nationalelf zu werfen, ist sicherlich gut, jedoch scheitert die Umsetzung an teils belanglosen Texten, die ihren ungnädigen Höhepunkt in Michel Platinis kühl-distanziertem Rückblick auf seine Erfahrungen gegen das deutsche Team finden. Natürlich sollten an dieser Stelle nicht nur Lobhudeleien auf die Nationalmannschaft zu finden sein; außer dem italienischen Torhüter Gianluigi Buffon gelingt jedoch keinem der Schreiber ein gleichermaßen kritischer wie positiver Artikel.
Doch selbst dieser weniger gelungene Abschluss des Buches kann den positiven Gesamteindruck in keiner Weise schmälern. Ältere Leser werden sich mit Gänsehaut an Uwe Seeler oder den Weltmeistertitel von 1974 zurückerinnern, jüngere beim Anblick von Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann an 1990 oder 2006 denken müssen. Dem DFB ist ein toller Band über die deutsche Nationalmannschaft, ihre Höhen und Tiefen, ihre Erfolge und Misserfolge gelungen, der jedem Fußballfan ans Herz gelegt werden muss.
Mit "Unsere Jungs" erwirbt der Leser ein Stück Fußballgeschichte, das sich kein Fan entgehen lassen sollte. Der schicke Hardcoverband ist nicht nur als Geschenk für Fußballverrückte sehr geeignet, sondern auch zum selber Schmökern. Empfehlenswert!