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Der Mathematiklehrer Jens Falk scheint vom Pech verfolgt: Klassenarbeiten verschwinden aus seiner Wohnung und vertrauliche Akten sind auf einmal unvollständig, dann - ungleich schlimmer - verschwindet bei einer Klassenfahrt einer seiner Schüler spurlos. Jemand will ihn hereinlegen, glaubt Falk, und wendet sich hilfesuchend an die Privatdetektivin Katinka Palfy. Die findet bald heraus, dass Falk offensichtlich in weit Schlimmeres verstrickt sein könnte. Seine Exfreundin wird in einer Tiefgarage brutal ermordet.
Falk leitet nachmittags eine Kryptografie-AG, in der Schüler lernen, Texte zu verschlüsseln und vor allem Geheimcodes zu knacken. Kann es sein, dass der Hobby-Kryptoanalytiker im Rahmen seiner AG auf etwas Bedrohliches gestoßen ist und dass nun jemand versucht, ihm zu schaden? Diese Frage kann bald mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden, denn der Lehrer wird kaltblütig vor Katinkas Augen ermordet, offensichtlich von einem professionellen Killerkommando.
Katinka findet sich alsbald in einem wahren Netz von Intrigen, Geheimcodes und Gefahren verstrickt. Dazu trägt auch Falks Anwältin, die undurchsichtige Russin Ljubov Müller, bei. Katinka weiß nicht mehr, wem sie trauen kann - und bald erhält sie erste Drohanrufe auf ihrem Handy...
"Spinnefeind" ist der inzwischen achte Roman aus der Feder von Friederike Schmöe, in dem die Protagonistin Katinka Palfy im bayrischen Bamberg ermittelt. Palfy ist häufig von Selbstzweifeln geplagt, nachdem ihre letzte Beziehung gescheitert ist, und dennoch folgt sie entschlossen und mit detektivischem Spürsinn den verworrenen Spuren, die sich im Fall Jens Falk ergeben. Die Autorin hat das Privatleben der Detektivin glaubhaft und unaufdringlich mit der Krimihandlung vermischt, die sich übrigens wirklich sehen lassen kann: Viele Regionalkrimis bieten ein wenig Lokalkolorit und ganz nette Unterhaltung, aber wenig eigentliche Handlung. "Spinnefeind" hingegen ist ausgeklügelt und vielschichtig, weist viele typische Thrillerelemente auf und bietet wirklich spannende, anspruchsvolle Unterhaltung für Krimifans.
Die Figuren sind allesamt gut ausgearbeitet und unterscheiden sich wohltuend von den klischeehaften Lückenfüllern, die sich in so vielen Krimis tummeln. Ein wenig enttäuschend für manche Leser mag die Auflösung erscheinen, denn sie klärt nicht wirklich alles restlos auf, sondern lässt einige Fragen ein klein wenig offen und dem Leser überlassen. Andererseits trägt gerade dies zum Realismus der Geschichte bei, denn auch im wahren Leben wird die Lösung nur recht selten auf einem Silbertablett serviert und jedes Fitzelchen aufgeklärt. Krimis, bei denen auf den letzten Seiten eine glasklare Auflösung, am besten noch in Form eines klugen Monologs, präsentiert wird, gibt es ja schließlich zur Genüge. Hier hingegen wird vielmehr klar, dass es mehr als nur ein Motiv geben kann und dass ein Fall immer komplizierter wird, je mehr Personen mit unterschiedlichen Interessen mitmischen.
Besonders spannend bei "Spinnefeind" ist die Einführung in die Kryptografie, also in das Entschlüsseln von Geheimcodes. Sie spielt eine wesentliche Rolle in der Handlung und fordert den Leser sogar auf, mitzumachen - am Ende des Buches findet sich ein so genanntes Vigenère-Quadrat, mit dessen Hilfe man Botschaften verschlüsseln und mit etwas Nachdenken auch Gemeincodes entschlüsseln kann. Nebenbei wirft der Krimi auch Fragen auf, die inzwischen immer mehr an Bedeutung gewonnen haben und bei vielen Menschen für Unwohlsein sorgen: Wie sicher sind unsere privaten Daten? Müssen wir bald all unsere E-Mails verschlüsseln, um sie vor dem Zugriff Fremder zu schützen? Wie weit geht die Angst vor der Überwachung?
"Spinnefeind" ist ein gelungener Regionalkrimi, der packende und vielschichtige Unterhaltung mit vielen unterschiedlichen Charakteren bietet, ohne dabei verworren zu sein. Katinka Palfy als toughe und gleichzeitig sensible Privatdetektivin wird vor allem Frauen ansprechen.