Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Julien irrt durch die Zwischenwelt. Er ahnt nicht, dass sowohl die Heerscharen der Hölle als auch die Engel auf der Suche nach ihm sind. Er scheint für die Hölle eine Gefahr zu sein und für den Himmel die Chance auf den Sieg im ewigen Krieg der Welten. Auch der gefallene Engel Anya und der Wächter Gabriel sind auf der Suche nach dem Kind. Doch Anya scheint ihn ebenso töten zu wollen. Sie hat ihr ewiges Dasein als Engel verloren, weil sie vor Urzeiten, ebenso wie die Dämonen der Hölle, gegen die bestehende Ordnung rebellierte. Für sie war der Himmel und seine unveränderliche Existenz in alle Ewigkeit eine Bedrohung alles Lebendigen, ein Stillstand, ein grausames, unmenschliches Dasein. Sie trat für die Existenz des Bösen ein, um der Welt den Wandel zu bringen. Sie sieht in Julien die Gefahr, dass mit seiner Hilfe nurmehr der Himmel existieren wird.
Doch Gabriel, ihr ehemaliger Geliebter, tritt ihr entgegen. Er hat dem Jungen versprochen, ihm beizustehen. Und er will sich, koste es was es wolle, an sein Wort halten. Gabriel ahnt nicht, dass ihn dieses Verhalten auch in den Augen der obersten Seraphin zu einer Gefahr werden lässt. Doch nachdem er den Jungen gefunden hat und ihn vor einem Dämon der Hölle und einer Vertreterin des Himmels gerettet hat, durchbohrt ihn von hinten ein Schwert. Und kaum sieht er, wer ihn da versucht hat zu töten, wird er in den Himmel erhoben und des Hochverrats angeklagt.
Die Leser des ersten Teils der Serie "Das verlorene Paradies" reiben sich erstaunt die Augen, wenn sie einen ersten Blick in den Band "Fegefeuer" wagen. Ist doch "Hölle" vor allem so beeindruckend gewesen, weil Zeichner Alberto Varanda ihm optisch ein besonderes Gesicht verliehen hat. Denn die etwas wirre, wenig innovative Story konnte nicht vollends überzeugen, die Bilder aber sehr wohl.
Nun ist Phillipe Xavier beileibe kein Unbekannter und steht ebenfalls für exzellente Grafiken und beeindruckende Bilderfolgen. Doch legt man vor allem die Zeichnungen der Hauptcharaktere Julien, Gabriel und Anya nebeneinander, ist man doch enttäuscht. Hier wird gröber, einfacher und weniger akzentuiert an dem Charakterbild der Figuren gefeilt. Oder zumindest entsteht ein anderer Eindruck von den Gefühlen und Haltungen der Drei.
Auch die architektonisch so differenzierte Bildfolge, die Himmel und Hölle gegenüberstellte, fehlt fast völlig. Dafür kann Xavier bei der Konzeption der Zwischenwelt punkten. Seine Bilder sind düsterer, härter und angsteinflößender als die Varandas. Und sie treffen damit den Ton der Geschichte auf das Exakteste.
Leider ist der Plot wieder arg chaotisch und unzusammenhängend. Rückblenden, Schauplatzwechsel, verschiedene Erzählebenen verbinden sich selten zu einem sinnvollen Ganzen und der Leser sucht die meiste Zeit nach dem Sinn der einzelnen Passagen.
Nein, wer das erste Album schon nicht perfekt fand, wird hier noch mehr Haare in der Suppe finden. "Fegefeuer" ist nicht überzeugend und kann allenfalls durch die Bilder, die hervorragende Druckqualität und die sehr interessante Charakterzeichnung von Anya und Gabriel den Leser dazu verführen, den dritten Band zu erwerben.