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Das Leben im Rom der Nachkriegszeit ist hart, Arbeit macht sich rar. Umso erfreuter ist der arbeitslose Antonio, als er eine Stelle als Plakatkleber bekommt. Für seinen Job braucht er sein Fahrrad, das er sich unter Anstrengungen vom Pfandleiher zurückbeschafft. Doch das Glück bleibt Antonio nicht gewogen. Gleich an seinem ersten Arbeitstag wird sein Fahrrad gestohlen - und ohne Transportmittel gibt es auch keine Arbeit.
Der Verzweiflung nahe begibt sich Antonio mit seinem Sohn Bruno auf eine Odyssee durch Rom, auf der Suche nach einem Fahrrad unter Tausenden.
Vittorio de Sicas "Fahrraddiebe" wird gerne als einer der besten und wichtigsten italienischen, wenn nicht gar internationalen Filme zitiert. Eine erstaunliche Leistung für eine Geschichte, die sich nicht explizit mit großen Themen wie Krieg, Liebe oder Tod beschäftigt, sondern nur mit einem Vater, seinem Sohn und seinem Fahrrad. Doch genau hierin liegt der Knackpunkt und der Grund dafür, warum "Fahrraddiebe" einen so großen Einfluss hat. Der Film ist ein Musterbeispiel für die Werke des italienischen Neorealismus, der in der Nachkriegszeit eine Gegenbewegung zum großen, eskapistischen Starkino darstellte und sich auf soziale Themen konzentrierte, die eng am Volk lagen.
So nahm sich de Sica für seinen Film keine großen Schauspieler, sondern Laien von der Straße, drehte fast ausschließlich an Originalschauplätzen in Rom und konzentrierte sich auf eine kleine, aber emotionale Geschichte, die nicht nur der italienischen Bevölkerung der Nachkriegszeit aus dem Herzen gesprochen haben dürfte. Auch heute noch weiß die traurige Geschichte über Vater und Sohn mit ihrem offenen Ende und ihrer kafkaesken Hoffnungslosigkeit zu rühren, hat kaum etwas von ihrer emotionalen Eindringlichkeit verloren. Deswegen darf "Fahrraddiebe" auch heute noch als Meisterwerk gelten. Zu einer Zeit, in der der Verlust eines Fahrrads oder gar eines Autos kaum mehr als ein großes Ärgernis empfunden wird, gibt der Film einen fast schon belehrenden Einblick in die Nachkriegszeit, in der genau das eine Existenz bedrohen konnte.
Auf emotionaler Basis - und das ist die große Stärke von "Fahrraddiebe" - kann der Film von jedem verstanden werden. Die von Alamode Film veröffentlichte DVD-Edition richtet sich jedoch in erster Linie an echte Cineasten, an Filmliebhaber und -historiker, die "Fahrraddiebe" als wichtigen Bestandteil des internationalen Kinos sehen. Zwar hat der Film selbst keine bahnbrechende qualitative Überarbeitung erfahren, an Bild- und Tonqualität der DVD kann man angesichts des Alters von 60 Jahren aber nichts bemängeln.
Auf der Bonus-DVD gibt es drei große Features, die vor allem Liebhaber des italienischen Kinos beziehungsweise des Neorealismus interessieren werden. Die bessere der beiden einstündigen Dokumentationen ist die über den einflussreichen Drehbuchautor und Filmemacher Cesare Zavattini, während das Feature über Vittorio de Sica selbst die Aufmerksamkeit gestandener Cineasten auf eine harte Probe stellt. Zuletzt gibt es noch zwanzig Minuten Interviews über den Regisseur sowie eine Bildergalerie und den Kinotrailer des Hauptfilms. Zwar beschäftigt sich keins der Features ausschließlich mit "Fahrraddiebe", dennoch sind die Dokumentationen recht treffend gewählt.
Am informativsten ist freilich das Booklet zur DVD, das zwei sehr aufschlussreiche und anspruchsvolle Artikel über "Fahrraddiebe" enthält. Die Umsetzung auf Silberscheibe ist Alamode Film daher gut gelungen. Liebhaber des italienischen Kinos, Cineasten und Sammler werden um den Kauf dieses Films nicht herumkommen.