Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Krümel Löwenherz ist klein, krummbeinig und hässlich. Und er wird nicht mehr lange leben, denn er ist schwer krank. Doch sein großer Bruder Jonathan macht ihm immer wieder Mut. Er erzählt ihm von Nangijala, dem Land, in das die Verstorbenen kommen. Doch was soll Krümel in Nangijala, ganz allein, hässlich und krank?
Wieder aber versucht Jonathan, ihm die Angst zu nehmen. Er wäre nicht allein, auch er komme schließlich irgendwann nach Nangijala und da dort die Zeit anders vergehe, müsste er vielleicht nur einen Nachmittag auf ihn warten. Und hässlich sei Krümel dort auch nicht. In Nangijala sei niemand mehr krank, krummbeinig oder allein.
Doch dann kommt alles ganz anders - und doch genau so, wie Jonathan es Krümel versprochen hat. Denn nicht Krümel stirbt zuerst, sondern Jonathan, der ihn aus einem brennenden Haus rettet und dabei selbst ums Leben kommt. Und Krümel, der wenige Monate später stirbt, staunt nicht schlecht, als er im Kirschblütental erwacht. Er hat nicht nur ein eigenes Haus, ein Pferd, das nur ihm gehört, einen Fluss und einen wunderschönen Garten, er findet auch Jonathan wieder - ganz so, als sein kein Tag verstrichen. Es könnte für Krümel und Jonathan das wahre Paradies sein, wenn nicht auch über dem Kirschblütental dunkle Wolken aufziehen würden. Tengil, ein grausamer Tyrann, hat bereits das benachbarte Heckenrosental unterjocht und schickt sich an mit seinem furchtbaren Drachen Katla auch in Jonathans und Krümels Idyll einzudringen. Doch noch gibt es Jonathan Löwenherz; so wird der junge Mann im Kirschblütental genannt. Und es gibt Krümel, der zwar feige und ängstlich ist, im Kampf um seinen Bruder aber weit über sich hinauswächst.
1987 entstand unter der Regie von Kurt Vethake eine Hörspielversion des gleichnamigen Buches von Astrid Lindgren.
"Die Brüder Löwenherz" ist eine traurige, aber auch Mut machende Auseinandersetzung mit dem Tod. Die Kinder, die in dieser Geschichte sterben, erwachen in einer Art Paradies. Doch Nangijala entpuppt sich schnell als ebenso bedroht wie die wirkliche Welt. Auch hier gibt es Verräter, Tyrannen, Untiere und heldenhafte Widerständler. Auch hier gibt es Treue, Liebe, Angst und wiederum den Tod. Doch die Geschichte, die niemals rührselig ist, erweist sich als spannendes, herzerfrischendes Märchen aus der Feder der wohl begnadetsten Geschichtenerzählerin des letzten Jahrhunderts.
Wer aber das Buch in all seinen Zwischentönen, seiner komplexen Auseinandersetzung mit dem Sterben, seiner tiefgründigen Botschaft der Nächstenliebe und der inneren Stärke in all ihren Implikationen liebt, wird nach dem Hören dieser Produktion ein wenig enttäuscht sein. So fantastisch die Sprecher ihre Sache auch machen, so gut die musikalischen Einlagen auch sind, es fehlen unzählige Kleinigkeiten und Handlungselemente. Die Kürzungen sind um so schmerzlicher, als dass sie nur mehr eine einfache, geradlinige Abenteuergeschichte übrig lassen. Wenig Schmerz, kaum Tränen, zu wenig Tod kommt darin vor, um nachhaltig zu beeindrucken.
Dennoch - das fast zweistündige Hörspiel glänzt nicht nur mit gut aufgelegten Sprechern, auch die Geschichte selbst begeistert die kleinen Zuhörer. Es ist vor allem für Siebenjährige - und ab diesem Alter wird dieses Hörspiel beworben - eine gute, eine sehr gute Geschichte. Sie ist verständlicher als das Buch, einfacher nachzuvollziehen und kindgerechter. Auch wenn Astrid Lindgren dies selbst verneinen würde - ihr ist gerade die komplexe Behandlung des Themas wichtig gewesen - gehört diese Hörspielversion zu den nettesten Produktionen eines ihrer Bücher.