Wu Hufan gehörte zu den bedeutendsten Kennern chinesischer Kunst im frühen 20. Jahrhundert. In perfekter Kalligrafie hinterließ er Kolophone, das sind Aufschriften beziehungsweise Kommentare, auf berühmten und wichtigen chinesischen Malereien und Schriftkunstwerken. Seine Kunstkommentare finden auch heute noch große Beachtung und werden von Kunstkennern auf der ganzen Welt diskutiert und anerkannt. Die Kolophone wurden ein Teil der Überlieferungsgeschichte eines jeden damit verzierten Werkes.

Clarissa von Spee hat sich nun den Kolophonen von Connoisseur Wu Hufan angenommen und sie übersetzt, analysiert und kritisch reflektiert. Sie zeigt auf, wie in China Kunst betrachtet und unter welchen Aspekten sie beurteilt wurde. Außerdem stellt von Spee auch immer wieder Bezüge zur modernen Gesellschaft Chinas her und verdeutlicht, welchen Beitrag Wu Hufan für die Kunstkennerschaft in Shanghai geleistet hat.
Zudem bietet das Buch "Wu Hufan" auch noch eine sehr ausführliche Biografie des Kunstkenners, die von seinen frühen Jahren in Suzhou (1894-1924) bis hin zu seinem Leben und Schaffen unter kommunistischem Regime (1949-1968) reicht.
Es finden sich außerdem zahlreiche Bilder von Kalligrafie, Malerei und Portraits von Wu Hufan und seiner Familie.

Dies ist wohl eines der wichtigsten und umfangreichsten Werke zu Wu Hufan, die in der westlichen Welt zu finden sind. Man merkt Clarissa von Spee die Fachkompetenz, die sie sich durch intensive Studien und Recherchen erworben hat, deutlich an. Die Autorin schafft es, den Geist Hufans zum Leben zu erwecken und seine Kolophone verständlich zu machen, ebenso wie sie dem Leser das Verständnis chinesischer Kunst erleichtert.

Wer Probleme mit englischen Fachtexten hat, sollte lieber davon absehen, "Wu Hufan" zu erwerben. Denn die Texte sind alles andere als leicht verständlich und bisweilen eher trocken, dafür aber sehr informativ. Schade ist, dass man auf farbige Abbildungen verzichtet hat und dass die Bilder zumeist auch recht klein sind. Wer sich also nicht nur für die Kolophone und Wu Hufans Leben und Einfluss interessiert, sondern auch für die Kunstwerke, die ihm etwas bedeutet haben, wird hier vielleicht enttäuscht werden und muss im Anschluss an die Lektüre selbst weiter recherchieren.

Allen anderen Liebhabern und Kennern der chinesischen Kunst sowie Bewunderern Wu Hufans kann man aber nur zu diesem Werk raten.