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Brian Keene zählt in den USA zu den Top-Autoren. Bereits zweimal konnte er den begehrten Bram-Stoker-Award gewinnen. Umso erstaunlicher die Tatsache, dass "Angst vor dem Sturz" sein Deutschland-Debüt darstellt. Allerdings handelt es sich bei diesem Buch nicht um einen Roman, sondern um eine Sammlung von Kurzgeschichten.
Die Geschichten im Einzelnen:
"Staub" - Die Folgen des 11. September 2001; nicht global, sondern exemplarisch auf einen Menschen bezogen.
"Babylons Sturz" - Der Irak-Krieg lässt die Menschen zu teils sehr seltsamen Mitteln greifen. Manche suchen in Götzen und Magie ihr Heil.
"Frust in Bethlehem" - Maria und Josef, Armut sowie eine Geburt; in unserer heutigen Zeit, mitten in den Vereinigten Staaten.
"Rotes Holz" - Die Natur ist nicht länger das Opfer. Hin und wieder wird sie auch zur Täterin.
"Der König in ... Gelb" - Ein besonderes Theaterstück lässt Menschen seltsame Dinge tun.
"Ein Ausweg" - Nicht jede Hilfe ist gutgemeint. Bitter, wenn man diese Erfahrung nach einem Unfall machen muss.
"Lila Zeug" - Es fällt vom Himmel und es ist wahrhaft mörderisch.
"Gestrandet" - Eine Game-Show auf einem malerischen Eiland fordert von den Kandidaten wirklich alles.
"Zysten" - Rache, Schuld und ein wohl verdientes Schicksal vereinen sich in dieser Geschichte.
"Der Garten, meine Tränen" - Die Welt ist überflutet. Aber das noch immer steigende Wasser ist nicht die größte Gefahr für die Protagonisten.
Der Autor versucht in zehn mal kurzen, mal längeren Geschichten sein Verständnis von Horror niederzuschreiben. Dabei muss es nicht immer mit dem Teufel zugehen, denn hin und wieder kommt eben dieser Horror ganz ohne übersinnliches und dämonisches Zutun aus.
Die Geschichten selbst sind von den Themen her einerseits weit gestreut, andererseits jedoch beklemmend aktuell. Ob das Trauma des 11. September 2001 behandelt wird, der Krieg im Irak oder die Angst der Amerikaner vor einem weiteren Terroranschlag, Big Brother oder eine aus dem Ruder laufende Natur - Keene nimmt in seinen Geschichten genau das auf, was die Menschen bewegt, und führt es teils ins Absurde, bleibt aber teils auch so real, dass man den Schmerz und die Panik, die Trauer und das Unverständnis der handelnden Personen nachempfinden kann. Dabei funktionieren die Geschichten nicht nur in den USA, denn mit einer modernen Sprache und einem schlichten, aber brutal deutlichen Stil geht er weiter als viele seiner Kollegen. Die von ihm beschriebenen Szenen sind sicherlich nichts für schwache Nerven, da er die Distanz zwischen Leser und Geschehen aufhebt, indem er schlicht auch dort ins Detail geht, wo sich der Leser angewidert abwenden möchte. Aber gerade dieses Verstecken, dieses nicht-sehen-wollen bleibt ihm verwehrt. Keene spielt mit den tiefsten Ängsten der Käufer, reizt aus, was ihnen bei Nacht den Schlaf raubt und lässt sie am Ende ohne Hoffnung zurück.
Ein Alptraum, den deutsche Leser vielleicht nicht vollends nachvollziehen werden können. Aber das, was bleibt, ist noch immer stark genug, um ein Gefühl der Beklemmung und des Schauderns auszulösen.
Was die deutsche Übersetzung betrifft, so ist sie überwiegend gut gelungen. An manchen Stellen haben sich jedoch Fehler eingeschlichen, die hätten vermieden werden können; zumal sie sinn-störend sind. Zum Glück ist dies aber nicht allzu häufig geschehen und kann als Ausrutscher des Übersetzers gesehen werden. Den Flair des Buches mindern sie nicht.
Fazit:
Es ist unverständlich, dass die großen Verlage in Deutschland nicht längst auf Brian Keene aufmerksam geworden sind. Zumal man ihn in den USA als zurzeit besten Horror-Autor feiert. Die Sammlung leistet sich keine Schwächen, da jede Story den Punkt trifft, den man sich als Leser wünscht, gleichwohl aber auch fürchtet.