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In Hamburg-Ohlsdorf wurde am 01.07.1877 eine einmalige Grabanlage eröffnet. Sie ist europaweit einzigartig. Nicht nur ihre Größe von vierhundert Hektar, auch ihr künstlerischer Anspruch, die großzügige Anordnung von Freiflächen und Gräberfeldern, beeindruckende Statuen und Denkmäler, Kapellen, Mausoleen, Feierhallen, einem Krematorium und vielen Kilometer Wegen - auch die unvermutete Stille inmitten einer Weltstadt fasziniert und begeistert jährlich Tausende Besucher und Gäste.
Der Fotograf Daniel Brembor hat mit seinem Debut-Fotoband diesem Friedhof versucht im wahrsten Sinne des Wortes ein Denkmal zu setzen. Auf einhundertsechsundzwanzig Seiten nähert er sich behutsam den Gräbern, Statuen und Anlagen. Seine Umsetzung bedient sich der ältesten Form der Fotografie, dem Schwarz-Weiß-Bild.
Zunächst überrascht die Sparsamkeit des Einsatzes von Text in diesem Bildband. Zwei knappe Artikel finden sich auf den ersten Seiten, zwei Einspalter, die die Grabanlage vorstellen und eine kurze Einleitung in den Ort und die Begegnung des Fotografen mit ihm geben. Gemeinsam mit Peter Vogel sind diese Texte reines Beiwerk, sie haben mit den Fotografien und damit mit den restlichen einhundertvierundzwanzig Seiten nichts zu tun.
Beim ersten Durchblättern wächst zunächst die Enttäuschung. Nicht die Grabanlage, nicht die fast monströse Ausdehnung dieser einmaligen Park- und Friedhofsanlage, nicht das Monumentale ist Gegenstand der Fotografien, sondern einzig die Figuren und Statuen, Grabsteine und das Spiel von Licht und Schatten auf den marmornen Gesichtern und Körpern.
Doch dieser Bildband verdient einen zweiten Blick. Ein Betrachten der Motive, der Ausschnitte, der Dokumentation von Vergänglichkeit und der unvergleichlichen Schönheit einer für die Ewigkeit geschaffenen Skulptur.
Es zeigt sich, dass hier ein fantastischer Fotograf am Werke ist. Seine eigentlich seelenlosen Objekte werden lebendig, offenbaren Tiefe und Schönheit, gedankenverlorene Stille und lichtdurchflutete Nachdenklichkeit. Daniel Brembor vermag diesen Statuen Leben einzuhauchen. Sein Spiel mit Licht und Schatten, mit unberührtem Marmor und erodiertem Stein, mit der Leichtigkeit eines weißen Alabastergesichts und der von Pflanzen angegriffenen Oberfläche eines uralten Steinmonuments ist beeindruckend und zeugt von großer Sachkenntnis. Seine Auswahl haucht diesem Friedhof etwas ein, was er seinen Besuchern unmittelbar vermittelt, den Trauernden zum Trost anbietet und den Betrachtern dieses Bildbandes zumindest ansatzweise klar wird: Dieser Park hat eine Seele.
Sie manifestiert sich in den Werken unbekannter Künstler, dem Wirken der Natur und dem sicheren Auge eines Fotografen.
Zwar beschränkt Daniel Brembor sich fast durchweg auf Ansichten von Statuen und Marmorgesichtern und unterlässt es leider, den Park in Hamburg vorzustellen, doch die Qualität seiner Bilder überzeugt den Betrachter nachhaltig, hier versteht jemand sein Handwerk.