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 BattleForge

Herausgeber: Phenomic
Verlag: Electronic Arts GmbH

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Ton


Echtzeitstrategie? Kennt man doch: Ressourcen sammeln, Basis bauen, Einheiten produzieren, gegnerischen Stützpunkt plattmachen, das Übliche eben. Es geht auch anders, sagt das EA-Studio Phenomic - und verpasst dem altgedienten Genre mit "BattleForge" eine Frischzellenkur, die sich gewaschen hat.

In der Fantasywelt Nyn spielt sich Furchtbares ab: Das Zwielicht ist über die Welt hereingebrochen, und Angst und Schrecken kommen über die Bevölkerung. Die Götter, die einst über Nyn wachten, sind fort - und das Schicksal der Welt hängt nun an den Himmelsfürsten, die einst Menschen waren und von den Göttern zu unsterblichen Beratern berufen wurden. Sie haben die Macht, uralte, magische Wesen zu beschwören und zu befehligen. Um den Sterblichen zu helfen und Ordnung in das Chaos zu bringen, können sie Kreaturen zum Leben erwecken und in den Kampf gegen mutierte Monsterhorden schicken. Es wird gewaltige Schlachten geben, denn das Böse ist stark geworden und entsendet Truppenverbände, die jeden unvorbereiteten Himmelsfürsten gnadenlos zermalmen werden. Werden die Himmelsfürsten es schaffen, gegen das Zwielicht zu bestehen und die Welt vor dem drohenden Untergang zu bewahren?

Als Himmelsfürst greift der Spieler in das Geschehen ein. Konkret spielt sich das wie eine Mischung aus Echtzeitstrategie und einem herkömmlichen Sammelkartenspiel à la "Magic - The Gathering". Das sieht so aus: Auf der Weltkarte wählt man ein Szenario aus und beginnt das Spiel. Man spielt Einheiten-, Zauber- und Gebäudekarten aus einem virtuellen Deck aus, das am unteren Bildschirmrand eingeblendet ist. Wählt man eine Karte und dann einen Ort im Spiel, wird die betreffende Kreatur beschworen oder der magische Effekt sofort ausgeführt, Gebäude werden direkt aus dem Boden gestampft. Man erobert sogenannte Sphären, um stärkere Einheiten einsetzen zu können, und zudem Energiebrunnen - denn umsonst ist das Ausspielen der Karten natürlich nicht. Im Grunde also ganz einfach: Je mehr Sphären, desto gefährlicher und größer die Kreaturen, die man erschaffen kann; je mehr Energie, desto schneller kann man weitere Einheiten herbeizaubern. Nun gilt es noch zu beachten, welche Einheiten man denn herbeiruft: Die Spielkarten sind in vier Elemente aufgeteilt: Feuer, Frost, Natur und Schatten - mit jeweils ganz unterschiedlichen Eigenschaften. Feuereinheiten sind angriffsstark, Frosttruppen dagegen eher zur Verteidigung geeignet. Es bleibt dem Spieler vor jedem Einsatz selbst überlassen, ob er Karten verschiedener Elemente mit in die Mission nimmt (gemischtes Deck) oder nur Karten eines Typs (zum Beispiel Natur-Deck). Dabei ist zu bedenken, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Sphären pro Spielfeld gibt, das heißt: Wer von allen vier Elementen nur die stärksten Einheiten mitnimmt, die drei oder mehr Sphären benötigen, hat im wahrsten Sinne des Wortes schlechte Karten - denn er wird zumindest einen Teil davon gar nicht einsetzen können, weil es nicht genügend Sphären dafür gibt.
Genügend Raum für taktisches Herumprobieren ist somit gegeben, und wem die mitgelieferten Standarddecks nicht ausreichen, dem kann auf dem spielinternen Marktplatz geholfen werden: Dort können Karten mit anderen Spielern getauscht oder neue Kartensätze (sogenannte Booster-Packs, enthalten jeweils 8 Karten) erworben werden. Diese kosten jeweils 250 BattleForge-Punkte, im Grundspiel sind 3000 Punkte inbegriffen, sodass die ersten Shopping-Touren inklusive sind. Wer dann noch mehr will, muss richtiges Geld investieren: Für momentan 19,95 Euro gibt es 2000 weitere BattleForge-Punkte zu kaufen. Gewinnt man mit seinem Kartendeck eine Mission, gibt es Belohnungen in Form von Aufwertungskarten, die bereits vorhandene Karten verbessern. Außerdem gibt es in der virtuellen Chronik die Geschehnisse aus Nyn zu lesen, die Hintergrundgeschichte wird also mit jedem gewonnenen Szenario umfangreicher und ausgefeilter. Insgesamt bietet das Grundspiel sechs Einzelspieler-Missionen und zahlreiche weitere Einsätze für zwei, vier und zwölf Spieler, zusätzlich drei Schwierigkeitsgrade.

"BattleForge", das heißt übersetzt so viel wie "Kampfschmiede" und bezieht sich auf den Ort, an dem die Himmelsfürsten mit den Göttern lebten, eine gewaltige Festung über den Wolken, an denen Magie die absonderlichsten Kreaturen herbeirufen kann. "BattleForge", das steht ab sofort auch für ein PC-Spiel, das in puncto Atmosphäre und Innovativität seinesgleichen sucht. EA Phenomic hat, um hier ein kleines Wortspiel anzubringen, diesbezüglich wirklich Phänomenales geleistet: Erstaunt und fasziniert sitzt man vor seinem Bildschirm und bestaunt die liebevoll animierten Einheiten, die man im Vorfeld der eigentlichen Kampagnen in einem Trainingsraum ausprobieren kann. Das Spielprinzip klingt zunächst kompliziert, ist aber dank der intuitiven Spielführung des Programms ein Kinderspiel. In kürzester Zeit macht man sich keine Gedanken mehr, wie jetzt nochmal was funktioniert, sondern eher darüber, welche taktische Finesse man mit welchen Karten ausspielen kann.
"BattleForge" ist ein verflixt schnelles Spiel, ein actionreiches Scharmützel jagt das nächste; lange Bauphasen wie in anderen Echtzeit-Strategiespielen fehlen völlig. Demnach liegt der Fokus ganz klar auf dem strategischen Geschick des Spielers, und dieses wird bis zur Schmerzgrenze gefordert, denn "easy going" gibt es hier nicht. Sobald man nach der ersten Tutorial-Mission verstanden hat, wie alles funktioniert, ist Mitdenken und schnelles Taktieren verlangt, und Hobby-Strategen werden bereits nach drei, vier Missionen erste Frusterlebnisse einstecken müssen. Wer sein Deck nicht im Griff oder die falschen Karten mitgenommen hat, wird verlieren - erst recht auf den höheren Schwierigkeitsgraden, die zum Haare raufen schwer sind. Die Standard-Strategie anderer Spiele - man nehme die stärkste verfügbare Einheit und walze alles platt - funktioniert dank der ausgetüftelten Balance nicht. Die wahre Kunst des anspruchsvollen, aber zugleich nicht unfairen Strategiespiels hat Phenomic erstklassig umgesetzt. Dieses fordernde Vergnügen verbindet sich mit einer tollen Atmosphäre, einer effektreichen Grafik, einem mitreißenden Bombast-Soundtrack und einer komplexen Storyline zu einem Spiel der Gänsehautmomente, bei dem man manchmal gar nicht anders kann, als laut loszujubeln, wenn man ein Szenario erfolgreich beendet hat. In all diesen Bereichen ist "BattleForge" schlicht großartig; noch getoppt wird das Ganze, wenn man nach ein wenig Übung als Einzelspieler in den umfangreicheren Multiplayer-Teil übergeht. Zu zweit oder viert erweitern sich die strategischen Möglichkeiten noch um ein Vielfaches, gerade in den kooperativen Missionen.
Bei allem überschwänglichen Lob gibt es jedoch auch kleine Stolpersteine: Da wäre zum einen die fehlende Pausenfunktion, die den Spieler dazu zwingt, die Szenarien jeweils ganz und ohne Unterbrechung zu spielen. Ist das in den Einzelspieler-Missionen noch nicht so wild, wird es bei den längeren Mehrspieler-Gefechten doch gelegentlich zur Geduldsprobe. Laut Phenomic wäre eine Pausenfunktion rechtlich problematisch, da immerhin mit geldwerten Karten gespielt wird, sodass Unterbrechungsvorteile für die Mitspieler ausgeschlossen werden müssen. Speichern darf man also auch nicht, aus gleichem Grund. Apropos Unterbrechung: Eine dauerhafte Internetverbindung ist für das Spiel unbedingt notwendig, und zwar für die gesamte Zeit, die man in der Welt von "BattleForge" verbringt: Jeder kleine Verbindungsaussetzer - dieser Punkt dürfte für WLAN-Nutzer relevant sein - führt zum sofortigen Abbruch der Partie. Ja, auch im Singleplayer-Modus. Nein, es gibt keine Möglichkeit, das zu umgehen. Schmiert einem die Verbindung ab, wenn man gerade nach halbstündigem Spiel beim Bossgegner einer Mission angekommen ist, darf man von vorne anfangen. Das frustet unnötig, zumal man nicht so recht einsehen kann, warum auch im Einzelspieler-Part eine permanente Internetverbindung benötigt wird.
Noch ein Wort zur gängigen Kritik, das Spielprinzip mit den Sammelkarten sei reine Geldschinderei: Das trifft den Kern der Sache nicht, auch wenn jedes Unternehmen - ob Spielepublisher oder Fleischereibetrieb - natürlich Gewinn machen will. Fakt ist: Phenomic hält sein Versprechen, dass man auch ohne den Kauf von zusätzlichen Booster-Packs im Spiel bestehen kann, ohne Wenn und Aber ein. Es gibt keine Abo-Gebühren, keiner wird gezwungen, mehr Geld als den Grundpreis zu investieren, der ja durch 3000 mitgelieferte Punkte schon mehrere Set-Erweiterungen beinhaltet. Die Paranoia, die in dieser Hinsicht von den üblichen Dauernörglern geschürt wird, ist angesichts der fairen Behandlung durch EA, die in kostenlosen Content-Updates, Zusatzkampagnen und Spielercontests ihren lobenswerten Ausdruck findet, nicht nachvollziehbar.

Fazit: Ein im Ganzen betrachtet grandioses Spiel mit kleineren Macken und Tücken, über die man gerne hinwegsieht, wenn einen das Spielfieber erst einmal gepackt hat.

Marc Zeller



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. März 2009 | FSK: 12 | PC | Preis: 48,95 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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