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Ein erfolgloser Schriftsteller findet eine Leiche im Park. Es stellt sich heraus, dass es sich hierbei um den Geliebten seiner Lebensgefährtin handelt. Ein Inspektor befasst sich mit dem Schriftsteller, der gerade an einer Kriminalstory schreibt, die von einem Toten im Park handelt. Die Ehefrau des Ermordeten, eine Lektorin in einem großen Literaturverlag, beschuldigt den Schriftsteller des Mordes, geht dennoch eine Beziehung zu ihm ein. Dann wird auch sie ermordet und im Park aufgefunden.
Und es bleibt die Frage: Wer war nun wirklich "Der Toten im Park"? Und wer oder was hat ihn getötet? Oder gab es überhaupt keinen Mord?
Eine Roman nicht nur für Krimifreunde!
Der Krimi "Der Tote im Park" hat meine Vorstellung über Norbert Sternmuts Sprachgewandtheit bei weitem übertroffen. Als das Buch eintraf steckte ich gerade umzugsbedingt bis zur Halskrause in Arbeit. Nur einen kleinen Blick wollte ich hineinwerfen. In das Buch. Vom ersten Satz an war ich für die Umzugsarbeiten in meinem neuen Haus verloren. Ich konnte mich der zweifellosen Sprachakrobatik des Autors nicht entziehen... wollte es auch nicht. 241 Seiten lang fesselte mich Norbert Sternmuts seltene Gabe auch kleinste Empfindungen und Alltagsgeschehnisse in ungewöhnliche Worte zu fassen. Ohne dabei zu langweilen. Das ist die Kunst, die ich mir als Leser wünsche. Die ich bei Büchern viel bekannterer Autoren oft schmerzlich vermisse. Bücher, in denen Autoren "hängen" und zum Beispiel bis ins Unermessliche mit der Schilderung eines gedeckten Kaffeetischs langweilen ... ich bin überzeugt, auch das würde Norbert Sternmut mit Bravour bewältigen. Aber noch etwas gelingt ihm, er schafft es mit Leichtigkeit die Rahmenhandlung der üblichen Krimi-Klischees zu durchbrechen. Geht weit über das allseits bekannte und ausgelutschte Täter-Opfer-Detektiv-Dreieck hinaus.
Was mich ebenso fesselt sind die Empfindungen des von Mißerfolg gebeutelten Schriftstellers. Wer hat sie nicht erlebt, diese Selbstzweifel, wenn die Werke, die Zeit, Herzblut und durchschriebene Nächte gekostet haben, niemand verlegen will?
>>Sie glauben ja gar nicht, wie schwer es mir fällt, die passenden Worte zu finden. Es mag in meinem Kopf vorhanden sein. Aber das Papier, wie bringe ich es auf das Papier?<<, schreibt der Autor und ich merke, wie ich heftig und zustimmend nicke.
Ein weiterer Aspekt sticht mir ins Auge, bei dem Alice Schwarzer aus der emanzipierten Haut gefahren wäre: Das Frauenbild, das Norbert Sternmut vermittelt ist nicht gerade rühmlich. Da heißt es >>...Frauen, Schlangen, Nattern, nur auf den eigenen Vorteil bedacht? Was wollen sie? Vordergründig gutherzig, mütterlich ha, warm ha, solange sie bekommen, was sie wollen, bricht das Eis nicht aus ihnen hervor.<<
Und - da wundere ich mich nun doch gewaltig - mich kümmerts nicht. Fühle ich mich doch nicht angesprochen, sondern kann auch hier die Gabe des Autors bewundern, ein Bild mit bestechender Klarheit zu vermitteln.
Ich ertappe mich sogar bei einigen Passagen des Buches laut zu sagen. "Wie bei mir!"
So bei >>...ich trage keine Uhr. Jede Uhrzeit ist mir verhaßt, jede Sekunde, jede Minute, jedes fallende Blatt. Ich trage nie eine Uhr...<<
Norbert Sternmut schreibt auf Seite 12 seines Werkes >>...jedes Detail ist von Wichtigkeit, läßt ein Mosaik entstehen<<. Und genau das ist ihm vortrefflich gelungen.
Ich wünsche mir mehr dieser Werke!
Als ich den Band mit Bedauern zuschlage, weiß ich, ich habe das beste Buch 1999 gelesen. Für mich zumindest. Ein jeder sollte sich selbst davon überzeugen.