Mit seinem Buch "Der falsche Bart" veröffentlichte der Journalist Marc Thörner bereits sein zweites Buch mit dem Schwerpunkt Irak. Seine "Reportagen aus dem Krieg gegen den Terror" erscheinen bei dem ambitionierten Verlag Edition Nautilus, der für seine politischen Sachbücher überregional bekannt ist.

In den letzten Jahren besuchte der Autor verschiedene Länder, unter anderem den Irak, Pakistan und Afghanistan, aber auch Ägypten, Tunesien oder Marokko. Bei seinen Aufenthalten entwickelte er ein feines Gespür für die Menschen, ihre Lebensumstände und ihre Einstellung zu Religion und Politik. Auf dieser Grundlage vermittelt er dem Leser anschaulich das Zusammenwirken der unterschiedlichen Kräfte im Nahen Osten, die Situation nach dem 11. September und die Folgen der militärischen Intervention in Afghanistan und dem Irak. Die einzelnen Kapitel sind jeweils einem Land gewidmet, den Schwerpunkt bilden jedoch die jüngere Vergangenheit und die Gegenwart im Irak. Die Situation in Bagdad, die verfeindeten Milizen und Ethnien, aber auch die Unterwanderung der irakischen Armee durch Milizanhänger werden anschaulich und gut nachvollziehbar beschrieben. In einem weiteren Kapitel geht der Autor auf den Strategiewechsel der Amerikaner in der Aufstandsbekämpfung und die Folgen der Gewalteskalation zwischen Sunniten und Schiiten ein. Nach diesem einigermaßen vorhersehbaren Einstieg widmet sich der Autor anderen Schauplätzen der viel zitierten "globalen Gefahr durch den Terrorismus". Die Situation im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan wird thematisiert, ebenso wie das "Doppelspiel" diverser anderer Regierungen. Im letzten Drittel des Buches wird der namensgebende Aspekt des Buches aufgeklärt: "Der falsche Bart". Gut nachvollziehbar werden die Maßnahmen totalitärer Staaten im Kampf gegen die anscheinend überall vorhandenen islamistischen Kräfte geschildert. Schnell kristallisiert sich auch der Hauptbeweggrund für dieses Engagement heraus: Westliche Finanzspritzen und die absolute Autorität sollen gesichert werden.

Die Lektüre von "Der falsche Bart" vermag es, dem unbedarften Leser die Augen zu öffnen und wird nicht zu Unrecht als "alarmierend" angepriesen. Dem Buch fehlt jedoch eine klare Struktur und ein abschließendes Fazit, welches umfassend und Kapitel übergreifend das Buch erheblich abrunden würde. Hervorzuheben sind das ausführliche Quellenverzeichnis und die Erklärung diverser englischsprachiger Abkürzungen.
"Der falsche Bart" ist auch ohne weitreichende geostrategische Kenntnisse gut lesbar und verständlich, wenngleich eine differenzierte Betrachtung der gegebenen Informationen gelegentlich angebracht scheint. Insgesamt versteht es der Autor, seine Reiseberichte mit Landschafts- und Personenbeschreibungen sowie Interviews abzurunden und dem Leser ein aktuelles Bild über die Vorgänge in den oben genannten Ländern an die Hand zu geben. Hierbei sind besonders die Ausführungen zu den Verflechtungen zwischen Politik, Militär, Geheimdiensten und den islamischen Fundamentalisten sehr lesenswert.