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Trenk ist betrübt. Wieder einmal wird sein Vater Haug vom Tausendschlag vom Büttel abgeholt. Er hat seine Steuerschuld nicht beglichen. Das "Wertolt der Wüterich" nur felsige Äcker für seine Leibeigenen übrig hat, während er selbst die fruchtbaren Ländereien besitzt, kümmert den bösartigen Ritter nicht.
Was kann ein kleiner Bauernjunge gegen einen so mächtigen Ritter auch ausrichten. Dass aber sein Vater wieder einmal verprügelt wird und die Nacht im Schlosskerker verbringen muss, macht Trenk wütend. Er beschließt, seine Schwester Mia-Mina, seine Eltern und das Dorf zu verlassen und in die Stadt zu ziehen. Dort will er Arbeit finden und irgendwann seine Familie nachholen. Der kleine, kaum sieben Jahre alte Trenk macht sich in der mondhellen Nacht auf den Weg in die Stadt. Selbst der dunkle Wald und der vielleicht darin verborgene gefährliche Drache können ihn nicht von seinem Entschluss abbringen. Kaum im Wald stürmt ein blondes Mädchen hinter einem Baum hervor und schließt sich ihm an. Das Mädchen entpuppt sich als der Gauklerjunge Momme Mumm, der eine Perücke aufhat, weil er in seiner Truppe immer die Jungfrau spielt. Er ist auf dem Weg in die Stadt und nimmt Trenk mit. Dank der Hilfe des schlauen Momme gelangen sie in die Stadt und an eine warme Mahlzeit. Und wäre Trenk nicht ebenso mutig wie treu, er würde mit den Gauklern weiterziehen. Doch er hat Mia-Mina versprochen, in der Stadt Arbeit zu suchen.
Da sieht Trenk einen Jungen über den Markt laufen und Stände umrennen. Der feige Knabe ist auf der Flucht vor seinem Vater. Trenk hält den Jungen fest und verlangt von dem heranpreschenden Vater des Jungen Geld für die Marktfrauen. Der Ritter ist beeindruckt vom Mut Trenks, vor allem da sein Sohn sich als arger Jammerlappen erweist.
Als Trenk wenig später zum zweiten Mal den Jungen sieht, der seinem Vater wieder entkommen ist, hält er ihn abermals fest. Er erfährt, dass der Junge, Zink vom Durgelstein, nicht Ritter werden will und niemals gegen den Drachen kämpfen will. Der herbeireitende Vater des Jungen, der Ritter Dietz vom Durgelstein, schildert seine Not. Er muss den Jungen zur Burg des Ritters Hans vom Hohenlob bringen. Er soll dort zum Ritter ausgebildet werden. Dietz und Trenk sehen sich an, sehen Zink an und beiden kommt gleichzeitig eine verwegene Idee.
2006 erschien im Verlag Friedrich Oetinger "Der kleine Ritter Trenk" von Kirsten Boie. Die Autorin so netter und erfolgreicher Kinderbücher wie "Wir Kinder vom Möwenweg" oder "Die Medlevinger" (siehe
hier ) hat mit diesem Buch ihr Meisterstück abgelegt.
Die lockere Sprache, die liebenswerten Charaktere - allen voran Trenk und Thekla - die absolut wundervolle Geschichte erwärmt das Herz eines jeden Lesers. Ob sechs Jahre alt oder bereits erwachsen, dieses Abenteuer ist einmalig und für alle Altersstufen passend. Das Kind aber sollte bereits sehr gut lesen können, immerhin ist dieses Buch zweihundertsiebenundsiebzig Seiten lang und manche Sätze sind sehr komplex. Die erwachsenen Leser müssen sich hingegen darauf einstellen, dass sie immer wieder von der Autorin direkt mitten im Text angesprochen werden. Dies irritiert zunächst, doch die nette und liebenswerte Art, mit der Kirsten Boie immer wieder Dinge erklärt, klarstellt und die (kleinen) Leser auf besonders wichtige Ereignisse hinweist, gehört bald so sehr zu der Geschichte, dass man es nicht mehr missen mag.
Auch die sehr kurzen Kapitel, die immer einen eigenen Spannungsbogen haben, erleichtern das Lesen und machen die Lektüre zu einem kurzweiligen Vergnügen.
Hinzu kommen die Illustrationen von Barbara Scholz. Sie sind schlicht perfekt. Es werden wohl an die einhundert Zeichnungen sein, die sämtliche Charaktere, Handlungsorte und Geschehnisse darstellen. Sie sind allerliebst und passen zum humorvollen Ton der Geschichten. Viele Doppelseiten sind komplett illustriert, dann sind es wieder kleine Randabbildungen oder Skizzen. Jedes Umblättern wird zu einem "Aha-Erlebnis". Immer wieder sind es die Zeichnungen, die faszinieren und den Blick der Kinder fesseln.
Gemeinsam mit dem Text aber machen sie aus diesem Kinderbuch ein wirklich einmaliges Vergnügen.
Der feste, rote Leinenrücken des dicken Buches, seine Umschlagillustration und die Fülle der Zeichnungen in seinem Inneren, sowie die lange, spannende, lustige Geschichte lassen den Preis als sehr günstig erscheinen, und gegen einen baldigen Kauf spricht wirklich nichts, absolut nichts.