In diesem Softcover-Buch mit 237 Seiten Umfang sprach Autor Bernhard Pörksen mit acht Begründern des Konstruktivismus und der modernen Systemtheorie.
Die Gespräche wurden als Dialoge abgedruckt, denen grundsätzliche Informationen zu Pörksens jeweiligem Gesprächspartner mit einem Schwarz-Weiß-Bild desselben voran gestellt sind.
Dieses Werk erschien schon früher unter dem Titel "Abschied vom Absoluten". Lediglich Titel und ISBN unterscheiden sich von diesem Buch, der Inhalt ist identisch.

Das erste Gespräch führte der Autor mit Heinz von Foerster. Der 2002 verstorbene Professor für Biophysik, der sich wie auch einige andere Wissenschaftler selbst gegen die Schublade, Konstruktivist zu sein, wehrte, spricht mit Bernhard Pörsken über den Beobachter, die Philosophie des Unterscheidens und das dialogische Leben.
Ernst von Glasersfeld, der Mathematik und Journalismus studierte und seit 1970 als Professor für kognitive Psychologie an der Universität Georgia tätig ist, spricht in diesem Buch von Wahrheit und Viabilität, also der Fähigkeit, einen gangbaren Weg zu einem Ziel zu weisen, dessen Begriff auf Glasersfeld zurückzuführen ist, aber auch von konstruktivistischer Pädagogik.
Humberto Maturana, chilenischer Neurobiologe, dessen umfassender Dialog mit Bernhard Pörksen in dem Buch "Vom Sein zum Tun" zu finden ist, äußert sich in dieser Publikation zu Wahrheit und Zwang, Strukturdeterminismus, Diktatur und die Autopoiesis des Lebendigen.
Mit der Überschrift "Wahr ist, was funktioniert" beginnt das Gespräch mit dem Biologieprofessor Francisco J. Varela, der zusammen mit Maturana an der Theorie der Autopoiesis arbeitete, über Kognition und Buddhismus, die Verbindung von Subjekt und Objekt sowie Übertreibungen des Konstruktivismus.
Gerhard Roth, der in Philosophie und Biologie promovierte und als Forscher der Neurobiologie und Neurophilosophie tätig ist, berichtet von der Entstehung der Wirklichkeit im Gehirn, bewusstseinsunabhängiger Realität sowie Verbindungen zwischen Neurobiologie und Philosophie.
Das Individuum und die Gesellschaft, die Wirklichkeit der Medien und eine konstruktivistische Sicht der Empirie sind Gesprächsthemen mit Siegfried J. Schmidt, Philosoph und Kommunikationswissenschaftler.
Helm Stierlin promovierte in Medizin und Philosophie und war seit Anfang der sechziger Jahre besonders an einem Umbruch von Freuds Psychoanalyse interessiert. Im Vergleich zu dessen Theorien sah Stierlin die Familie als wichtiges Glied in der Psychotherapie und zudem als wichtiges System. In diesem Buch spricht er mit dem Autor über Schuld und Verantwortung im systemischen Denken, die Dialektik von Beziehungen und die Moral eines Therapeuten.
Den letzten Teil des Buches stellt der bekannte Kommunikationswissenschaftler ("Man kann nicht nicht kommunizieren"), Psychotherapeut und Autor Paul Watzlawick mit einem Dialog über die Axiome der Kommunikation, den Realismus einer psychiatrischen Diagnose und konstruktivistisches Lebensgefühl.

Ohne Frage behandelt dieses Buch kein Thema, das sich zum Small Talk eignen würde. Trotzdem betrifft es im Grunde nicht nur Fachleute, sondern bietet gerade auch Laien einen guten Einstieg in die Materie.
Dadurch, dass verschiedene Wissenschaftler zu Wort kommen, die unterschiedliche Schwerpunkte ins Licht rücken und sich durchaus nicht nur in ihren Disziplinen, sondern auch in ihren Einstellungen voneinander unterscheiden, erhält der Leser eine sehr breit gefächerte Einführung in den Konstruktivismus. Hinzu kommt, dass durch den Abdruck der Dialoge als solche die Inhalte greifbarer und sehr viel verständlicher sind, als würde man ein beliebiges anderes Fachbuch zum Thema lesen.
Durch die jeweils kurze Vorstellung der Gesprächspartner, die zugleich als Begründer des Konstruktivismus gesehen werden, lernt man zudem auch gleich ein wenig mehr über die Menschen, die hinter den Theorien stehen, was ebenfalls die Nähe gerade hin zum Laien erhöht.

Ein sehr empfehlenswertes Buch, das einen guten Einblick in den Konstruktivismus bietet und in anspruchsvoller, jedoch gut verständlicher Sprache formuliert wurde.