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Das Buch behandelt die Versicherungsaufsicht über Rückversicherungsunternehmen.
Rückversicherer sind, bildlich gesprochen, die Versicherungen der Versicherungsunternehmen. Durch die Einschaltung von Rückversicherungen wird die Last des Risikos für das Erstversicherungsunternehmen abgemindert.
Für den Erstversicherer ist es häufig schwer bis unmöglich, das Risiko für große Singulargefahren - zum Beispiel bei Schiffen, deren Versicherung den Anfang des Rückversicherungswesens bildete - selbst zu tragen. Dasselbe gilt für die Gefahr der Kumulierung vieler kleinerer Schäden in einer Region, zum Beispiel in Folge eines Wirbelsturms oder Krieges. Die Aufwendungen wären für den Erstversicherer nicht wirtschaftlich.
Die Idee hinter der Rückversicherung ist, dass der Rückversicherer durch die größere Anzahl von versicherten Fällen und eine größere Kompetenz in diesem Geschäftsfeld die Risiken sowohl geographisch als auch inhaltlich auf viele Versicherte verteilen kann. Im Gegensatz zu dem Erstversicherer, der häufig auf einen Teil des Versicherungsgeschäfts spezialisiert und zudem häufig nur regional tätig ist.
Bei dem Buch handelt es sich um eine Dissertation. Es richtet sich daher vornehmlich an Fachleute aus den Bereichen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Da Versicherungswirtschaft sprachlich, aber auch rechtlich von einigen Besonderheiten geprägt ist, dürfte sich die Zielgruppe jedoch nochmals verkleinern.
Der Autor stellt zwar den fachlichen Kapitel eine Erläuterung einiger Fachtermini voran - die angesichts des Umfangs von über 10% der Arbeit einen Einblick in die Komplexität der Zusammenhänge gewährt -, kann aber nicht vermeiden, dass nur mit einem sehr weitgehenden Verständnis des Versicherungswesens und der Begrifflichkeiten der Hauptteil der Arbeit verständlich ist.
Um so erfreulicher ist es, dass der zweite Teil des Buches, der sich mit der historischen Entwicklung der Versicherungsaufsicht über Rückversicherungsunternehmen beschäftigt, auch Personengruppen einen Erkenntnisgewinn bringen kann, die nicht tief mit der Materie vertraut sind. In diesem Teil lernt der interessierte Leser, dass Rückversicherungsunternehmen im Gegensatz zu Erstversicherungsunternehmen zunächst überhaupt nicht der staatlichen Versicherungsaufsicht unterlagen. Der Autor stellt detailliert, kritisch und nachvollziehbar die Beweggründe der verschiedenen Gesetzgeber im Laufe der Zeit vor, die trotz politisch einschneidender Veränderungen und einigen Wirtschafts- und Finanzkrisen an einer weitgehenden Aufsichtsfreiheit bis 2002 festhielten und nur vereinzelt einzelne Elemente der Versicherungsaufsicht, insbesondere zur Überwachung einer wirtschaftlichen Solidität und finanziellen Leistungsfähigkeit, auf Rückversicherungsunternehmen übertrugen.
Demgegenüber ist der Hauptteil der Arbeit, in dem die wesentlichen Änderungen auf Grund der Rückversicherung-Richtlinie von 2005 vorgestellt werden, ohne entsprechendes Fachwissen teilweise schwer verständlich. Nach einer kurzen Darstellung der historischen Entwicklung und der Motive für den Paradigmenwechsel, das heißt der Aufgabe der Aufsichtsfreiheit, setzt sich der Autor mit den einzelnen Voraussetzungen für Rückversicherungsunternehmen und den Instrumenten der Versicherungsaufsicht kritisch auseinander. Dabei ist trotz der unvermeidbar schweren Terminologie und hohen Anforderungen an den Wissensstand der Leser, zu loben, dass der Autor seine Ausführungen klar strukturiert und die einzelnen Anforderungen deutlich an Hand der anerkannten Auslegungsmethoden beleuchtet. Das ist angesichts der nur schwer verständlichen Richtlinie, die der Autor als "Flickwerk" und "handwerklich missraten" bezeichnet, anzuerkennen. Die Würdigung der Richtlinie erfolgt mit klaren Worten und zeigt sowohl Stärken und Schwächen der Richtlinie auf.
Die Darstellung der neuen Versicherungsaufsicht sowie ihrer Instrumente erfolgt strukturiert und ist wieder leichter nachzuvollziehen, da sie nicht annähernd einen ähnlich hohen Grad an Vorwissen erfordert.
Zusammenfassend ist über das Buch zu sagen, dass es in der Gänze vornehmlich nur bei jenen die volle Wirkung entfalten kann, die sich bereits mit der Materie befasst haben. Es eignet sich aber, was die Teile zur historischen Entwicklung und zur Darstellung der Versicherungsaufsicht betrifft, auch für Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler, die Fragen aus diesem Bereich zu beantworten haben oder sich angesichts der globalen Finanzkrise über die Aufsicht eines wesentlichen Teils des Weltwirtschaftsystems informieren wollen. In diesem Zusammenhang kann auch der interessierte Laie einen Erkenntnisgewinn aus der Lektüre ziehen.