Kyle Chase hat in der Schule eher durchschnittliche Noten. In letzter Zeit ist es sogar noch schlimmer geworden, denn all seine Freunde sind an eine höhere Schule gewechselt und er weiß mit seinem Leben nicht wirklich etwas anzufangen. Alles langweilt ihn, auf Hausaufgaben hat er keine Lust mehr. Dabei ist es nicht mal so, dass sie eine zu große Herausforderung für ihn wären, er hat einfach nur keine Motivation, sie zu machen. Es scheint, als wäre es egal, was er tut, das Leben plätschert ja doch nur einfach so vor sich hin. Daran ändern auch die Erwachsenen nichts, die immer auf ihn einreden.
Doch es gibt eine Sache, die ihn aufmuntert, das ist Ashley. Er kennt sie schon lange, früher haben sie zusammen in Chemie gearbeitet. Jetzt sehen sie sich ab und an und unterhalten sich. Wobei Kyle immer wieder abdriftet bei dem, was sie ihm erzählt, und sich viel mehr auf seine Gedankenwelt konzentriert, in der sie wirklich zusammen sind. Ein Paar. Doch der Junge bringt es nicht fertig, ihr zu sagen, wie sehr er sie mag oder sie wenigstens mal zum Essen einzuladen.

Als dann der Neue an die Schule kommt, wird Kyles Leben ziemlich durcheinander gewürfelt. Zack trägt schräge Klamotten und nervt, aber trotzdem gelingt es ihm, auf Kyle eine gewisse Faszination auszuüben. Er lädt ihn zu Partys ein, verteidigt ihn, als er angegriffen wird, und stiftet ihn zu Streichen an. Aber was will er damit erreichen? Die anderen Schüler erzählen, dass Zack es drauf hat, bei den Menschen ihre Schwachstelle zu finden und sie zu zerbrechen. Er bringt Mädchen zum Weinen und Jungs zur Verzweiflung. Und er kennt nun Kyle - sein Leben, seine Gedanken, seine heimliche Liebe. Wird er auch ihn zerbrechen?

"Du bist dran!" ist ein Roman über einen Jugendlichen für Jugendliche. Im Mittelpunkt steht Kyle, ein Junge, der das Lebensgefühl vieler junger Menschen widerspiegelt. Er ist einfach nur da und sieht keinen Sinn darin, sich weiterzuentwickeln. Die Art, wie das Buch geschrieben ist, lässt den Leser gut nachempfinden, wie sich diese Monotonie anfühlt.

Der Roman spricht seine Leser direkt an. In der Du-Form wird einem erzählt, was man tut, wer man ist ist, was man denkt. "Es ist dein Lieblingsfach", Du gehst zu...", Du nickst und...", "Du kommst um acht Uhr zur Tür herein". Diese Schreibweise ist ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. Man fühlt sich ein wenig wie in einem Computerspiel, in dem einem gesagt wird, was der Avatar, den man spielt, tut. Jedem, der dem Protagonisten Kyle nicht ein bisschen ähnlich ist, wird diese Art eher merkwürdig als spannend vorkommen. Gerade als weiblicher Leser ist diese Art zu lesen, sehr ungewöhnlich und befremdlich.

Die Geschichte, die erzählt wird, ist die eines Jungen, der plötzlich ausrastet. Etwas, wovon man immer wieder in den Nachrichten hört. Kein Amoklauf, aber trotzdem tragisch. Die letzte Szene des Romans wird auch als Einstieg genutzt, wodurch man eine grobe Idee davon bekommt, wie alles endet. Aber auch wenn es hier durchaus blutig und katastrophal wird, ist davon in der Handlung selbst eher wenig zu spüren. Dafür sorgt die Belanglosigkeit, mit der Kyle die Welt sieht und die der Autor Charles Benoit in seine Art zu schreiben einfließen lässt. Bedauerlicherweise lässt das beim Leser auch eine gewisse Lustlosigkeit entstehen, die Geschichte überhaupt weiterverfolgen zu wollen.

Leider weiß "Du bist dran!" nicht so recht zu fesseln. Man hat immer das Gefühl des erhobenen Zeigefingers, mit dem der Autor die jugendliche Zielgruppe dazu auffordern will "ihren Arsch hoch zu kriegen". Das hat einen bitteren Beigeschmack. Am Ende fragt man sich, ob es das jetzt wirklich alles war und blättert noch die letzten Seiten durch, auf der Suche nach einem würdigen Epilog oder etwas ähnlichem. Man findet aber nichts. All das in Kombination macht den Roman nur für die interessant, die einmal in die gelangweilte Psyche eines typischen Schulversagers eintauchen wollen. Für alle anderen bietet das Buch eher wenig Spannendes. Erst recht die Bezeichnung "Psychothriller", wie sie auf dem Klappentext verwendet wird, ist schlicht nicht gerechtfertigt.

Auf der Verlagswebseite kann man einige Seiten aus dem Buch probelesen.