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Wie wird eine Geschichte geschrieben? Woraus besteht sie überhaupt? Kann man "Autor werden" lernen? Diese Fragen beschäftigen wohl viele Schreibanfänger im deutschsprachigen Raum. In den letzten Jahren wurden immer mehr Schreibratgeber für Autoren gedruckt, so auch "Fiktionales Schreiben" von Ron Kellermann.
Es gibt Bücher, die versuchen, ein Grundwissen über das Autorenhandwerk zu vermitteln, und es gibt solche, die einfach dazu geschrieben worden sind, um an vermeintliche Autoren verkauft zu werden. Kellermanns "Fiktionales Schreiben" zählt zu den ersteren, sein Handbuch ist ein kleiner Leitfaden durch die Arbeitsschritte eines Schriftstellers und kann für so manchen Jungautor durchaus von Nutzen sein.
Der Inhalt des Buches ist in vier Abschnitte aufgeteilt. Der erste Teil beschreibt das Grundlegendste zu "Idee und Geschichte". Man erfährt, woraus eine Geschichte besteht, nämlich aus Konflikt, Protagonist und "antagonische Kraft". Kellermann erklärt, wie man als Autor in dieser ersten Phase arbeiten kann, welche Fragen sich bereits hier stellen und wie man mit Einfällen umgehen kann.
Als Nächstes erfährt man, was eine Idee überhaupt ist und welche Typen es gibt, und wie man mit dieser Einteilung ganz leicht zu Einfällen kommt. Auch gibt es einen kleinen Einblick in die Arten und Typen von Prämissen, Kellermann erklärt die so genannte Logline und den Kurzinhalt.
Der zweite Teil handelt vom Schreiben. Zuerst erläutert Kellermann, was fiktionales Schreiben ist und geht der Frage nach: Wann ist man ein Autor? Was ist der Unterschied zwischen einem erfolglosen und einem erfolgreichen Autor? Man erfährt, welche Schreibprozesse es gibt und welche Regeln dafür gelten. Kellermann erklärt einiges zur Kreativität, wie man diese fördern kann und wie die beiden Gehirnhälften laut der Wissenschaft arbeiten.
Es folgen einige Schreibtechniken, so zum Beispiel das freie Schreiben, das fließende Schreiben, falsches Schreiben, begrenztes Schreiben und so weiter. Hier kann man gleich mit dem Üben anfangen, sozusagen das Gelesene in die Praxis umsetzen. Kellermann gewährt einen kurzen Einblick in Schreibblockaden und wie man diesen entgegenwirken kann. Weitere Übungen folgen, das Basisschreibtraining hat begonnen. Kellermann verweist dabei immer wieder auf die Bücher von Elizabeth George, Julia Cameron und Dorothea Brande, aus ihren Büchern hat er einige Übungen angelehnt.
Zum Basistraining gehören auch grundlegende Vorkehrungen, so zum Beispiel der Stundenplan, die Selbstdisziplin, der Arbeitsraum und so fort.
Der dritte Teil des Buches handelt vom Handwerklichen, von der Dramaturgie. Kellermann beginnt diesen Abschnitt mit den Konflikten, erläutert die Mangelzustände bei Figuren, den Unterschied zwischen Ziel und Bedürfnis und auch die verschiedenen Konfliktarten. Er erklärt die Anwendung eines Konflikts in der Geschichte mit Anfang, Mitte und Schluss, geht auf dessen Auslösung, Austragung und Auflösung ein. Hier wird besonders deutlich erklärt, aus was eine Geschichte besteht und wie man sie aufbauen kann.
Bei der Charakterentwicklung lernt der Leser die verschiedenen Arten von Protagonisten kennen. Man lernt die drei Dimensionen (psychologische, soziologische und physiologische Dimension) kennen und wie man eine Figur erschaffen kann und welche Möglichkeit es gibt, sie wirklich gut kennen zu lernen. Er behandelt auch die Nebenfiguren und deren Funktionen in einer Geschichte. Man erfährt die unterschiedlichen Typen von Nebenfiguren und welchem Zweck sie dienen.
Der nächste Abschnitt widmet sich der Struktur der Geschichte. Hier wird gezeigt, wie man einen Plot entwerfen kann und was die drei Akte beinhalten sollten.
Der letzte Teil des Buches lautet "Von der Idee zum Exposé". Hier werden mögliche Vorgehensweisen aufgezählt, wie beispielsweise der freie Ansatz, bei dem man einfach drauflos schreibt, ohne vorher einen Plot zu entwerfen oder die Figuren zu charakterisieren.
In fünf Schritten zum Exposé? Klingt wie ein Rezept, ist es aber nicht, sondern nur ein möglicher Ansatz, wie man diesen Weg bewältigen kann. Kellermann erläutert im ersten Schritt die Idee und zeigt Gedankenspiele dazu auf. Der Weg führt weiter über Entscheidungen treffen und Skizzen anlegen. Man erfährt die Möglichkeiten zur Verwendung verschiedener Listen, von der einfachen To-Do-Liste bis zu Step-Outline-Listen wird hier alles kurz, aber verständlich angerissen. Der vierte Schritt umfasst die Überarbeitung und der letzte dann das Schreiben eines Exposés. Im Anschluss daran findet man ein Beispielexposé des Drehbuchautors Klaus- Peter Wolf (Tatort-Reihe).
Fazit: Endlich mal ein Autorenratgeber, der hält, was er verspricht! Dieses Buch ist locker geschrieben und macht Spaß beim Lesen. Man erfährt viele Informationen und erhält nützliche praktische Tipps, die man gleich ausprobieren kann. Jeder kann mit "Fiktionales Schreiben" arbeiten, es macht keinen Unterschied, ob man mit dem Schreiben erst angefangen oder schon ein paar Geschichten zu Papier gebracht hat.
Auch die Einteilung kann sich sehen lassen. Zuerst erfährt man, was eine Geschichte überhaupt ist, geht dann auf Ideensuche und fängt schließlich an, diese Idee zu einer Geschichte auszubauen. Praktisch! Doch einfach ist es dennoch nicht, Kellermann verschweigt nicht die harte und mühselige Arbeit, die hinter einem Roman steckt.
Trotzdem: ein gelungenes Buch für alle Schreibanfänger und angehenden Autoren! "Fiktionales Schreiben" sollte in keinem Bücherregal eines Schreibinteressierten fehlen und gehört zur Standardausstattung zum Thema Autorenhandwerk.