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Die Forschung zum spanischen Bürgerkrieg und der Diktatur zwischen 1936 und 1975 hat in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwung erlebt. Die Figur des Generals und Diktators Franco spielt eine bedeutende und polarisierende Rolle in dieser Forschung. Noch heute wird er von manchem Apologeten auch in der Wissenschaft verteidigt oder seine Taten werden zumindest relativiert.
Carlos Collado Seidel nähert sich Franco in seiner gut 300-seitigen Biographie von den verschiedenen Bewertungsperspektiven aus an. Zu jeder Station seines Lebens, von seiner Kindheit bis zu seinem Tod, werden die unterschiedlichen Urteile von links nach rechts dargestellt. Parallel wird die Ereignisgeschichte des Lebens Francos erzählt.
Im Anhang des Buches gibt es ein Literaturverzeichnis, den Anmerkungsapparat sowie ein Register.
Carlos Collado Seidels Franco-Biographie ist für den Leser aus zwei Gründen interessant. Zum einen gibt sie einen einführenden Überblick über Francos Leben und damit auch über die spanische Geschichte im 20. Jahrhundert, zum anderen führt sie in die Forschungsdebatte zu ziemlich jedem Aspekt seines Lebens und Wirkens ein.
Seidel enthält sich dabei zu starker eigener Urteile. Der Leser weiß zwar stets, auf welcher Seite der Deutungsfront er steht, aber nur bei eindeutigen und bedeutenden Fragen wird dies auch klar im Text ausgesprochen. So steht, allen Beschwichtigungsversuchen der Franco-Bewunderer zum Trotz, außer Frage, dass Francos Regime von menschenverachtender Brutalität und einem dogmatischen Antikommunismus geprägt war, dem Hunderttausende zum Opfer fielen und für den es keine Rechtfertigung gibt. Andere Fragen, zum Beispiel ob Franco nun ein Zauderer war oder nicht, ob er ein Stratege oder geistig eher mit seiner Führungsrolle überfordert war, werden dagegen nicht abschließend vom Autor bewertet.
So ist das Buch weniger ein Diskussionsbeitrag zur Franco-Forschung, sondern mehr eine Einführung zum Leben und Nachleben Francos. Das Leben des Diktators wird lebendig und nachvollziehbar dargestellt, mit vielen Zitaten aus den Quellen. Gerade für interessierte Laien ist das Buch als Einführung daher zu empfehlen.
Historiker dürften das Werk aber auch mit Gewinn lesen können, da es die wichtigsten Deutungen zu fast allen Debatten um die Person Francos vermittelt - von denen der Kritiker bis hin zu denen der Apologeten. Der Leser bekommt einen Eindruck sowohl von den Urteilen der Zeitzeugen Francos über ihn, wie auch von den zeitgeschichtlichen Urteilen und der Forschungsdebatte. Auch hier arbeitet der Autor sehr viel mit Zitaten aus den herangezogenen Texten.
Insgesamt ist dieses Buch jedem Interessierten zu empfehlen. Es führt sehr gut in das Leben Francos und die Diskussion über ihn ein.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.