2006 ist das Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland und in diesem Rahmen schwappen natürlich Tausende von Büchern über das runde Leder auf den Buchmarkt. Neben zahlreichen Romanen locken auch viele Sachbücher mit nützlichen oder unnützen Informationen, die Mann und Frau pünktlich zur WM unbedingt benötigen.

Ein Buch unterscheidet sich von allen: "Fußball unser" heißt das neue Nachschlagewerk aus dem Verlag der Süddeutschen Zeitung, die nicht nur durch seinen entgegengesetzten Anspruch, zu vermitteln "was man nicht alles wissen muss", sondern vor allem durch sein außergewöhnliches Design auffällt. Das Buch ist wie ein edles Gebetbuch aufgemacht, mit schwarzem Einband, Goldschnitt und -prägung sowie geometrischem Emblem auf dem Cover (Ecke des Fußballfeldes mit der Fahne), und natürlich spricht auch der Titel "Fußball unser" für sich.

Auf 192 Seiten informieren die Herausgeber Eduard Augustin, Philipp von Keisenberg und Christian Zaschke ihre Leser zum Beispiel über die "Welttorhüter des Jahrhunderts", "Fußballer, die gerne rauchen" und "Beliebte Synonyme" für Ländermeisterschaften, wie "Gauchos" für Argentinien oder "Three Lions" für England.

"Fußball unser" wartet mit wirklich sinnlosen Informationen, wie der Nährwerttabelle einer "Üblichen Stadionwurst" auf, überrascht aber auch mit interessanten Geschichten. Wer weiß zum Beispiel, dass es eine Fußball-Weltmeisterschaft für Obdachlose gibt? Das International Network of Streetpapers (Verband von Obdachlosenzeitungen) organisiert jedes Jahr einen internationalen Wettkampf. "Viele Spieler sagten nach den Terminen, sie hätten neue Motivation für das Leben gefunden."

Einige Hinweise gehören zwar in die Kategorie "Wissen, das die Welt nicht braucht", doch sind sie oft humorvoll und gespickt mit Anekdoten. So ist es beispielsweise lustig, die Liste der Trainerstationen von Rudi Gutendorf anzusehen, der von 1946 bis 2003 über fünfzig Mal seinen Aufenthaltsort wechselte und dabei Mannschaften aus rund dreißig Ländern trainierte. Für seine lange Reise und Arbeit im Dienste des Fußballs erhielt Gutendorf übrigens das Bundesverdienstkreuz und steht mit seinen vielen Trainerstationen im Guinness-Buch der Rekorde.

Kritisch anzumerken ist, dass "Fußball unser" inhaltlich ein wenig an "Fast alles über Fußball" von Christoph Biermann erinnert, das zwei Monate früher auf dem deutschen Buchmarkt erschien. Auch dieses Buch ist ein Sammelsurium von verrückten Fakten, aussagekräftigen Statistiken und tollen Tabellen. Weiterhin zu bemängeln ist der doch üppige Preis von 18 Euro für ein kleines Büchlein mit witzigen, doch sinnlosen Fakten. Dieser lässt sich natürlich durch das aufwendig gestaltete Design rechtfertigen, und zweifellos: Dieses Buch wird bestimmt nicht unbemerkt bleiben.

Insgesamt ist "Fußball unser" eine kreative Fußball-Bibel mit stolzem Preis, die dem Leser Kurioses, Absurdes und Interessantes rund ums Leder bietet, und ein Schmuckstück im Bücherschrank darstellt. "Fußball unser", interessante Infos über den heiligen Rasen und Fußballgötter gib uns heute. Amen.