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Das Papsttum ist die älteste und seit der Antike einzige kontinuierliche Institution in Europa. Wie der Bischof Roms zum Oberhaupt der ganzen Christenheit und damit in geistlichen, aber auch zeitweise in weltlichen Fragen zur obersten Autorität eines ganzen Erdteiles wurde, ist sicher eine der interessantesten Fragen der europäischen Geschichte. Die Antworten erklären zum Teil, warum noch heute der Papst und die katholische Kirche einen weltweiten Einfluss ausüben können.
Klaus Herbers 370-seitige "Geschichte des Papsttums im Mittelalter" erzählt von den Anfängen des römischen Bischofs seit Petrus bis zum Ende des Mittelalters. Dem Autor geht es dabei weniger um theologische Fragen und Debatten. Er erzählt vielmehr die "weltliche" Geschichte des Papsttums, die Geschichte einer Institution, die um Autorität, Macht und Einfluss kämpft und dabei stets weltpolitische Konstellationen berücksichtigen musste, die im ständigen Wandel begriffen waren.
Das Buch ist streng chronologisch aufgebaut. In einer Einführung werden zunächst die Quellen und der bisherige Forschungsstand zusammengefasst. In zwölf weiteren Kapiteln stellt der Autor das Papsttum in immer neuen Konfliktkonstellationen vor. Der Bogen spannt sich dabei von den ersten Bischöfen in der Zeit des Frühchristentums über die Konflikte der Völkerwanderungszeit, sowie unter den Karolingern und Staufern, bis hin zu der Zeit der großen Schismen und zum Vorabend der Reformation.
Dabei spielen in wechselnden Situationen die Konkurrenz zu Byzanz, das spannungsgeladene Verhältnis zum Kaiser und verschiedenen europäischen Königreichen sowie die Rolle der römischen Adelsfamilien stets eine Rolle. Je nach dem um welche Konflikte und um welche Zeit es geht, sind dies die Akteure, durch die die Päpste zum Handeln gezwungen sind oder die sie zum Handeln zwingen.
Das Buch endet mit einem circa 70-seitigen Anhang mit dem Anmerkungsteil, einer Literaturliste, sowie mit einer Papstliste, einer Zeittafel und Kartenmaterial. Außerdem steht ein Register zur Verfügung.
Klaus Herbers "Geschichte des Papsttums im Mittelalter" ist eine hervorragende Einführung zur bisher langlebigsten europäischen Institution. Herbers verknüpft in seinem Buch Religions-, Kirchen-, Rechts-, Diplomatie- und politische Weltgeschichte zu einer umfassenden Erzählung. Im Fokus dieser Geschichte stehen Erfolge und Misserfolge in allen wichtigen Bereichen gleichberechtigt nebeneinander. Einzelne Päpste werden so in sehr differenzierter Weise bewertet. Papst sein hieß nicht nur liturgische oder theologische Probleme zu lösen, sondern eben auch Weltpolitik betreiben, einen Staat lenken und zwischen mächtigen Reichen zu bestehen.
Herbers geht in jedem Kapitel recht ähnlich vor. Er erläutert die bestehenden "weltpolitischen" Konstellationen, aber auch die Situation in Rom. Die Interessen aller Akteure werden anschaulich dargestellt und damit die Probleme des heiligen Stuhles, seine Ansprüche und seine Autorität durchzusetzen. Das Handeln der Päpste wird damit vor allem aus strategischen Gründen verständlich gemacht.
Der Autor achtet darauf die vielen Begrifflichkeiten des kirchlichen Rechtes, allen voran die Amtsbezeichnungen, zu erläutern, wenn sie das erste Mal auftauchen. Der Text ist daher weitgehend eine gute Einführung auch für Leser ohne großes Vorwissen. Dennoch ist der Text durchaus dicht geschrieben und bietet auch für Experten eine Menge interessanter Informationen und Thesen.
Für den deutschsprachigen Raum hat Herbers damit eine grundlegende Einführung zum Papsttum im Mittelalter geschrieben, die viel zum Verständnis für das Funktionieren und die Stabilität des heiligen Stuhles bis in die Gegenwart beiträgt.