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Die Gauklerin Saga ist eine Meisterin auf dem Hochseil. Gemeinsam mit ihrem Bruder Faun führt sie in Dörfern und Städten eine Nummer vor, in der sie auf einem brennenden Seil balanciert. Doch das ist nicht die beste Nummer, die ihre Gauklerfamilie zu bieten hat. Bei jeder Aufführung ist nämlich der Lügengeist, so nennt Saga ihre besondere Begabung, die beste Vorstellung, da sie mit seiner Stimme den ausgewählten Zuschauer alles glauben machen kann, was das Publikum bestens unterhält.
Allerdings ist diese Begabung auch Sagas Fluch, denn dadurch wird Gräfin Violante auf das Gauklermädchen aufmerksam. Und mit einem verzweifelten Faun in ihrem Kerker hat sie auch das passende Druckmittel, um Saga zu einer gewagten Unternehmung zu überreden. Denn Violante plant, einen großen Kreuzzug aus lauter Frauen aufzustellen, um ins Heilige Land zu reisen und ihren Mann zu finden. Dazu benötigt sie Saga, denn nur sie allein kann die jungen Frauen davon überzeugen, dass sie Visionen der Heiligen Magdalena empfängt, die diesen Kreuzzug wünscht.
Aber die Unternehmung ist gefährlich, nicht nur weil Räuberbanden und Piraten sich die Gelegenheit eines Trupps aus jungen Frauen nicht entgehen lassen wollen, sondern auch, weil es unsicher ist, ob dieser Zug der Jungfrauen die Unterstützung der Kirche erhält. Und ohne diese schafft es keine der Frauen über das Meer.
"Herrin der Lüge" ist ein abenteuerlicher historischer Roman, der den Leser in die Zeit der Kreuzzüge entführt. Auch wenn es niemals einen echten Zug der Jungfrauen gab, so werden die Ereignisse dennoch sehr realistisch und lebensnah beschrieben. Und wie stets bei einem Roman von Kai Meyer wird die Erzählung durch kleine fantastische Elemente ergänzt, die dem Ganzen einen mystischen Flair verleihen.
Der Leser begleitet in der Geschichte stets Saga oder ihren Bruder Faun, der sich aus der Gefangenschaft befreien kann und seiner Schwester folgt. Dabei geraten die beiden in eine viel größere Geschichte, als sie es zu Anfang gedacht hätten. Doch trotz der vielen Ereignisse verliert der Leser nie den Überblick, sondern blättert gespannt weiter, was denn als nächstes geschehen mag. Und auch wenn am Ende noch einige Überraschungen auf den Leser warten, ist die Auflösung der Erzählfäden dennoch stimmig und schlüssig.
Ein historischer Roman mit einem Schuss Fantasy, der dem Leser eine Welt, ein kleines Stück entfernt von der wirklichen Vergangenheit zeigt.