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 Hölle

Autoren: Will Elliott
Übersetzer: Birgit Reß-Bohusch
Verlag: Piper

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Als Jamie, ein junger Mann mit einem eher durchschnittlichen Leben, eines Nachts beinahe einen unheimlichen Clown überfährt, ahnt er noch nicht, was er sich damit eingehandelt hat. Als er am darauf folgenden Tag den Clown wiedersieht, verliert dieser einen kleinen Beutel mit einem seltsamen Pulver, den Jamie an sich nimmt.
Um seinen Mitbewohner zu ärgern, der mal wieder den Kühlschrank mit Jamies Lebensmitteln leergegessen hat, schüttet Jamie ihm etwas von dem Pulver in die Milch. Später trinkt Jamie gedankenverloren selbst etwas davon - mit ungeahnten Folgen: Clowns fallen in der WG ein, verwüsten alles und hinterlassen einen merkwürdigen Zettel, auf dem steht, dass Jamie sich auf seine Vorstellung in dreißig Stunden gut vorbereiten solle, ansonsten würden die Clowns ihn töten.

Für Jamie beginnt ein bizarrer Albtraum. Die verrückten Spaßmacher verschleppen ihn und seinen Freund Steve in eine merkwürdige Unterwelt, zum Zirkus Pilo. Dort wird Jamie gezwungenermaßen ein neues Mitglied der schrägen Zirkustruppe. Die Zirkuswelt ist verstörend, gefährlich und surrealistisch, und Jamie weiß nicht, wie er ihr entfliehen kann. Wenn er sich als Clown schminkt, verändert sich Jamies ganzes Wesen und er wird zum unberechenbaren und bösen Clown JJ. Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten - doch Jamie findet Mitstreiter, die ihm erklären, dass der Zirkus Pilo weit mehr will, als ein bisschen Unfrieden zu stiften. Wie soll Jamie dem Zirkus entfliehen und dabei sein altes Ich beibehalten?

Dass Clowns nicht witzig sind, weiß man spätestens seit Stephen Kings Meisterwerk "ES". Erstaunlich vielen Leuten entlocken die geschminkten Spaßmacher eher eine Gänsehaut als ein Lachen. Insofern ist die Idee hinter Will Elliotts Roman "Hölle" auch gut gewählt. Fiese Clowns, ein bizarrer Zirkus mit eigenen Regeln - die Story beginnt viel versprechend, brutal und spannend. Das Cover des bei Piper erschienen Romans schlägt die gleiche Richtung ein, ist sehr beunruhigend und erzeugt hohe Erwartungen beim Leser.

Umso schlimmer, als dass sie dann nach etwa einhundert Seiten etwas konfus und schließlich ziemlich langweilig wird. Der Autor hat sich irgendwo verzettelt, ergeht sich in albernen Szenen, die überhaupt nicht bedrohlich sind, sondern eher langatmig. Jamie, der Protagonist, wird nur am Anfang zaghaft etwas ausgearbeitet, so dass er so etwas wie Profil gewinnt. Danach schwankt er immer zwischen seinem wahren Ich und seinem bösen Alter Ego JJ hin und her.
Die skurrile Bevölkerung des Zirkus’ Pilo - die Artisten, die Wahrsagerin, der Glas essende Yeti, die Zwerge - wirken nicht so bedrohlich, wie sie das eigentlich sein könnten, sondern eben merkwürdig und teilweise sogar albern. Die Dialoge, die der Clown-Trupp führt, sind seltsam und entlocken einem eher ein Gähnen. Am nervigsten ist der zurückgebliebene Clown Goshie, der in einen Farn verliebt ist. Die Skurrilität wirkt hier einfach aufgesetzt und daher schlicht blöd. Lediglich die Frage, wie Jamie nun dieser bunten und zugleich düsteren Welt entkommen kann, hält einen noch bei der Stange. Einen großartigen Spannungsbogen gibt es aber eigentlich nicht. Zum Glück dreht die Geschichte gegen Ende, nach etwa 250 Seiten, noch einmal auf und gewinnt ein bisschen an Fahrt. Es wird dramatisch, und endlich wird enthüllt, was es wirklich mit dem Zirkus auf sich hat.

Vergleiche mit Neil Gaiman oder Stephen King, die der ein oder andere Kritiker bei "Hölle" gezogen hat, sind dennoch vollkommen überzogen, dafür ist der Roman auch sprachlich nicht gut genug. Die an und für sich originellen Ideen wurden nicht drastisch genug ausgearbeitet; so wirkt das Buch eher bemüht abgedreht. Gruselig und atmosphärisch ist das nicht.

Surreal, verstörend, düster - zwar streift "Hölle" all diese Attribute, letztendlich reißt einen dieser Thriller aber nicht vom Hocker. Wer Clowns fies und bedrohlich findet und sich leicht gruselt, wird hier bestimmt seinen Spaß haben, allen anderen sei tatsächlich lieber Kings "ES" empfohlen.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 01. August 2008 | ISBN: 9783492701594 | Originaltitel: The Pilo Family Circus | Preis: 16,90 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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