Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Smilla ist fast 16 und macht ein Jahr als Gastschülerin in Seattle. Hier leben Bekannte ihrer Familie, die zwei Kinder haben, welche nur wenig älter als sie selbst sind. Als die Geschwister mit ihren Freunden einen Surftrip nach LaPush planen, wird Smilla kurzerhand mitgenommen.
Zunächst fühlt sie sich als fünftes Rad am Wagen, da sie jünger ist und nicht surfen kann, aber nach und nach wächst sie in die Gemeinschaft hinein. Die Zeit, die die anderen surfen, vertreibt sie sich mit Fotostreifzügen am Strand oder durch den Ort, auch wenn dieser alles andere als einladend ist: Bereits am ersten Abend treffen die Jugendlichen auf Einheimische, die ihnen sehr feindselig gesonnen sind. Anscheinend hat sich einen Sommer zuvor, als die drei Jungs der Gruppe alleine in LaPush surfen waren, etwas ereignet, über das nun keiner spricht.
Smillas Neugier ist geweckt, und auch ihre Neugier auf einen der indianischen Jugendlichen, Conrad. Als er sie ein paar Tage später aus dem Wasser zieht und ihr so das Leben rettet, ist das erste Eis gebrochen. In den folgenden Tagen kommen die beiden sich näher und verlieben sich ineinander. Als der Surfer-Clique das auffällt, treten Feindseligkeiten offen zutage und kommen Ereignisse ans Licht, die alle Beteiligten, auf weißer und indianischer Seite, lieber im Dunkeln gelassen hätten.
Antje Babendererde ist bekannt für ihre Jugendbücher, die sich immer in irgendeiner Weise um den Konflikt der amerikanischen Ureinwohner mit den Weißen drehen. Auch hier wird dieser Konflikt wieder sehr gut aufgezeigt: Wie beide Seiten kein Verständnis für die anderen haben, die jugendlichen Surfer unbewusst mit dem Betragen von Eroberern den Strand in Besitz nehmen, wie ihnen alle Wege offen stehen, während den gleichaltrigen Indianern alle Zugänge zu höherer Schulbildung und einer Karriere verschlossen sind. Das schürt natürlich Hass und Misstrauen auf beiden Seiten, keiner will auf den anderen zugehen.
Da ist Smilla genau der richtige Charakter, um das Ganze etwas aufzulockern. Sie ist offen, neugierig und weigert sich, sich Vorurteilen und herrschenden Meinungen einfach anzuschließen. Damit überrascht sie nicht nur Conrad, sondern vor allem auch ihre Reisegruppe.
Wer in der Inhaltsangabe beim Ortsnamen „LaPush“ aufgemerkt hat, hat ganz Recht: Es geht hier wirklich um das LaPush, das durch Stefenie Meyers „Twilight“-Saga bekannt wurde, auch der Stamm in „Indigosommer“ ist der Stamm der Quileute-Indianer. Antje Babendererde geht, mit Hilfe der neugierigen Smilla, auf die Sagen und Legenden der Quileute an, so dass der interessierte Leser hier das Körnchen Wahrheit findet, dass in der Geschichte der Werwölfe von LaPush in „Twilight“ steckt.
Dennoch, andere Gemeinsamkeiten finden sich (zum Glück) nicht in der Geschichte, höchstens kleine Anspielungen. Oder ist es Zufall, dass Bella Swan (Twilight) und Smilla Rabe (Indigosommer) beide den Namen von Vögeln tragen? Dass es bei beiden um eine unmöglich erscheinende Liebe geht?
Man kann es sehen, wie man will, „Indigosommer“ ist auch ohne die Verkaufshilfe „LaPush“ und „Quileute“ ein sehr gelungenes Buch, das für jeden interessant ist, der sich für Amerika und seine Ureinwohner und Rassenkonflikte interessiert.
Wie auf beiden Seiten Hass und Rassismus regieren, ist so eindrucksvoll beschrieben, dass die Lektüre des Buches zeitweise schon fast bedrückend ist. Zum Glück treten immer wieder Smilla und Conrad zusammen auf und beweisen, dass nicht alle Hoffnungen auf Verständigung und Toleranz umsonst sind.