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Gewaltige Action und absolute Freiheit in einer riesigen Spielwelt! So könnte man „Just Cause 2“, das Kind von Avalanche Studios, in einem Satz beschreiben. Dieses Spiel zählt zu den wenigen, die dem populären Titel „Grand Theft Auto“ ernsthafte Konkurrenz machen. Den Spieler erwartet eine faszinierend gestaltete Insel und Vielfalt in Sachen Fahrzeuge, Waffen, Handlungsmöglichkeiten und Action!
Die Story von „Just Cause 2“ ist relativ simpel. Die tropische Insel Panau wirkt nur auf den ersten Blick friedlich. Denn diese wird von einem rücksichtslos regierendem Diktator beherrscht und von vielen unterschiedlichen Gruppen wie dem Militär, Revolutionären oder Parteien des asiatischen Raumes umkämpft. Desweiteren ist der ehemalige Mentor des Spielprotagonisten auf diese Insel geflüchtet. Und zwar mit streng geheimen Informationen und viel Geld der „Agency“. Der Spieler übernimmt die Rolle des Topagenten Rico Rodriguez, welcher im Auftrag dieser „Agency“ handelt und dessen Aufgabe es ist, den Verräter zu finden und ganz nebenbei die gesamte Insel ins Chaos zu stürzen.
Zugegeben, die Story ist relativ simpel. Und auch im weiteren Spielverlauf braucht man nicht auf überraschende Wendungen oder verstrickte Handlungsstränge hoffen. Aber das muss man auch nicht! Denn eigentlich scheint die Hintergrundgeschichte eine Art Alibi zu liefern, um sich auf der ganzen Insel mal so richtig auszutoben. Und dabei hat man alle erdenklichen Freiheiten. Die stolzen 1000 Quadratmeter bieten von fantastischen Gebirgspanoramen bis hin zu einzelnen Dörfern und Städten eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Gebieten, die man in „Just Cause 2“ auf eigene Faust erkunden kann. In dieser Welt kann man sich absolut frei und ungezwungen bewegen. Der eigentliche Spielspaß gestaltet sich dabei nicht nur durch das Absolvieren eines, der Spielgeschichte folgenden, Handlungsstrangs innerhalb der Hauptmissionen, sondern vielmehr durch das willkürliche Erforschen der Insel und damit in Zusammenhang stehende Zerstörungsorgien.
In der Hauptmission folgt man der oben beschriebenen Story und kommt dem entflohenen Verräter langsam auf die Spur. Dabei kommt man nicht drum herum, es hier und da auf der Insel gewaltig krachen zu lassen. Die Hauptmissionen sind sehr abwechslungsreich und lassen sich auf verschiedenen Wegen lösen. Um jedoch die Hauptmissionen der „Agency“ freizuschalten, muss man zunächst ein paar Nebenmissionen lösen. Und davon gibt es auf der Insel Panau mehr als genug. Bei vielen dieser Nebenmissionen geht es darum, Dörfer zu befreien, Personen zu eskortieren, Objekte zu beschaffen, Zielpersonen zu eliminieren oder Bomben zu entschärfen. Dabei ist es dem Spieler überlassen, in welcher Reihenfolge die Missionen erledigt werden. Hier zählt spielerische Freiheit als oberstes Gebot.
Diese Auswahl an verschiedenen Aufgaben scheint zunächst nicht allzu umfangreich zu sein. Doch Abwechslung ist garantiert! Denn dafür darf in diesem Spiel der Spieler Verantwortung übernehmen. Man hat beispielsweise schier unendlich viele Möglichkeiten, die Öltanks innerhalb eines Dorfs zu zerstören. Wer es eher ruhig mag, infiltriert leise das Dorf und entledigt sich der Tanks mithilfe ferngesteuerter C4-Sprengsätze à la Sam Fischer. Der gebürtige Call-of-Duty-Spieler bepackt sich mit einem Monatsvorrat an Munition, stürmt das feindliche Lager offensiv und ballert solange auf die Öltanks, bis es kracht. Es geht aber auch etwas kreativer in „Just Cause 2“. Man klaut sich einen Kampfjet, steuert auf die feindliche Basis zu und springt kurz vor Aufprall aus dem Vogel, um sich mit dem Fallschirm auf einem Wachturm abzusetzen, während der Aufprall des Kampfflugzeugs erstmal für Stimmung bei den Gegnern sorgt. Nach darauffolgendem Ausrücken eines feindlichen Helikopters beschießt man diesen mit einem Enterhaken, den man gleichzeitig an eines der zu zerstörenden Objekte kettet. Der Rest erledigt sich wie von selbst. Was hier wie nach einem gut inszenierten Action-Film klingt, ist in diesem Spiel an der Tagesordnung. Statt nach einem vorgegebenen Muster zu handeln, liegt es in der Kreativität des Spielers, den Spielspaß nach oben schießen zu lassen. Und die vertikale Freiheit des Spiels ist sehr hoch! „Just Cause 2“ bietet dazu eine Menge Spielzeug.
Zu der Standardausrüstung des Actionhelden gehören, wie auch schon im ersten Teil, der Fallschirm und der Enterhaken. Allein mit diesen beiden Werkzeugen kann man eine ganze Menge anstellen. So ist es zum Beispiel möglich, sich während des Fallschirmflugs sich mit Hilfe des Enterhakens an einen hohen Turm zu haken, um sich dann hochzuziehen und mit neuer Höhe weiterzufliegen. Wer möchte, kann während eines Luftkampfs auch den Absprung aus einem fliegenden Helikopter wagen, um anschließend per Enterhaken ein vorbeifliegendes gegnerisches Kampfjet zu kapern. Die Physik des Spiels erlaubt sehr viele Experimente und lädt zu kreativen Gedanken ein, denn nicht nur leblose Gegenstände lassen sich mit dem Enterhaken erfassen.
Desweiteren verfügt „Just Cause 2“ über ein ansehliches Arsenal von Waffen. Pistole, Schrotflinte, Maschinengewehr, Scharfschützengewehr und einige andere bleihaltige Argumente sorgen neben fernzündbaren C4-Sprengstoff für etwas Abwechslung. Die eigentliche Abwechslung bietet allerdings eine gewaltige Auswahl an Fahrzeugen. Über 100 Vehikel stehen zur Verfügung, darunter Helikopter, Jumbo Jets, Kampfflugzeuge, Boote, Motorräder und fast alles, was vier Räder hat, ob PKW oder Monstertruck. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten stolzer Eigentümer eines solchen Fahrzeuges zu werden. Entweder man beraubt fremde Personen gewaltsam ihrer Fortbewegungsmittel, um sie auf behutsame Weise für eigene Zwecke zu verwenden oder man kauft beim Schwarzhändler seines Vertrauens ein, wo man auch seinen Waffen- und Munitionsgürtel aufstocken kann. Durch das Absolvieren von Missionen ist es möglich, Fahrzeuge und Waffen ständig mit Verbesserungen aufzurüsten, was die Langzeitmotivation noch etwas steigert.
Natürlich benötigt man diese Vernichtungsinstrumente nicht nur um sie mit sich herumzutragen. Auf der Insel Panau gibt es Gegner unterschiedlicher Parteien, mit denen man es aufnehmen muss. Und davon meistens ziemlich viele. Zielloses Rumballern führt dabei selten zum Erfolg. Es erfordert meistens ein gewisses Maß an überlegtem Vorgehen, ausreichender Präzision und ständiges In-Bewegung-Bleiben. Die gegnerische KI überzeugt eher weniger mit taktischen Schachzügen, viel öfter einfach nur durch bloße Masse. Allerdings gilt dieselbige Einfältigkeit manchmal auch für befreundete virtuelle Mitstreiter. So kommt es beispielsweise zu einem Frusterlebnis, wenn die zu eskortierende Person sich vor ein umkippendes Fahrzeug stellt oder deckungslos ins offene Gefecht stolpert. Das sind jedoch Kleinigkeiten, die den Spielspaß nicht wesentlich mindern. Dafür bietet „Just Cause 2“ einfach zu viele Handlungsmöglichkeiten und Freiheiten, um die KI darauf entsprechend fein abzustimmen.
Grafisch überzeugt „Just Cause 2“ allein durch die fantastisch gestaltete Insel. Vier verschiedene Klimazonen säumen die Spielwelt. Tropische Dschungel, trockene Wüsten, eiskalte Gebirgsketten oder weiße Strände machen Panau bei einem dynamischen Tag-und-Nacht-Wechsel und unterschiedlichen Witterungen zu einer Urlaubsinsel, die man gern mal besuchen möchte. Obwohl die verschiedenen Dörfer und Siedlungen wenig voneinander variieren, so sind sie dennoch detailreich gestaltet und bieten einiges an Abwechslung. Doch auch fortschrittliche Städte darf man bewundern. Die fantastische Weitsicht setzt dem ganzen noch die Krone auf. Obwohl beispielsweise einzelne Charaktere und Fahrzeuge nicht unbedingt absoluter High-End-Grafik entsprechen und nicht mit unzähligen Details bestückt sind, so ist „Just Cause 2“ dennoch ein wahrer Augenschmaus. Allein das Aufgebot an imposanten Explosionen, die natürlich zu jedem Actionspiel gehören, ist fantastisch.
Bei einer so gewaltigen Spielumgebung ist es schwierig, noch unzählige Details einzuarbeiten. Das Ausbleiben angepasster Reaktionsvielfalt der virtuellen Bewohner auf den Spieler lässt ein Dorf beispielsweise weniger lebendig wirken. Aufgrund der starken Handlungsfreiheit bei den Missionen kommt die Spieltiefe auch etwas zu kurz. Aber so etwas braucht dieses Spiel eigentlich nicht, denn alles, was mit Action zu tun hat, ist bei diesem Spiel nahezu perfekt inszeniert. Ab und zu klingen auch kleine amüsante Details zu abgeschlossenen Missionen durch, wenn im Radio Ricos Streifzüge über die Insel und deren Folgen von der Regierung bagatellisiert werden. Der Sound beschränkt sich eher auf Effekt- und Umgebungsgeräusche als auf Hintergrundmusik und erfüllt qualitativ alle Anforderungen von spielerischer Action.
In der Limited Ediition von „Just Cause 2“ erhält der Spieler für einen Aufpreis zusätzliche Inhalte zum Herunterladen. Darunter befinden sich eine neue Pistole und ein Sturmgewehr, ein cool gestalteter Fallschirm, ein Hovercraft mit Granatwerfer sowie ein protziger Chevalier Klassik. Zusätzlich erhält man eine gut gestaltete Karte der Insel mit einigen spielrelevanten Markierungen, welche einem einen guten Überblick über Panau verschafft.
Ganz ehrlich, „Just Cause 2“ macht der Bezeichnung „Action-Spiel“ alle Ehre! Wer auf eine ausgefeilte und komplizierte Story mit strengem Handlungsstrang zugunsten unfassbarer spielerischer Freiheit auf einer riesigen Insel verzichten kann, sollte bei diesem Spiel zuschlagen! Mit Fallschirm, Enterhaken, sowie zahlreichen anderen Waffen und Fahrzeugen bildet dieses Spiel einen paradiesischen Spielplatz für jeden, der Action und Zerstörung virtuell mit kreativer Handlungsfreiheit austragen möchte.