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Die Industrie- und Handelskammer in Kassel wird zum zentralen Punkt in diesem Kriminalroman. Damit ist auch klar, dass es sich bei dem Titel "Kammerflimmern" keineswegs um ein gesundheitliches Problem handelt.
Goldberg, Justiziar der Industrie- und Handelskammer, wird im Kasseler Rheinhardswald erhängt aufgefunden. In derselben Nacht brennt das Haus ab, in dem er gewohnt hat. Für Hauptkommissar Lenz und seinen jungen Kollegen Thilo ist dies zunächst ein Mord ohne Motiv. Durch eine Zeugenaussage werden die Kriminalbeamten auf die Spur des Schrotthändlers Patzke gelenkt. Patzke wurde durch eine Fehlberatung des Justiziars in den Konkurs getrieben und hat ihm gedroht. Doch Patzke ist verschwunden.
Nach einem schweren Unwetter taucht jedoch die Leiche von Patzke unweit der Stelle auf, an der Goldberg aufgefunden wurde. Als kurz darauf ein weiterer leitender Angestellter der Industrie- und Handelskammer bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben kommt wissen die Beamten, dass das alles kein Zufall sein kann.
Im Laufe ihrer Recherchen stoßen sie immer wieder auf den Namen Boris Blochin. Blochin ist ein russischstämmiger, in Kassel sehr erfolgreicher Jungunternehmer, der sowohl vom Leiter der Industrie- und Handelskammer als auch vom Oberbürgermeister der Stadt Kassel protegiert wird.
Als Paul Lenz anfängt, Boris Blochin in seine Untersuchung der Morde mit einzubeziehen, wird er vom Oberbürgermeister unter Druck gesetzt. Brisant wird die Angelegenheit dadurch, dass der Hauptkommissar seit mehreren Jahren ein Verhältnis mit der Frau des Oberbürgermeisters hat. Dieses Geheimnis versucht Blochin für sich auszunutzen und erpresst Paul Lenz.
Nach einem Treffen mit seiner Geliebten wird Lenz auf dem Heimweg von zwei Männern überfallen. Sie richten die Waffen auf ihn und Lenz ist sicher, dass er sterben wird. Aber die Männer schießen nur mit Farbpatronen. Lenz vertraut sich einem Kollegen an, der ihn unter Personenschutz stellen will.
Die Fahndung nach den Tätern läuft auf Hochdruck. Sie werden auf einem Parkplatz gestellt und kommen bei einem Schusswechsel ums Leben. Die Indizien, die am Tatort gefunden werden, lassen keinen Zweifel zu: Diese beiden Russen haben auch Goldberg und Patzke ermordet.
Aber es gibt noch keine handfesten Beweise dafür, dass Boris Blochin hinter diesen Verbrechen steckt. Ein Jahre zurückliegender Mordfall und ein Datenträger, den Goldberg seiner ehemaligen Sekretärin anvertraut hat, bieten neues Beweismaterial und die Schlinge um Boris Blochin und um den Leiter der Industrie- und Handelskammer in Kassel zieht sich immer enger zusammen.
Matthias P. Gibert hat einen schlüssig konstruierten, spannenden Kriminalroman geschrieben, der nicht nur das regionale Umfeld in Kassel sehr gut beschreibt, sondern auch politische und wirtschaftliche Korruption unter die Lupe nimmt. Dieses Buch gewinnt auch durch die fast liebevolle Beschreibung der menschlichen Schwächen des Ermittlers: seinen Kampf gegen die Nikotinsucht, seine Liebe zu einer verheirateten Frau, die er nicht kompromittieren will.
Der Schreibstil des Autors ist packend, ohne Schnörkel und leicht zu lesen.
Die Spannung, die er im Leser erzeugt, steigt von Seite zu Seite. Dieses Buch enthält alles, was ein spannender Kriminalroman haben sollte: Gewalt, die aber nicht bis ins letzte Detail beschrieben wird, Ermittler, die so menschlich sind, dass sich der Leser leicht mit ihnen identifizieren kann, natürlich jede Menge falscher Spuren, Zeugen, die plötzlich verschwinden, und eine kleine pikante Note durch die heimliche Affäre des Hauptkommissars mit der Frau des Oberbürgermeisters.
Alles in allem legt Gibert hier einen packenden Kriminalroman vor, bei dem man wirklich erst auf den letzten Seiten ganz genau weiß, wie das alles eigentlich zusammenhängt. Ein überaus empfehlenswertes Buch für alle, die gern selbst ein wenig mitdenken und mitermitteln möchten.