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Sergej Stanojkovski, der Regisseur des Films "Kontakt", bezeichnet ihn selbst als eine Allegorie auf die Liebe.
Zana ist seit ein paar Jahren in der geschlossenen Anstalt. Sie litt unter Depressionen, nun aber ist es soweit - sie darf die Klinik verlassen. Janko ist seit Jahren im Knast, er hat schon häufig die Vollzugsanstalt gewechselt, nun aber ist es soweit - er darf den Knast auf Bewährung verlassen.
Da kommt Novak ins Spiel, Jankos Halbbruder und Zanas Schwager. Er bekommt die Verantwortung für beide, denn sowohl Knast als auch Irrenanstalt wollen die beiden auf keinen Fall zurück. Mit den Anstaltsplätzen wird nach dem Balkankrieg gutes Geld gemacht, es werden "Insassen" gegen Geld aufgenommen, die untertauchen müssen - da ist für Rückfällige kein Platz.
Zana kehrt in das Haus ihrer Großmutter zurück, Janko wiederum erhält den Auftrag, den Garten und das jahrelang leer stehende Haus zu renovieren. Die beiden Charaktere sind sehr unterschiedlich. Zana scheint noch nicht in der Lage zu sein, ihr Leben wieder allein zu meistern. Schnell erkennt sie aber in Janko den Rettungsschwimmer wieder, der sie als Kind beim Schwimmen gerettet hat. Sie fasst Vertrauen und versucht langsam und vorsichtig Kontakt mit ihm aufzunehmen. Janko indes verbringt seine Nächte bei einer Prostituierten und ist tagsüber von den ständigen Kontaktversuchen Zanas genervt. Sie sind beide Außenseiter, sie introvertiert und verletzt, er gewalttätig und mürrisch. Trotzdem oder gerade deshalb, bemerken sie nach einiger Zeit, dass sie sich doch sehr ähnlich sind. Eine zurückhaltende Liebe nimmt ihren Anfang.
Der 1968 in Zagreb, Kroatien, geborene Regisseur Sergej Stanojkovski, legt mit "Kontakt" ein ruhiges Liebesdrama vor. Die Kulisse bildet das heutige Mazedonien, mit allen Beeinflussungen des Balkankriegs. Die politische Situation allerdings bleibt genau das, nur Kulisse. So werden zum Beispiel die korrupten Zustände in öffentlichen Anstalten, wie Gefängnisse und Irrenanstalten, angerissen, bleiben aber im Hintergrund. Ganz klar im Vordergrund stehen Zana und Janko, ihre Einsamkeit, ihre Gemeinsamkeiten und ihre Liebe zueinander. Der Regisseur und die Darsteller schaffen es diese zarte Liebe in geradezu schlicht zu nennenden Bildern und Dialogen darzustellen. Sie wirkt niemals aufdringlich, sondern genau so, wie sie ist - vorsichtig, nicht offensichtlich oder kitschig. Neben der ganzen Melancholie darf aber auch hin und wieder gelacht werden, was den Film noch sympathischer macht.
In Erinnerungssequenzen werden die Geschehnisse gezeigt, die zu Zanas Depressionen geführt haben. Leider kann man diesen nicht ohne nachträgliche Recherche entnehmen, dass sie ihren Mann mit ihrer Schwester im Bett erwischt hat. Zumal beide im Film sonst keine Rolle spielen, hätte dies durchaus deutlicher dargestellt werden können. Über Jankos Vergangenheit wird zudem wesentlich weniger erzählt. Es gibt keine Rückblenden und man weiß nur aus einigen wenigen Aussagen, dass er ein "Verbrecher" ist. Etwas mehr wäre auch hier interessant gewesen.
Der Film lief mit einigem Erfolg international auf 60 Festivals. Er entstand in Zusammenarbeit mit den TV-Sendern arte und ZDF im Jahr 2005. Die DVD enthält neben dem offiziellen Trailer zum Film auch ein interessantes Interview mit dem Regisseur. In diesem beantwortet er Fragen zu diversen Themen, darunter sind neben einigen anderen der politische Hintergrund der Story und der Realitätsbezug.
Eine ruhige, melancholische und lustige Liebesgeschichte, die auch ein wenig über die Situation im heutigen Mazedonien erzählt.