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In einem so genannten Krähennest, dem Ausguck eines kleinen Schiffs, wird der abgetrennte Kopf eines Mannes gefunden. Schließlich taucht auch der restliche Körper des Toten auf - ausgerechnet in einem Firmenwagen, der dem Arbeitgeber von Kommissar Luka Kroczeks Lebensgefährtin Teresa gehört. Schon bald stellt sich heraus, dass das Mordopfer vor seinem Tod für dieses Unternehmen gearbeitet hat. Teresa als Leiterin der Rügener Niederlassung der Firma, die Offshore-Windkraftanlagen betreibt, steckt schon bald tiefer in dem Fall, als ihr und Luka recht sein kann.
Während Luka, behindert von einer missgünstigen Kollegin, allen verfügbaren Spuren nachgeht, muss sich Teresa der Tatsache stellen, dass einer ihrer Mitarbeiter in seine eigene Tasche gewirtschaftet hat - in Zusammenarbeit mit dubiosen Betrügern. Luka hastet diversen falschen Fährten nach, und Teresa beschließt, die Unregelmäßigkeit in der von ihr geleiteten Niederlassung selbst zu untersuchen. Das bringt sie in immer größere Gefahr.
Luka ist Teresa der Liebe wegen nach Rügen gefolgt, wo sie nach der Uni ihren ersten Job erhalten hat - und gleich einen sehr verantwortungsvollen für eine Berufsanfängerin. Luka wiederum sieht sich als Wessi, der sofort eine gehobene Position besetzt hat, der Feindseligkeit einer Kollegin ausgesetzt, die selbst auf eine entsprechende Beförderung gehofft hat. Zwar hat Luka auch Rückhalt bei anderen Teammitgliedern, doch die angespannte Situation macht die Ermittlungen nicht einfacher, zumal bald Schwierigkeiten mit Teresa hinzukommen, die ihm ganz offensichtlich etwas verbirgt. Darauf, dass sie ihm ihre Sorgen in der Firma vorenthält und auf eigene Faust Nachforschungen betreibt, kommt er freilich nicht.
Mit Lokalkolorit kann Klara Holms Krimi enorm punkten - Rügen und seine Bewohner, auch das ein oder andere seit der Wende aufgetretene Problem werden anschaulich, lebendig und authentisch porträtiert und dargestellt. Dies vermag Freunde der Ostsee und von Deutschlands größter Insel zu begeistern. Auch passend angebrachte Gesellschafts- beziehungsweise Politikkritik fehlt nicht. Weniger überzeugt allerdings der allzu hastige Wechsel zwischen zahlreichen Verdächtigen, auf die sich der Leser gar nicht richtig einlassen kann. Während die Autorin Luka, seine engsten Kollegen und seine Freundin sehr plastisch und differenziert zeichnet, gelingt ihr das bei den vielen Randfiguren verständlicherweise nicht so recht - mit wenigen durchaus interessanten Ausnahmen. Das Herumhasten zwischen den vielen potenziellen Mördern wird unterbrochen von Teresas ziemlich verantwortungslosem Vorgehen - sie hat eine kleine Tochter und legt sich bewusst unmittelbar mit organisierten Verbrechern an -, ein weiterer Handlungsstrang, der jedoch wenig zum eigentlichen Fall beiträgt und vor allem den Stoff für massiven Beziehungsärger zwischen Teresa und Luka liefert. Die Empathie des Lesers wird hierbei gelegentlich etwas strapaziert.
Am Ende löst die Autorin beziehungsweise ihr Kommissar alles schlüssig und einigermaßen glaubwürdig auf. Es resultiert ein Krimi, der Rügenfans Lesespaß bereiten wird, auch wenn es ein paar Schwächen gibt - grundsätzlich kann die Lektüre empfohlen werden.
Eine Leseprobe bietet die Verlagsseite.
"Krähennest" ist nach Möwenfraß der zweite Krimi um Luka Kroczek.