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Auf einem Bauernhof in den Bergen zu wohnen ist wunderschön und idyllisch, bringt aber seine ganz eigenen Probleme mit sich. Besonders, wenn der Winter vor der Tür steht und die Kuh Rosa bald kalbt. Dies müssen auch Leni und Jakob erfahren.
Denn wenn es schneit, kann der Tierarzt nicht mehr zu ihnen herauf fahren. Und da geht es auch schon los. Flocke um Flocke schneit vom grau verhangenen Himmel herab. Bald schon sind nicht nur die Straßen nicht mehr passierbar, sondern der Hof ist auch noch vom Telefonnetz abgeschnitten. Selbst mit dem Handy bekommt Jakob keine Verbindung mehr.
Aber Leni weiß, was zu tun ist. Sie schnappt sich ihre Skier und in einer wilden Fahrt braust sie ins Tal hinab durch die dunkle, unwirtliche Nacht. Doch so ganz ohne Schwierigkeiten geht auch dies leider nicht ab. Nur gut, dass Leni nicht so einfach aufgibt. Und so steht sie bald vor dem Haus des Tierarztes, aber wie kommt dieser nun zum Hof hinauf? Denn die Straßen liegen unter einer meterdicken Schneedecke vergraben, aus der nur einige einsame Pfosten herausragen ...
Mit "Leni holt Hilfe" erzählt Ueli Ambühl eine Geschichte aus dem Alpenvorland. Das 32 Seiten starke gebundene Buch ist 2008 im Verlag atlantis erschienen. Die Geschichte handelt von zwei jungen Leute, die außerhalb des Dorfes leben und dort auf sich allein gestellt sind. Sie wohnen auf einem wunderschönen alten, traditionellen Hof mit Kühen, einem Hund, Ziegen, einem schönen Garten - es ist alles vorhanden, was so zum Landleben dazu gehört. Und nun bekommt die Kuh ein Kalb. Alle möglichen Vorbereitungen sind getroffen - aber gegen die Naturgewalten sind auch Leni und Jakob machtlos. So lernen die Kinder etwas vom Landleben und auch vom engen Zusammenleben mit der Natur und den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten. Man erfährt etwas davon, wie es auf so einem Bauernhof in den Bergen und in einem Kuhstall aussieht und das dieses Leben nicht nur idyllisch ist, sondern durchaus auch seine Härten haben kann.
Dabei ist die Geschichte nicht nur für Kinder, die auf dem Land leben, interessant. Gerade Stadtkinder verfolgen das Geschehen mit sehr viel Spannung. Welches Stadtkind hat schon einmal erlebt, wie ein Tierjunges geboren wird oder wie ein Schneefall das eigene Haus oder die Wohnung völlig von der Umwelt abschneidet, so dass selbst das Telefon nicht mehr funktioniert. Das ist sehr aufregend. In der Stadt sind die Straßen meistens ja in kürzester Zeit vom Schnee befreit und wieder befahrbar, die Natur lässt sich nicht so hautnah erfahren. Auch die Freuden, die der Winter mit sich bringt, sind Thema: Schlitten oder Ski fahren.
Leni zeigt, dass es fast immer eine Lösung gibt, wenn man nur die Augen offen hält und man mutig genug ist, sich in eine dunkel erscheinende, unwirtliche Umgebung hinaus zu wagen. Wichtig ist es, immer wieder aufzustehen, weiter zu gehen und den Spuren zu folgen. Und Spuren gibt es in dem Buch viele zu entdecken: Skispuren, Tierspuren, Fußspuren, und da hat doch tatsächlich jemand seinen Schal verloren ... Kindern macht es sehr viel Spaß, die Spuren im Schnee zu suchen und zu deuten und Leni auf den Bildern wieder zu finden, die ab und zu in der überwältigend erscheinenden Natur unterzugehen scheint.
Lika Nüssli hat die Geschichte mit wunderschönen künstlerischen Bildern in einem ganz eigenen Stil illustriert, der aber so realistisch gehalten ist, dass die Bilder für Kinder interessant bleiben. Graue und braune Farbtönen geben die Jahreszeit und Stimmung gut wieder. Von Erde, Wald und Schnee heben sich die rote Skihose und der gelbe Pulli von Leni leuchtend ab. Und so kann man gut verfolgen, wie sie durch den dunklen Wald ins Tal kurvt. Die Ausstattung selbst ist ein bisschen urtümlich, wenn man so die Skischuhe und die Skibindung betrachtet, dabei deutet das Handy darauf hin, dass die Geschichte in der heutigen Zeit spielt. Ungemütlich, kalt und nass strahlt der Wald etwas Wildes, Unbändiges aus. Die Dynamik und die Eile von Lenis rasanter Abfahrt sind gekonnt umgesetzt, schnell schießt sie ins Tal hinab - bloß keine Zeit verlieren. Im Tal ruht das Dorf, alles schläft, niemand ahnt die Tragödie, die sich draußen abspielt. Doch am Horizont graut bereits der Morgen ...
Ein schönes Bilderbuch für Kinder ab etwa fünf Jahren mit einer spannenden Geschichte, die in den Bildern gut umgesetzt wurde, und das immer wieder gerne zur Hand genommen wird.