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Die zarte Charlotte führt unter dem Namen Charlie ein Edelbordell, in dem sie ein scharfes Auge auf die Freier ihrer Mädchen hat, denn niemand darf den Prostituierten etwas antun, was diese nicht möchten. Selber gibt sich Charlie den amourösen Abenteuern nicht hin, obwohl es mehr als genug Angebote gibt. Da erscheint eines Tages der attraktive Jordan Lyndhurst, der siebte Earl of Calverton, in dem Amüsierbetrieb und verliebt sich augenblicklich in die aparte Madame Charlie, die den Annäherungsversuchen des charmanten Edelmannes nicht lange wiederstehen kann. Doch Charlie hütet ein düsteres Geheimnis, welches Jordan nicht in Erfahrung bringen darf, denn es würde ihre junge Liebe zerstören. Dabei ahnt Charlie nicht, dass Lyndhurst bereits mehr über sie weiß ...
Sahara Kelly schuf mit "Madame Charlie" einen leicht und locker zu lesenden Erotikroman, bei dem es nicht nur um aufgesetzten Sex geht, sondern um Erotik, Liebe und Zusammenhalt. Freilich gehört die Handlung nicht zu der sogenannten "hohen Literatur" und das Ende kann man getrost als einfallslos und klischeebeladen bezeichnen. Auch in Sachen Charakterisierung hat sich die Autorin nicht allzu viel Mühe gemacht. Madame Charlie und allenfalls noch ihre Dienerin Matty sind authentisch, glaubhaft und vielschichtig gezeichnet worden. Jordan Lyndhurst dagegen wirkt in all seiner Souveränität und Attraktivität eindimensional und austauschbar, so wie die vielen Nebencharaktere. Vom naiven, liebeshungrigen Püppchen bis hin zum frauenverachtenden Bösewicht reicht die Palette.
Die Figur der Madame Charlie ist der Autorin allerdings hervorragend gelungen, auch wenn Kelly das Potential dieses Charakters nicht vollkommen ausschöpft und sich in erster Linie auf die Erotik und den Sex konzentriert hat. Dabei vermeidet die Autorin geschickt die erotischen Szenen in plakative Pornographie abrutschen zu lassen. Einige der zwischenmenschlichen Zärtlichkeiten sind äußerst anregend und trotzdem wird im entscheidenden Moment nicht abgebrochen und der Sex bis zuletzt beschrieben.
Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist der Schauplatz London im Jahre 1815, der viel zu der Atmosphäre der Geschichte beiträgt. Leider war das Lektorat nicht immer wachsam und hat einige Fehler übersehen, insbesondere Wortwiederholungen, wie beispielsweise auf Seite 261:
"Als Spencer sie zu sich heranzog und sie in eines der Kleidungsstücke hüllen wollte, die auf der Treppe lagen, rannte sie ihn auf ihrem Weg zu
Charlie fast um.
"Meine Güte,
Charlie. Ist alles in Ordnung?, fragte sie.
Charlie erinnerte sich an ihr kleines, schwaches Lächeln, das sie in Jordans Armen zustande gebracht hatte."
Eindrucksvoll und sehr ansehnlich ist das Cover des Buches, welches auf einem edlen Schutzumschlag prangt, der das Taschenbuch umhüllt. Die Illustration strahlt eine natürliche Erotik aus, ohne diesen Eindruck durch zu viel nackte Haut zu zerstören.
Bedauerlicherweise wurde beim Klappentext und auch auf den Innenseiten des Schutzumschlags auf Blocksatz verzichtet, was auf Kosten der Anschaulichkeit geht.
Fazit:
Der Roman hält, was der Klappentext verspricht. Ein sehr erotisches Buch, in dem auch die Story nicht zu kurz kommt, selbst wenn diese mit allerlei Klischees aufwartet. Insbesondere das Ende ist sehr einfallslos ausgefallen. Leider sind auch die Charaktere nicht alle gut getroffen worden und gerade die männliche Hauptfigur, sowie unzählige Nebenpersonen, wirken blass und farblos.