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Pandoramicum war vor einigen Jahren der Auftakt zum Erzählspiel "Engel" von Feder & Schwert. Das interessante daran ist, dass die Geschichte in Form eines Comics dem Leser nahe gebracht wird. Durch das golden gestaltete Cover mit der bekannten Schrift und der schwarzen Zeichnung einer Traumsaatkreatur, vor der ein ikonenhaftes Bild eines Engels gezeichnet ist, reiht sich dieses Buch gestalterisch in die Reihe der anderen Regelwerke ein.
Die Geschichte spielt in der gleichen Zeit, in der die Trilogie Hiobs Botschaft spielt. Doch abgesehen von der zeitlichen Einordnung haben beide Geschichten nichts miteinander zu tun. Hauptperson ist Lâle, ein vierzehnjähriges Mädchen, das sich auf der Ordensburg der Ragueliten versteckt. Vor vielen Jahren kamen die Beutereiter in ihr Dorf und nahmen ihren Bruder Rabe mit. Ihr Vater ist daraufhin für immer verschwunden und ihre Mutter vor Kummer gestorben. Sie allein blieb von der Familie übrig und beschloss zum Himmel zu gehen. Durch ihr Alter dachte man, sie sei eines der Küchenmädchen und ließ sie hinein. Seither versteckt sie sich im Himmel und versucht näheren Kontakt zu ihrem Bruder zu bekommen. Doch ihren Bruder gibt es nicht mehr. Aus ihm wurde Rabiel, ein raguelitischer Engel, der keine Vergangenheit kennt.
Aber die Zeiten sind hart, denn das Fegefeuer, das sich seinen Weg durch das Land brennt, scheint nah am Himmel vorbei zu ziehen. Die Engel machen sich bereit gegen die Heerscharen der Traumsaat, die aus dem Fegefeuer kommen werden, zu kämpfen, als ein seltsamer Besucher bis zum Ab vordringt. Der Wanderer, wie man ihn nennt, warnt Ab Gundar davor, dass das Fegefeuer seinen Weg ändert und direkt auf den Himmel zusteuern wird. Doch seine Eminenz hört nicht auf die Warnung des Fremden, der ihn beschwört, das Pandoramicum zu blasen, das vor ewigen Zeiten schon die Mauern Jerichos zum Einsturz gebracht hat, damit die Geheimnisse der Ragueliten nicht dem Herrn der Fliegen in die Hände fallen. Allein Lâle, die alles mitgehört hat und dem Fremden folgt, schenkt ihm glauben. Der Wanderer verkündet ihr, dass sie eine Auserwählte ist, die verhindern muss, dass das Erbe der Ragueliten der Traumsaat in die Hände fällt.
Anfangs wirken die streng schwarz-weißen Zeichnungen kantig und ungewohnt und man braucht einige Zeit, um sich auf den Zeichenstil einzustellen. Dann jedoch spürt man, dass die Bilder wunderbar detailliert gezeichnet sind. Nicht nur die Texte selbst erzählen die Geschichte, sondern auch die Bilder tragen in sich eine erzählerische Botschaft. Der kantige Zeichenstil, der sehr schön zur Geschichte passt, wirkt jedoch nur bei statischen Bildern passend. Dynamische Bilder wirken unübersichtlich und eindimensional. Dadurch verliert man in den Kampfszenen rasch den Überblick, und fernere Personen oder Gegenstände wirken durch die fehlende Möglichkeit zur Perspektive seltsam verzerrt.
Die Geschichte an sich bringt dem Leser die Geschehnisse nahe, die den Fall des Himmels der Ragueliten begleitet haben. Da dies jedoch ein Ereignis ist, um das in der Spielwelt selbst viel gerätselt wird, bieten sich dem Spieler hier manche Einblicke, die er lieber erst im Spiel selbst erfahren sollte. Immerhin weiß nicht jeder, wer oder was die Engel wirklich sind.
Für den begeisterten Sammler ist es ein unbedingtes Muss, dieses Buch in den Händen zu halten. Für alle anderen ist es Geschmackssache. Die Geschichte an sich ist sehr schön düster und traurig, wie man es von dem Spiel selbst gewohnt ist. Doch leider verderben die Zeichnungen an sich die Lesefreude. Zum einen ist der puristische Zeichenstil ganz sicher Geschmackssache, zum anderen ist er zum Ausdruck von Bewegung und Aktion überhaupt nicht geeignet.