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 TO

A Space Fantasy


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Der japanische Regisseur und Produzent Fumihiko Sori ist auch hierzulande längst kein Unbekannter mehr, hat er doch mit den Anime-Filmen "Appleseed" und "Vexille" zwei solide Action-Granaten in die Kinosäle geworfen. Nach einer rund zweijährigen Pause meldete er sich 2009 mit "TO – A Space Fantasy" zurück. In zwei OVAs, die auf dem hierzulande größtenteils unbekannten SF-Manga "2001 Nights" von Yukinobu Hoshino beruhen, erzählt er vom Aufbruch der Menschheit zu den Sternen, von den Wundern des Weltraums und den ewigen Problemen des Menschengeschlechts: Krieg, Terror, Gewalt und Unterdrückung.

"Elliptical Orbit":
Die Frachtstation "Midnight Bazooka" kreist in der Umlaufbahn der Erde und versorgt die Mondbasis mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern, während die Menschen auf dem einstmals blauen Planeten, der nur noch ein von Profitgeiern ausgebeuteter Felsen ist, in ärmlichen Verhältnissen dahinvegetieren. Das Transportschiff "Flying Dutchman" dockt an die "Midnight Bazooka" an, es führt eine wertvolle Fracht von einem entlegenen Planeten mit sich, mit der die zukünftige Energieversorgung der Erde gesichert sein soll: Proton. Doch dann übernimmt eine Terrorgruppe die Station. Sie will das Proton als Waffe gegen die Mondbasis missbrauchen …

"Symbiotic Planet":
Der so genannte "Fünfte Planet" steht im Zentrum von Kolonialisierungsbemühungen sowohl des eurasischen als auch des amerikanischen Lagers, die einander misstrauen. Unter dieser Feindschaft leidet die Liebe zwischen dem Amerikaner Ion und der Eurasierin Arina, die auf eine Einigung der verfeindeten Parteien hoffen. Diese scheint in greifbare Nähe zu rücken, als die UNO einen Botschafter auf den "Fünften Planeten" aussendet, um die Verhandlungen zwischen den beiden Lagern zu überwachen. Doch dann kommt es zu einem folgenschweren Unfall: Ion wird von einem unbekannten Pilz befallen und muss unter Quarantäne gestellt werden. Trotz intensiver Gegenmaßnahmen kann sich der Pilz in der amerikanischen Kolonie ausbreiten. Diesen Vorfall will sich die eurasische Union skrupellos zunutze machen, um die Amerikaner endgültig zu beseitigen …

Regisseur Sori ist bekannt dafür, dass er nichts für den traditionellen Zeichenstil eines Studio Ghibli und Konsorten übrig hat und seine Filme lieber am Computer zusammenbastelt – wobei er ganz bewusst 3D-Hintergründe und -Kulissen mit Cel-Shading-Figuren füllt. Dadurch schafft er einen durch und durch hochkünstlichen Anime-Stil, der sich überdeutlich vom klassischen Zeichentrick abhebt, aber auch mit CGI-Overkill-Granaten à la "Final Fantasy VII: Advent Children" wenig gemeinsam hat – Soris persönlicher Fingerabdruck. Auch in "TO – A Space Fantasy" ist seine Handschrift in jeder Szene unverkennbar: Beeindruckende 3D-Animationen vereinen sich wunderbar mit zweidimensionalen Cel-Shading-Zeichnungen zu einem farbenprächtigen Computer-Anime, dessen mehrdimensionaler Stil gerade bei Sori-Laien gemischte Gefühle hervorrufen kann. Die Cel-Shading-Animationen entbehren bewusst eines Detailrealismus und fördern so ein Comic-Flair, das im krassen Gegensatz zu den detaillierten CGI-Hintergründen steht. Das Ergebnis fällt, wie schon bei Soris früheren Effektspielereien, zwiespältig aus: Technisch brillant – das steht außer Frage –, doch fehlt es dem Film an Wärme und Leben.

Sori ist aber auch berüchtigt dafür, dass er in seinen Filmen der Action und der Bildgewalt stets den Vortritt vor Handlung und Message gibt – mitunter wohl der ausschlaggebende Grund, weshalb sich an "Appleseed" und "Vexille" die Geister scheiden: Entweder findet man Gefallen an Soris CGI-Orgien oder man tut sie als oberflächlich und effektüberladen ab. Auch "TO – A Space Fantasy" bildet hier keine Ausnahme, wenn auch aus einem anderen Grund: In beiden Episoden wird versucht, zu viele Themen und Fragestellungen auf jeweils rund 40 Minuten unterzubringen. Krieg, Terrorismus, starre Feindbilder, soziale Ungerechtigkeit, die Zukunft der Energieversorgung – vieles wird angeschnitten, aber nicht weiter vertieft oder nur unzureichend weitergesponnen. Nur wenige Ideen blühen in der Kürze der Episoden wirklich auf, wie etwa die Frage, wie sich die Beziehung zwischen zwei Familienmitgliedern entwickelt, wenn einer der beiden mehrere Jahre in Kryostase verbringt – zweifellos das gelungenste Element von "Elliptical Orbit". Potential wird brach liegen gelassen, die Macher taten sich sichtlich schwer, die Flut an im Grunde gelungenen Ansätzen wirkungsvoll zu kanalisieren.

Ebenso wie die Ideen hätten auch die Figuren und ihre Beziehungen zueinander mehr Tiefe und Schliff vertragen. Sie wirken ebenso kühl und zweidimensional wie das Cel Shading, lediglich die schon angesprochene Familienbeziehung in "Elliptical Orbit" kann überzeugen – auch wenn hier etwas mehr Feinschliff nicht verkehrt gewesen wäre. Nicht anders verhält es sich mit dem Universum von "TO", seine Tiefen und Dimensionen, seine Phantasmen und Geheimnisse lassen sich nur erahnen. 86 Minuten Laufzeit sind eindeutig zu wenig, um einen ganzen Kosmos angemessen vorzustellen und darin eintauchen zu können, vor allem dann, wenn sich zwei vollkommen unterschiedlich erzählte Geschichten besagte Laufzeit auch noch teilen müssen. Skizzen, Momentaufnahmen – dies und nicht mehr sind die beiden OVAs, von denen zu hoffen bleibt, dass sie eine umfangreicher angelegte Serie einläuten. Material und Möglichkeiten bietet die Mangavorlage jedenfalls genug …

Ein paar Worte noch zur Blu-ray: Das Full-HD-Bild (1920x1080) besticht mit erstklassigem Schärfewert, knackigen Farben und klarem Kontrast. Der Ton punktet mit einer sauberen Dialogwiedergabe und kristallklaren Soundeffekten, doch so wirklich referenzverdächtig ist er doch nicht, dafür hätte er mehr Raumklang vertragen können. Die Extras bestehen aus Trailershows, Teaser und weiterem Werbematerial auf der einen, aus Interviews zu den beiden Episoden auf der anderen Seite. Der Blu-ray liegt ein Wendecover bei.

Fazit: Zwei optisch berauschende Space Operetten mit Botschaft und viel Potential, doch letzteres wurde von der Technik aus der Umlaufbahn geschleudert. Der große Fehler von "TO – A Space Fantasy" ist sein Bemühen, zu viel auf zu wenig Platz zusammentragen zu wollen, wodurch die zweifellos interessanten Ansätze oberflächlich wirken. Trotz seiner Schwächen versteht es "TO" dennoch zu unterhalten – sofern man sich mit Soris eigenwillig-künstlichen Stil anfreunden kann und die Lücken im "TO"-Universum für eigene Interpretationen nutzen will.

Michael Höfel



Blu-ray Disc | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4260034632868 | Erschienen: 28. Mai 2010 | FSK: 12 | Laufzeit: 86 Minuten | Originaltitel: TO | Preis: 18,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (DTS-HD 5.1), Japanisch (DTS-HD 5.1)

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